Die Ölsaatenindustrie steht einer Förderung und Ausweitung des Anbaus von Körnerleguminosen in Deutschland und der Europäischen Union sehr kritisch gegenüber. In einem Positionspapier zur Eiweißstrategie gibt der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) zu bedenken, dass einheimische Körnerleguminosen aufgrund fehlender ökonomischer Attraktivität nur einen marginalen Beitrag zur Versorgung mit Proteinfuttermitteln leisteten.
Sie seien trotz tierernährerischer Wertschätzung in ihrer Eiweißwertigkeit Raps- und Sojaschrot unterlegen. Eine Steigerung der Erzeugung von Körnerleguminosen müsste aufgrund begrenzter Flächen zu Lasten europäischer Hochertragskulturen gehen, wozu insbesondere Weizen und Raps zählten. Für diese Kulturen stelle Europa als vorzügliche Gunstlage die wichtigste Anbauregion mit den weltweit höchsten Flächenerträgen dar.
Soja als Eiweißfuttermittel durch Körnerleguminosen wie Futtererbsen, Ackerbohnen oder Lupinen zu ersetzen, sei weder ökonomisch sinnvoll noch ökologisch nachhaltig, resümierte der OVID-Vorsitzende Wilhelm F. Thywissen. Soja- und Rapsschrot seien in Deutschland und Europa die zwei wichtigsten Säulen der Proteinversorgung in der Tierernährung.
Mit dem Positionspapier reagiert OVID unter anderem auf eine vom Grünen-Europaabgeordneten Martin Häusling in Auftrag gegebene und 2011 veröffentlichte Studie mit dem Titel „Artenvielfalt statt Sojawahn“. Diese stelle eine umfassende Kritik an der Dominanz von Soja in der Fütterung dar. Dabei würden vor allem eine Renaissance des heimischen Leguminosenanbaus und gleichzeitig eine deutliche Abkehr von gängigen Verzehrsgewohnheiten durch eine radikale Minderung des Fleischkonsums gefordert, kritisiert OVID. (AgE)