Die Kritik am Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft reißt nicht ab. Anlass dieses Mal ist eine Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). So hat die Tierärztin und Mikrobiologin der Behörde, Annemarie Käsbohrer, laut NDR Keime in Schweine- und Geflügelställen gefunden, die gegen besonders wichtige Reserveantibiotika resistent sind. Die seien so bislang bei Keimen von Tieren noch nicht beobachtet worden, so Käsbohrer.

 

Wie der Sender berichtet, gehe es hier um Bakterien, gegen die selbst hochwirksame Antibiotika nicht mehr helfen. Diese Reserveantibiotika heißen Carbapeneme und wurden von der Weltgesundheitsorganisation als besonders wichtig eingestuft. Denn sie werden gegen lebensgefährliche Infektionen eingesetzt, oder wenn andere Antibiotika nicht mehr wirken. Mediziner seien alarmiert, heißt es.

 

„Wenn sich solche Bakterien bei Tieren ausbreiteten, kann man bald nicht mehr davon ausgehen, dass lebensbedrohliche Infektionen in jedem Fall sicher therapiert werden könnten“, so Holger Rohde, Facharzt für Mikrobiologie vom Universitätsklinikum Eppendorf. Wo die problematischen Keime in Deutschland genau aufgetaucht sind, wissen die Forscher des BfR nicht, weil die Daten direkt nach der Erfassung anonymisiert worden sind. Und auch wie sie überhaupt in die Mastställe gelangt sind, ist bislang unklar.

 

Der NDR sieht jedoch in dem „massiven Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung“ die Ursache für die Entstehung von verschiedenen antibiotika-resistenten Bakterien. Allein im Jahr 2011 hätten die Hersteller mehr als 1.700 t Antibiotika an Tierärzte in Deutschland ausgegeben.

 

Erstaunlich an dem aktuellem Fund sei, dass Carbapeneme, also die betroffenen hochwirksamen Antibiotika, in der Tiermedizin gar nicht eingesetzt werden dürften, sagt Veterinär Matthias Link aus Diepholz in Niedersachsen. Trotzdem wurden nun erstmals gegen sie resistente Erreger in deutschen Ställen gefunden. (ad)