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Tierhaltung von morgen: Was will die Gesellschaft?

Welche Erwartungen stellt die Gesellschaft an die landwirtschaftliche Nutztierhaltung der Zukunft und wie reagiert die Landwirtschaft darauf? Mit dieser Frage beschäftigte sich am Mittwoch die Frühjahrstagung der Agrarsozialen Gesellschaft in Münster.

Lesezeit: 4 Minuten

Welche Erwartungen stellt die Gesellschaft an die landwirtschaftliche Nutztierhaltung der Zukunft und wie reagiert die Landwirtschaft darauf? Mit dieser Frage beschäftigte sich am Mittwoch die Frühjahrstagung der Agrarsozialen Gesellschaft in Münster. In einer kontroversen Diskussion mit den 120 Teilnehmern wurden vier Punkte deutlich:


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  1. Die Nutztierhaltung muss in Bezug auf Tierschutz und Tierwohl kontinuierlich verbessert werden.
  2. Ein funktionierendes Ordnungsrecht, das sowohl den Erwartungen der Gesellschaft als auch den Anforderungen der Landwirtschaft gerecht wird, muss idealerweise im Konsens mit den Landwirten weiterentwickelt werden.
  3. Mehr Tierwohl verursacht zusätzliche Kosten. Diese lassen sich nur dann decken, wenn die gesamte Wertschöpfungskette, Bauern, Schlachter und der Handel an einem Strang ziehen.
  4. Die Bemühungen der Agrar- und Ernährungswirtschaft für eine nachhaltige Tierhaltung müssen in eine gesellschaftliche Debatte über die Zukunft der Nutztierhaltung eingebunden werden, damit die Verbraucher die Möglichkeiten und Grenzen für mehr Tierwohl in Zukunft besser als bisher verstehen.


Was Bund und Länder planen


Dr. Katharina Kluge vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft kündigte an, dass die Regierung den rechtlichen Rahmen für die Tierhaltung mit Blick auf mehr Tierschutz und Tierwohl weiterentwickeln möchte. Wie im Koalitionsvertrag vereinbart will man auch auf EU-Ebene auf einheitliche höhere Tierschutzstandards drängen. Darüber hinaus plant die Politik vielfältige nationale Maßnahmen, beispielsweise die Einführung eines bundeseinheitlichen Prüf- und Zulassungsverfahrens für Tierhaltungssysteme sowie einen wissenschaftlichen Diskurs über die Größen tiergerechter Nutztierhaltung.

 

Auch auf Länderebene gibt es zahlreiche Aktivitäten. Dr. Ludger Wilstacke vom NRW-Landwirtschaftsministerium erklärte, dass deutliche und rasche Veränderungen in der Nutztierhaltung notwendig sind: „Wir wollen keine Trippelschritte, sondern große Schritte gehen.“ Um das zu erreichen, setze NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel unter anderem auf ordnungspolitische Maßnahmen, z.B. den Filtererlass oder den Verbotserlass zur Tötung von männlichen Eintagsküken.


Verbesserungspotenziale durch Forschung und Beratung aufzeigen


Der Berufsstand hält indes Eigeninitiative für deutlich zielführender als Ordnungsrecht. Die Landwirte hätten ein ureigenes Interesse, den Tierschutz und die Tiergesundheit zu verbessern, erklärte Dr. Bernhard Schlindwein vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband. Bestes Beispiel dafür sei die nordrhein-westfälische Informations- und Beratungsoffensive für mehr Tiergesundheit im Schweinestall. Diese werde den Landwirten viele Optimierungspotenziale aufzeigen, die sich auch ökonomisch auszahlten, ist Schlindwein sicher. In eine ähnliche Richtung arbeiten die NRW-Öko-Verbände. Jörn Bender, Vorstandsmitglied der Landesvereinigung Ökologischer Landbau NRW, stellte dazu die Leitfäden Tierwohl vor, die den Landwirten betriebliche Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen und die Kontrollen vereinfachen sollen.

 

Auch die Wissenschaft muss wichtige Beiträge leisten, das Tierwohl zu verbessern. Dr. Doris Lange, Geschäftsführerin der Deutschen Agrarforschungsallianz (DAFA), stellte die 2012 verabschiedete Nutztierstrategie der DAFA vor. Jetzt hapere es an der Umsetzung, monierte Lange. Die Nutztierstrategie drohe im „Klein-klein“ der verschiedenen Aktivitäten auf Bund- und Länderebene zu zerfasern. Das verlangsame die Umsetzung.


In der Diskussion gab es aber auch kritische Stimmen, die der DAFA empfahlen, sich auf die wirklich wichtigen Bereiche zu konzentrieren und nicht in regionalen Eifersüchteleien zu versinken. Die Verbraucher erwarteten nachvollziehbare Verbesserungen der Nutztierhaltung, ist sich Lange sicher. Diese Ansprüche müssten in einen nationalen Dialog eingebunden werden. Dafür müsse es in Deutschland eine Konsensdebatte geben. Offen blieb in der Diskussion, wer einen solchen Dialog moderieren kann.


Labels contra Brancheninitiative?


Entscheidend ist am Ende, dass die Verbraucher bereit sind, die höheren Aufwendungen für mehr Tierwohl zu bezahlen. Das geht grundsätzlich über Brancheninitiativen oder Labelkonzepte. Jochen Dettmer, Bundesgeschäftsführer von Neuland, stellte das Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes vor, dass inzwischen ein Jahr am Markt ist. Teilnehmende Landwirte erhalten dort einen festen Zuschlag pro kg Schlachtgewicht, dessen Höhe von den Auflagen abhängig ist.


Im Vergleich dazu setzt die Brancheninitiative Tierwohl auf einen gemeinsam von Landwirten, Schlachtern und dem Handel getragenen Ansatz, der einen betriebsindividuellen Tierwohlzuschlag pro Schwein ermöglicht, der getrennt vom Schlachtkörper ermittelt und ausgezahlt wird. Dafür will der Lebensmittelhandel in den kommenden drei Jahren insgesamt 200 Mio. € bereitstellen. „Die Brancheninitiative wird noch in diesem Jahr starten, 2015 wird das erste Geld ausgezahlt“, kündigte Dr. Hermann-Josef Nienhoff, Geschäftsführer von QS und Koordinator der Initiative an.

 

Die Politik beobachtet beide Ansätze mit großem Interesse, hieß es vom Bund und auch aus NRW gleichermaßen. „Entscheidend ist, wie viel Verbesserung des Tierwohls die Konzepte tatsächlich bringen und welche Breitenwirkung sie erreichen“, stellte Dr. Wilstacke vom NRW-Landwirtschaftsministerium abschließend klar. 


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