Nachdem Stefanie Schmid im Schweinestall ihres Freundes Hannes Müller eine Webcam installiert hat, ging es im Internet rund. Auf www.bauerwilli.com berichtet sie von dem Hass, der den Landwirten entgegenschlug.
„Hannes und ich waren so motiviert, der Welt unsere moderne Landwirtschaft mit Hilfe einer Homepage mit GoPro-Videos, mit Fotos und Livecam, in den Sozialen Medien zu zeigen. Unsere Freitzeit ist dafür draufgegangen. Statt Freude über die Transparenz und der Offenheit eines landwirtschaftlichen Betriebes, schlug uns jedoch Hass entgegen. Ein Hass in der virtuellen Welt, der uns beide in einem unvorstellbaren Ausmaß denunzierte. Ich weiß es noch wie heute, was das für ein Stich ins Herz war, als ich Hannes Foto auf einer Collage im Vergleich mit einem Diktator im Internet gefunden hatte. Ein Foto von ihm in fremden Händen!
Ich brauchte einen Tag und eine Nacht, um ihn das zu zeigen. Und wenn dann noch Eltern mit Rat zur Seite stehen und jeder was anderes sagt und meint, da sie einem ja nur schützen wollen, dann ist es aus und man sitzt schreiend im fahrenden Auto, damit es kein anderer mitbekommt. (Wobei ich bei meinem Organ nicht so ganz sicher bin.) Viele unserer Freunde und Familienmitglieder haben bis heute noch keine Ahnung, was da alles abgelaufen ist und wie es uns dabei ging. Aber das müssen sie auch nicht, es reichten Gott sei Dank zwei um sich zu stützen!
Ausg‘sessen is! Obwohl ich mir noch bisschen Vorwürfe mache, dass ich Hannes überhaupt zur Öffentlichkeitsarbeit bewegt habe. Wir hätten es zumindest heute ruhiger. Jedoch, Hannes hatte es voll begriffen, welche Chance in der Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft steckt und er hat es verinnerlicht, so dass er nun selbst Ideen entwickelt. Mittlerweile muss ich ihn sogar bremsen. Das freut mich „unbandig“.
Heute sind wir beide um eine Erfahrung reicher – dankbar wäre übertrieben. Wir haben bei dem prägnanten Ereignis unglaublich viel gelernt, sei es im Umgang mit den sozialen Netzwerken und deren Nutzer und über strategische Vorgehensweisen. Wir gewannen auch die Erkenntnis, dass Landwirte nur gemeinsam bzw. mit dem vor- und nachgelagerten Bereich über die Landwirtschaft und die Erzeugung heimischer Lebensmittel aufklären können. Nur so können wir unsere Wirtschaftsweise erhalten.
Übrigens, die absurden Gedanken vom Sommer sind mit dem Sturm im sozialen Netzwerk gegangen, dennoch bin ich nach wie vor eine mittelschwere Kritikerin von Hannes. Gute Kritik ist die Basis für Weiterentwicklung und neue Ideen zum Wohle der Tiere. Genauso wird er auch von mir gelobt und ich sage ihm, dass ich stolz auf ihn bin. Ich stehe voll und ganz hinter meinem Lieblingslandwirt! Und wer weiß, welche Rolle ich noch im neuen Jahr für seinen Betrieb spielen werde?"