Nach Investitionen von mehr als 1,5 Millionen Euro in die technischen Anlagen des Vion Fleischzentrums Bad Bramstedt konzentriert das Unternehmen seine Rinderschlachtung in Norddeutschland nun voll auf diesen Standort in Schleswig-Holstein.
Mit der Kapazität von mehr als 3000 zu verarbeitenden Tieren in der Woche kann das Volumen des weitaus kleineren Standorts Anklam in Mecklenburg-Vorpommern aufgefangen werden. In Anklam wurden zuletzt noch 700 Rinder in der Woche geschlachtet, spätestens zum 30. September dieses Jahres soll hier die Produktion aufgeben werden. Das haben die Gesellschafter der Vion Anklam GmbH beschlossen.
In den vergangenen Jahren kooperierte der Standort schon sehr eng mit dem Vion Fleischzentrum Bad Bramstedt. Für Kunden und Lieferanten des Betriebes Anklam wird sich nichts ändern, so das Unternehmen weiter. Die Vion Zucht- und Nutzvieh bleibe ein verlässlicher Partner für die Erzeuger, die ihre Tiere bisher nach Anklam lieferten.
Ebenfalls zum 30. September soll die Vion-Zerlegung am Schlachthof Frankfurt am Main geschlossen werden. Die Kunden in der Mitte Deutschlands, Metzgereien und Lebensmitteleinzelhandel, würden in Zukunft von den Vion-Standorten Hilden im Rheinland und Crailsheim in Baden-Württemberg beliefert.
Backhaus hält Schließung für schweren Schlag für die Landwirtschaft
„Das ist ein Rückschlag für die Landwirtschaft und vor allem für die Tierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern", kommentiert Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Dr. Till Backhaus die Ankündigung. "Das bedeutet: Abbau von rund 70 Arbeitsplätzen im ländlichen Raum und längere Transportwege für die Tiere. Das kann ich nicht gutheißen“, so der Minister.
Der Schlachthof wurde nach der Wende neu errichtet. Er ist 1994 in Betrieb gegangen. Dies war einer der Standorte, die im sogenannten „Sektorplan zur Entwicklung der Schlachthofstruktur“ enthalten war. Er wurde mit EU-, Bundes- und Landesmitteln in einer Höhe von ca. 11,8 Mio. Euro gefördert. Alle Zweckbindungsfristen sind abgelaufen und Rückforderungen nicht mehr möglich.
„Viele vergessen, dass die Nutztierhaltung sich nach der Wende deutlich negativer entwickelt als man vorhergesehen hatte. Die Tierbestände sanken drastisch und über viele Jahre und der alte Stand wurde bisher nicht wieder erreicht. So beträgt der Schweine- und Rinderbestand auch jetzt nur etwa ein Drittel des Bestandes von der Vorwendezeit. Wir sind eine der viehärmsten Regionen Europas. Das sollte man sich vergegenwärtigen, bevor man die Landwirtschaft hier pauschal mit dem Begriff ‚Massentierhaltung‘ verurteilt“, so der Minister.
Am Schlachthof Anklam wurde bereits in 2006 die Schweineschlachtung eingestellt. Nun folgt die komplette Schließung. „Die Schlachthofbranche steht unter erheblichem Wettbewerbsdruck. Um Kostendegressionspotentiale erschließen zu können, werden kleinere Betriebsstätten geschlossen, das ist jetzt hier offenbar der Fall", so Backhaus weiter. Dieser Konzentrationsprozess ist seiner Meinung nach nicht gut, daher werde er das Gespräch mit dem Unternehmen suchen, um andere Lösungsansätze auszuloten.