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„Obama weiß um die Probleme von TTIP!“

Landwirt Alois Kramer saß am Sonntag beim Besuch von Barak Obama in Krün am Rande des G7-Gipfels auf Schloss Elmau zufällig neben dem US-Präsidenten. top agrar wollte wissen, über welche Themen gesprochen wurde. top agrar: Wie sitzt es sich neben dem mächtigsten Mann der Erde?

Lesezeit: 4 Minuten

Landwirt Alois Kramer saß am Sonntag beim Besuch von Barak Obama in Krün am Rande des G7-Gipfels auf Schloss Elmau zufällig neben dem US-Präsidenten. top agrar wollte wissen, über welche Themen gesprochen wurde.


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top agrar: Wie sitzt es sich neben dem mächtigsten Mann der Erde?

Kramer: Völlig entspannt. Präsident Obama ist sehr sympathisch und völlig uneitel. So wie er im Fernsehen wirkt, ist er auch in der Realität.


top agrar: Waren Sie von vorneherein für den Präsidententisch vorgesehen?

Kramer:  Überhaupt nicht. Ich wusste morgens beim Melken noch nicht, mit wem ich später bei Brezn und Bier am Tisch sitzen würde. Das war reiner Zufall.


top agrar: Wie kam es dazu.

Kramer: Eigentlich saß mein Vater an dem Tisch. Da er aber kein Englisch spricht, hat er mir seinen Platz überlassen.


top agrar: Über welche Themen haben Sie gesprochen?

Kramer: Es ging um bayerisches Essen, um unsere Trachten und um die Geschichte von Krün. Der Präsident fragte sehr sehr interessiert nach der Gründung unseres Ortes Krün, der vor über 700 Jahren aus zwei Milchviehbetrieben hervorgegangen ist.


top agrar: Ging es auch um Landwirtschaft?

Kramer: Ich habe ihm erzählt, dass ich vor Jahren ein Praktikum auf einem Milchviehbetrieb in Vermont gemacht habe(Anm. der Red.: US-Bundesstaat im äußersten Nordosten der USA an der Grenze zu Kanada).


top agrar: Und weiter?

Kramer: In Vermont gibt es wie bei uns viele Familienbetriebe. Ich habe Obama meine Sorgen mitgeteilt, dass solche Regionen, die sehr naturnah wirtschaften, bei der fortschreitenden Globalisierung des Welthandels auf der Strecke bleiben. Das wäre fatal, weil daran vor Ort auch viele Arbeitsplätze hängen. Ich persönlich sehe die laufenden TTIP-Verhandlungen vor allem in zwei Punkten kritisch. Erstens dürfen wir die hohen deutschen und europäischen Lebensmittelstandards nicht opfern. Zweitens halte ich die beabsichtigten Schiedsgerichtsverfahren für sehr undurchsichtig und befürchte, dass diese demokratische Entscheidungen unterlaufen können.


top agrar: Wie hat Obama darauf reagiert?

Kramer: Der Präsident weiß um die Probleme von TTIP, obwohl das Wort in unserem Gespräch gar nicht gefallen ist. Es sagte, er sehe das Thema auch differenziert. Bei Getreide sei ein freier Welthandel kein Problem, bei Obst und Gemüse müsse man genauer hinsehen. Mein Eindruck ist, dass Obama gut im Thema steckt.


top agrar: Gab es durch den G7-Gipfel viele Einschränkungen für Sie und Ihre Berufskollegen?

Kramer: Weniger als wir befürchtet haben. Die Polizei und die Organisatoren haben soweit wie möglich öffentliche und befestigte Flächen für die Logistik genutzt. Aber auch die Demonstranten waren überwiegend rücksichtsvoll und haben unsere Flächen nur wenig beeinträchtigt. Vielleicht liegt das auch daran, dass viel weniger gekommen sind.


top agrar: Hat es Schäden gegeben?

Kramer: Soweit ich das jetzt schon beurteilen kann nur geringe Schäden.


top agrar: Wie haben sich die Bauern auf die Einschränkungen vorbereitet?

Kramer: Wir haben die Futterernte vorgezogen oder auf die Zeit nach dem Gipfel verschoben, um sie wenig wie möglich fahren zu müssen.


top agrar: Welchen Eindruck haben Sie vom G7-Gipfel. Lohnt sich der Aufwand?

Kramer: Darüber kann man geteilter Meinung sein. Wann kommt die große Politik sonst mal in die Region? Wann kommt ein US-Präsident gemeinsam mit der Bundeskanzlerin mit den Menschen vor Ort ins Gespräch? Das macht die Politiker greifbarer und hilft vielleicht auch gegen die wachsende Politikverdrossenheit. Dazu gehören auch die Demonstrationen, wenn Sie so friedlich ablaufen wie bei uns. 


top agrar: Danke für das Gespräch.

 

Steckbrief:

Alois Kramer (46) bewirtschaftet in Krün einen reinen Grünlandbetrieb mit Milchvieh und Ferienwohnungen. Der Landwirt sitzt für die CSU im Gemeinderat von Krün, zu dem auch das Schloßhotel Elmau gehört. Kramer engagiert sich zudem als Ortsobmann und stellvertretender Kreisobmann von Garmisch-Partenkirchen für den Bayerischen Bauernverband und ist Vorstand der Forst- und Weidegenossenschaft in Krün.  

 

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