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Milch: Immer billiger produzieren für den China-Export

Die deutschen Molkereien liefern mittlerweile mehr Milch ins Ausland als an die heimischen Supermärkte. Von den 2012 erzeugten 30 Mio. t Milch gingen etwa 14 Mio. in den Export, berichtet die Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Vor allem in China ist seit den Skandalen ein regelrechter Run auf West-Milch entbrannt.

Lesezeit: 3 Minuten

Die deutschen Molkereien liefern mittlerweile mehr Milch ins Ausland als an die heimischen Supermärkte. Von den 2012 erzeugten 30 Mio. t Milch gingen etwa 14 Mio. in den Export, berichtet die Westdeutsche Allgemeine Zeitung. Vor allem in China ist seit den Skandalen ein regelrechter Run auf West-Milch entbrannt.

 

Das rettet den deutschen Molkereien derzeit den Umsatz. Während der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland seit Jahren sinkt, steigen die Ausfuhren deutlich – und dies wegen der hohen Weltmarktnachfrage zu steigenden Preisen. Die Zeitung vergleicht dies mit der Autoindustrie, die ebenfalls im Ausland Schwächen des Heimatmarktes ausgleicht, allerdings mit dem Unterschied, dass die Mitarbeiter davon profitieren. Die Milchbauern merken davon jedoch nichts.



„Uns geht es schlechter als vor dem Exportboom. Wir kriegen derzeit 32 Cent pro Liter, zwei Cent mehr als vor einem Jahr, zahlen aber fünf Cent mehr für die Produktion“, sagt Milchbauer Karl-Josef Vermöhlen aus Sonsbeck, der auch Chef des Landesverbands der Milchviehhalter in NRW ist. Er sieht die Milchbauern als Verlierer am Ende der Globalisierungskette. 9000 Landwirte mussten allein im vergangenen Jahr aufgeben. Die Konzentration scheint unaufhaltsam.

 

Vermöhlen kritisiert den weiten Transport seiner Milch nach Fernost, der unschlagbar billig möglich ist. Gleichzeitig drängt ihn die Molkerei, wegen des internationalen Wettbewerbs noch günstiger zu produzieren. „Das ist wohl unsere einzige Möglichkeit, obwohl wir wissen, dass es uns kaputt macht“, sagt der Rheinländer und fügt an: „Das Soja für die Kühe müssen wir auf der anderen Seite wieder importieren, es wird ebenfalls rund um den Globus verschifft. Das ist doch krank.“



Der Verband der Milchindustrie betont dagegen, auch die Erzeuger profitierten von der guten Lage am Weltmarkt. Er erwartet, dass auch das Milchgeld weiter steige. Asien, aber auch Nordafrika hätten einen „hohen Importbedarf“, heißt es in der jüngsten Marktanalyse. Das sei umso wichtiger, da der Milchkonsum daheim schwächelt. Die Alterung der Gesellschaft mache sich bemerkbar. Kinder trinken mehr Milch als Senioren.





Allerdings wird der Druck in der Branche von oben nach unten weitergegeben, merkt die WAZ weiter an. In Deutschland stehen an der Spitze vier Einzelhandelsriesen, die sich 85 % des Marktes teilen. Sie drücken möglichst niedrige Preise bei den Molkereien für ihre Supermärkte und Discounter durch. Von den Molkereien wiederum beherrschen die fünf größten den halben Markt. Sie bestimmen, wie viel Cent pro Liter beim Bauern ankommen. Von denen haben zuletzt in nur einem Jahr 9000 und damit jeder Zehnte aufgegeben. Die verbliebenen sind größer und produktiver, aber nicht glücklicher geworden. Die Globalisierung ist im Kuhstall angekommen. (ad)

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