Viele Landwirte in den Veredelungsregionen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen leiden unter einem Gülleüberschuss und müssen die Gülle weit exportieren, da sie die Phosphatgrenze bereits erreicht haben. Gleichzeitig kaufen sie N- und K-Dünger wieder zu. Das ist ökonomisch und ökologisch unsinnig, sagt die RWE-Tochter Innogy und will ein neues Verfahren zum Einsatz separierter Gülle in Biogasanlagen in Serie bringen. Dazu haben heute der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Franz-Josef Möllers, und Innogy-Vorstand Prof. Fritz Vahrenholt einen Kooperationsvertrag unterzeichnet.
So funktioniert das neue Konzept
Im Kreis Borken will RWE ab September für 20 Mio. Euro eine 9 MW-Pilotanlage bauen, die 2010 in Betrieb gehen kann (60 GWh/Jahr Gas, 8 GWh/Jahr Strom). Diese benötigt dann 200 000 t Gülle und Zwischenfrüchte pro Jahr, die die umliegenden Landwirte \- etwa 200 - liefern sollen, erklärte das Unternehmen am Freitag. Die Bauern könnten dazu Geschäftsanteile an der noch zu gründenden WLV-Gesellschaft zeichnen. Ablieferungsverträge soll es nicht geben. Ein Lohnunternehmer oder eine Maschinengemeinschaft würde dann mit einer mobilen Zentrifuge auf die Betriebe kommen und die Schweine- und Rindergülle separieren. Das Ergebnis wären 80 % flüssiger Dünger, der auf dem Betrieb bleibt (N,K) und 20 % feste Bestandteile (P), die zur Biogasanlage gehen. Das Phosphat würde somit aus der Region abgezogen, erläuterte Dr. Olaf Heil von RWE. Die Separationskosten von 3 Euro/m3 würde der Landwirt zahlen. Allerdings würde er später für die abgelieferten Feststoffe eine Rückvergütung bekommen. Alle Schritte wären in den Händen der landwirtschaftlichen Genossenschaft, gleichberechtigt neben dem Energieversorger. Das Gas werde zu normalen Marktpreisen verkauft, versicherte Heil. Das Abwasser der Biogasanlage soll nachher sogar Trinkwasserqualität haben, während die verbliebenen 140 000 t Feststoffe/Jahr deutlich besser pflanzenverfügbar seien.
Win-Win-Situation
Möllers und Prof. Vahrenholt bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages
Franz-Josef Möllers zeigte sich erfreut über dieses neue Konzept. Die Landwirte könnten nur profitieren, daher laufe alles auch auf freiwilliger Basis und werde bald Schule machen. Weitere zehn Anlagen könnten im Münsterland und in den Veredelungszentren Niedersachsens entstehen. Dabei sei es dem Verband sehr wichtig zu betonen, dass es keine Konkurrenz "Teller oder Tank" gebe. Auch die Pachtpreise würden sich nicht erhöhen. Anders als in der Vergangenheit seien die Bauern hierbei auf Augenhöhe mit dem Energieversorger und schließlich zu 50 % an der Gesellschaft beteiligt. Prof. Vahrenholt ergänzte, es handele sich hierbei um ein standortbezogenes Anlagenkonzept, das neue Einnahmequellen für die Betriebe schaffe. Die Nachfrage nach Biogas sei höher als das Angebot. Zudem schreibe der Gesetzgeber verbindlich vor, den Anteil an Biogas bis 2020 auf 6 Mrd. m3/Jahr und 2030 auf 10 Mrd. m3 zu erhöhen. Das seien 10 % des Gesamtbedarfs.
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