Wissenschaftler und Forstbehörden sehen Anzeichen für ein möglicherweise vermehrtes Auftreten von Hantavirus-Infektionen in diesem Jahr. Diese, vor allem von Rötelmäusen übertragene Infektionskrankheit, verläuft meistens mild mit grippeähnlichen Symptomen, in Einzelfällen kann es allerdings zu schweren Verlaufsformen mit Nierenfunktionsstörungen kommen, die durch Dialyse behandelt werden müssen.
Wie das Friedrich-Loeffler-Institut mitteilt, haben Buchen und Eichen vor allem in Baden-Württemberg, Hessen, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Thüringen im letzten Jahr besonders viele Früchte getragen, was zu steigenden Rötelmauszahlen führen könnte. Eine Studie habe bereits im Herbst in Baden-Württemberg eine hohe Rötelmausdichte festgestellt, die in diesem Jahr zu einer massenhaften Vermehrung führen könnte. Das Robert Koch-Institut verzeichne zudem einen Anstieg Hantavirus-Infektionen beim Menschen.
In den meisten Jahren folgt auf einen Erkrankungsgipfel im Sommer ein Rückgang der Infektionen, der jedoch im vergangenen Herbst und Winter ausblieb. Vor dem Hantavirus-Ausbruchsjahr 2010 war zum Jahreswechsel 2009/2010 ein ähnliches Phänomen beobachtet worden. Betroffen sind insbesondere wieder Regionen mit bekannten Hantavirus-Endemiegebieten (z.B. die Schwäbische Alb, der Bayerische Wald, der Raum Osnabrück, das Münsterland).
Verlauf der Krankheit
Die Hantavirus-Erkrankung beim Menschen beginnt mit abrupt ansteigendem Fieber, Kopfschmerz und Schmerzen im Bereich des Rückens und Bauches. Oft treten auch Sehstörungen auf. Bei schweren Verläufen kommt es an den Folgetagen häufig zu Blutdruckabfall und Störungen der Funktion innerer Organe, insbesondere der Nieren. Bei der ärztlichen Blutuntersuchung fallen eine Verminderung der Blutplättchen (Thrombozyten) und eine Erhöhung des Serumkreatinins auf, im Urin lassen sich oft Eiweiß und rote Blutkörperchen nachweisen. Nach Überstehen der klinisch kritischen Phase heilt die Krankheit in der Regel folgenlos aus.
Eine spezifische Diagnostik erfolgt durch Nachweis von Antikörpern gegen das Hantavirus im Blut. Von besonderer Bedeutung für die Erforschung der Infektion ist die Analyse des genetischen Materials des Virus, das im Blut des Patienten nur in den ersten 1-3 Krankheitswochen vorkommt. Behandelnde Ärzte und Diagnostiklabore werden gebeten, dazu mit dem Nationalen Konsiliarlaboratorium für Hantaviren an der Charité Kontakt aufzunehmen, so das FLI. (ad)