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Putin hat sich bei Importstopp verschätzt

Der russische Boykott westlicher Lebensmittel hat sein Ziel verfehlt. Die Folgen sind für die Bauern - zumindest in Deutschland - halb so schlimm, berichtet die FAZ. Der Hunger des Weltmarktes sei größer, als Putins Arm lang ist.

Lesezeit: 4 Minuten

Der russische Boykott westlicher Lebensmittel hat sein Ziel verfehlt. Die Folgen sind für die Bauern - zumindest in Deutschland - halb so schlimm, berichtet die FAZ. Der Hunger des Weltmarktes sei größer, als Putins Arm lang ist. Es sieht so aus, als bleibe die von Landwirten befürchtete Überschwemmung des europäischen Marktes mit Lebensmitteln, die für Russland bestimmt waren, aus.


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Die Preise für Schweine, Milch und Käse sinken zwar, auch jene für Getreide. Das aber sei ein schon länger währender Trend, der seine Ursache vor allem in guten Ernten und auch in dem überraschend niedrigen Erdölpreis hat, schreibt die Zeitung aus Frankfurt weiter.


Agrarökonomische Forschungen würden zeigen, dass der Erdölpreis einen großen Einfluss auf die Getreidepreise hat, und die Getreidepreise - also die des Futters - hätten wiederum großen Einfluss auf diejenigen tierischer Erzeugnisse. Erdöl steckt in vielen Formen im Essen: Es liefert Treibstoff für Traktoren und Transporte, es ist die Basis für Stickstoffdünger und die meisten Pflanzenschutzmittel.


Preisindex gesunken


Vor der Kulisse eines großen Angebots an Lebensmitteln bei stagnierenden Produktionskosten muss man die Agrarmärkte betrachten, wenn man die jüngsten Preisrückgänge erklären will. Die Preise für Nahrungsmittel auf der Welt sind zwar auch im russischen Importboykott-Monat August zurückgegangen. Sie sinken aber seit vielen Monaten und haben jetzt den tiefsten Stand seit September 2010 erreicht.


Der Preisindex der Weltagrarbehörde FAO sank im August um 3,6 %. Gefallen ist zum Beispiel auch der Getreidepreis, um fast 12 % seit dem Vorjahr. Dabei importiert Russland nur wenig Getreide aus westlichen Ländern, denn es ist selbst ein großer Exporteur. Auch Futtergetreide ist günstig wie seit vier Jahren nicht. Und Futtermittel stehen gar nicht auf der Moskauer Sanktionsliste. Es ist einfach so, dass die Getreidelager auf der Welt voll sind wie seit 15 Jahren nicht.


Anders beim Milchpreis


Anders ist es im Fall der Milch: Der jüngste Fall des Milchpreises hat laut der FAO mit dem Importstopp zu tun. Molkereiprodukte wurden im August um 11 % günstiger. Allerdings würden die deutschen Bauern tatsächlich zu viel Milch produzieren. „Wir melken aktuell definitiv mehr, als der Markt verträgt“, sagt Peter Guhl, Vorsitzender des MEG Milch Boards.


Auch das spricht nach Ansicht der FAZ nicht dafür, dass Russland der entscheidende Faktor ist. Es sieht eher so aus, als habe Putin einen Abwärtstrend kurzfristig verstärkt. Aber schon jetzt gebe es Anzeichen für eine Erholung der Preise. Die Futures an amerikanischen Börsen etwa erreichten in diesen Tagen sogar ein Allzeithoch. Denn in Großteilen der Welt wächst nicht nur das Angebot, sondern weiter auch die Nachfrage. Der Weltmarkt für Milcherzeugnisse sei „aufnahmefähig“, meint der Deutsche Bauernverband.


China fordert immer mehr


Ein Beispiel dafür ist China. Anders als Russland importiert das Land immer mehr Nahrungsmittel, im Sommerhalbjahr wieder 15 % mehr. Auch weil dorthin wieder mehr Milchpulver verschifft wurde, stieg der gesamte deutsche Agrarexport im ersten Halbjahr um 1,2 % auf 31,3 Mrd. Euro, obwohl Schweinefleisch aus der EU sogar schon auf der russischen Verbotsliste gestanden hatte. Selbst wenn der ganze agrarische Russland-Export ausgefallen wäre - das zunehmende Geschäft mit anderen Ländern hätte ihn kompensiert.


Am schlimmsten seien allerdings die Folgen für Obstbauern in Osteuropa, aber auch in Deutschland. Der Übersee-Export reicht nicht aus, um das verderbliche Obst an den Markt zu bringen. 800 000 t Äpfel aus Polen vergammeln teils auf den Plantagen. Die EU hilft diesen Bauern. Im Stil früherer Agrarpolitik kauft sie Teile der Ernte auf, um den Preisverfall zu stoppen.

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