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Wahlkampf: Grüne werfen Landwirten Qualzucht vor

Unter dem Titel „Qualzucht in der Tierhaltung“ haben die Grünen am Mittwoch eine neue Studie veröffentlicht. Darin stellt Prof. Dr. Bernhard Hörning von der Hochschule Eberswalde fest, dass sich der Gesundheitszustand der Nutztiere "durch starken Kostendruck und Hochleistungszüchtungen deutlich verschlechtert" habe.

Lesezeit: 4 Minuten

Unter dem Titel „Qualzucht in der Tierhaltung“ haben die Grünen am Mittwoch eine neue Studie (s.u.) veröffentlicht. Darin stellt Prof. Dr. Bernhard Hörning von der Hochschule Eberswalde fest, dass sich der Gesundheitszustand landwirtschaftlicher Nutztiere "durch starken Kostendruck und Hochleistungszüchtungen deutlich verschlechtert" habe.


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So habe sich etwa die Milchleistung von Kühen in den letzten fünf Jahrzehnten von knapp 4000 kg auf mehr als 8000 kg pro Jahr verdoppelt. Die hohen Milchleistungen begünstigten jedoch verschiedene Leiden wie Fruchtbarkeitsstörungen, Euter- und Klauen-Erkrankungen sowie Stoffwechselstörungen bei Milchkühen, heißt es in der Studie. Allein diese Krankheitskomplexe verursachten mindestens die Hälfte aller vorzeitigen Schlachtungen. So habe sich die Nutzungsdauer einer Kuh in den letzten vier Jahrzehnten auf nur noch 2,2 Jahre halbiert. Auch würden bis zu 90 % der Masthühner und Puten an Gelenkerkrankungen leiden, weil die Zucht auf "übergroße Brustmuskeln" zu einer Verlagerung ihres Körperschwerpunktes geführt habe.



"Die industrielle Landwirtschaft züchtet kranke Tiere. Wenn Verbraucher wüssten, wie Tiere durch ihre Zucht leiden müssen, würde vielen der Appetit auf Fleisch vergehen", erklärte der agrarpolitische Sprecher der Grünen, Friedrich Ostendorff, gegenüber der Saarbrücker Zeitung.


DBV: „Tierzucht“ als Wahlkampfthema vollkommen ungeeignet


Nach Auffassung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) belegt die Literaturauswertung von Prof. Hörning die Aussage, es gebe in der Tierhaltung eine Qualzucht, nicht. „Vielmehr säen die Grünen das Misstrauen gegenüber den landwirtschaftlichen Tierhaltern und das nicht zufällig einen Monat vor der Bundestagswahl“, erklärte Dr. Helmut Born, Generalsekretär des DBV.



„In der Studie wurde vollkommen vernachlässigt“, so Dr. Born, „dass Vitalität, Langlebigkeit und Krankheitsresistenz feste Bestandteile der Züchtungsziele sind. In der Folge sei die Sterblichkeitsrate in der Schweinemast und in der Ferkelerzeugung kontinuierlich rückläufig. Auch die Kosten der Tiergesundheit je Mastschwein, die den Aufwand für Tierarzt, Medikamente und Impfungen umfassen, gingen zurück. Bei den Milchkühen sei, anders als in der Studie behauptet, die Lebensdauer seit 10 Jahren konstant, ebenso gehe die Kälbersterblichkeit zurück, berichtet der DBV. Der gleiche Trend sei in der Geflügelwirtschaft zu beobachten. Born kritisiert zudem, dass die Studie auf Basis sehr „ausgewählter“ und teils älterer Literatur verfasst sei und auf keine eigenen Untersuchungen zurückgreifen könne.



Grundsätzlich sei festzustellen, erklärte Born, dass Bauern einen guten Blick dafür haben, ob in der Züchtung nachhaltige Ziele verfolgt werden oder nicht. Nur Tiere, die sich wohl fühlen, lieferten auch kontinuierlich und klimafreundlich hochwertige Nahrungsmittel wie Fleisch, Milch oder Eier.


Goldmann: Zucht auf Gewichtszunahme gab es in den 60er Jahren!


Genauso sieht es auch der Vorsitzender des Ernährungsausschusses, Hans-Michael Goldmann. "Die Grünen versuchen mit ihrer Studie die moderne Tierhaltung zu diffamieren und verkennen dabei, dass sich in der Zucht in den letzten Jahren Vieles zum Wohle der Tiere entwickelt hat", sagte er nach der Veröffentlichung.

 

Noch in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts sei die Gewichtszunahme das einzige Zuchtziel in der  Geflügelzucht gewesen. Heutzutage seien es dagegen deutlich mehr Ziele, unter denen ein Großteil tierschutz- und tiergesundheitsrelevant ist. "Der Züchtungsfortschritt ist auch bei anderen Tierarten enorm, darf aber nicht zur Qualzucht führen, sondern muss in überwiegendem Maße dem Wohle der Tiere dienen und den Qualitätsansprüchen der Verbraucher genügen", so der Tierarzt. Die Tiergesundheit muss seiner Meinung nach an die erste Stelle der Selektionskriterien rücken, was auch den Tierzüchtern und -haltern zu gute kommen würde.

 

Goldmann weist darauf hin, dass die Regierung den Qualzuchtparagraphen bei der Novelle des Tierschutzgesetzes umformuliert habe, damit das Qualzucht-Verbot seine intendierte Wirkung entfalten könne. "Somit haben wir für weitere Verbesserungen in der Tierzucht gesorgt." (ad)


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