Bundesagrarminister Christian Schmidt hat in der BILD am SONNTAG den „Kompetenzkreis Tierwohl“ erläutert. „Ich will, dass es den Tieren besser geht. Daher sollen diese Fachleute unter Vorsitz von Gert Lindemann Kriterien entwickeln, an denen konkrete Verbesserungen beim Tierwohl in der Landwirtschaft gemessen werden“, so der CSU-Politiker.
Als erste Maßnahme kündigte er Verbesserungen bei den Legehennen an. Künftig würden neue Stalleinrichtungen vor dem Kauf geprüft, ob sie tiergerecht sind. Dazu will er in dieser Woche Eckpunkte für ein entsprechendes Verfahren vorlegen. Änderungen strebt Schmidt dabei u.a. bei dem Töten männlicher Küken an: „Ich habe als verantwortlicher Politiker und Christ hier eine klare Meinung. Deswegen arbeiten wir an einer Geschlechtsbestimmung im Ei. Das heißt, dass man schon vor dem Schlüpfen des Kükens erfährt, ob es männlich oder weiblich wird. Auf jeden Fall dürfen sie nicht mehr als Eintagsküken sterben. Ich bin zuversichtlich, dass es gelingt, dies auch bald in die Praxis zu bringen.“
Bei den Schweinen prüft der Minister Möglichkeiten, die Ställe anzupassen, so dass sich die Schweine sich nicht weiterhin gegenseitig die Schwänze abbeißen. „Das ist übrigens das Ziel der Tierhalter selbst. Ich freue mich sehr, dass sie mitmachen“, so Schmidt gegenüber der Zeitung weiter. Mehr Platz und Beschäftigungsmöglichkeiten für die Schweine seien dafür eine Voraussetzung. Die Preise für die Verbraucher würden dadurch kaum steigen, ist er überzeugt. Fleisch bleibe preiswert.
Eine weitere Aufgabe des Kompetenzkreises ist laut Schmidt der Tiertransport. „Es muss Schluss damit sein, dass Tiere über einen ganzen Tag hinweg zum Schlachthof gefahren werden – manchmal sogar ohne Kühlung. Ich starte mit meinen Kollegen aus Dänemark und den Niederlanden noch in diesem Jahr eine Initiative zur Begrenzung der Tiertransportzeiten auf einen Richtwert von in der Regel acht Stunden. Wir werden uns gemeinsam für eine solche EU-Vorschrift einsetzen“, sagte er im Interview.
Schmidt setzt beim Tierwohl auf geballten Sachverstand
Insgesamt 16 Mitglieder zählt der „Kompetenzkreis Tierwohl“, der sich auf Einladung von Schmidt vergangene Woche in Berlin konstituiert hat. Dem Beratergremium unter Leitung des früheren niedersächsischen Ressortchefs Gert Lindemann gehören Verbandsvertreter aus den Bereichen Landwirtschaft, Tier- und Verbraucherschutz sowie Tiermedizin an, ferner Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, ein Vertreter der Kirchen, ein Berater sowie praktizierende Landwirte.
Der Kompetenzkreis wird sich den Angaben zufolge alle sechs Wochen treffen und Lösungsvorschläge für Problemstellungen erarbeiten. Den Auftakt soll die Frage der sogenannten „nicht kurativen Eingriffe“ bilden.
Schmidt bezeichnete das Gremium, in das bewusst keine Politiker berufen worden seien, als „Prüfinstanz für konkrete Vorschläge“, um die Umsetzbarkeit von Maßnahmen in die Praxis zu beurteilen. Zudem verstehe er den Kreis als „Ideengeber“. Ein Forum für die notwendige gesellschaftliche Diskussion zur Tierhaltung stelle der Kompetenzkreis aber nicht dar.
Lindemann stellte „offene und problemorientierte Diskussionen ohne Verbandsbezug“ in Aussicht. Der Kompetenzkreis werde sich auch um Detailfragen der Tierhaltung wie Stallgrößen und Haltungssysteme kümmern, dabei jedoch ethische Bewertungen mitberücksichtigen. Am Ende des Prozesses stehe als Ziel eine Nutztierhaltung, die ökonomisch tragfähig sei und von der Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert werde, erklärte der frühere Landesminister.