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Weltmarkt oder Streichelzoo?

Es ist ein Rekord, über den sich in diesen Tagen kaum jemand freut. Noch nie haben die deutschen Landwirte so viel Fleisch wie im vergangenen Jahr erzeugt. 3,5 Mio. Rinder, 58,7 Mio. Schweine und 638 Mio. Hühner wurden laut dem Statistischen Bundesamt im Jahr 2014 in Deutschland geschlachtet. Ein Kommentar...

Lesezeit: 2 Minuten

Es ist ein Rekord, über den sich in diesen Tagen kaum jemand freut. Noch nie haben die deutschen Landwirte so viel Fleisch wie im vergangenen Jahr erzeugt. Ein Kommentar von Matthias Schulze Steinmann vom Wochenblatt Westfalen-Lippe.



3,5 Mio. Rinder, 58,7 Mio. Schweine und 638 Mio. Hühner wurden laut dem Statistischen Bundesamt im Jahr 2014 in Deutschland geschlachtet. Die produzierte Fleischmenge stieg gegenüber dem Vorjahr um 1,3 % und stellt selbst das bisherige Rekordergebnis aus dem Jahr 2011 in den Schatten. Vegane Ernährung mag ein öffentliches Thema sein, aber Fleisch bleibt in aller Munde.



Anders als bei den stets positiv begleiteten Meldungen über Exportrekorde bei Autos oder Industrieanlagen ist die öffentliche Debatte um die Tierhaltung aber zunehmend von den vermeintlichen Schattenseiten des Booms geprägt. Der Fokus liegt auf Antibiotikagaben, Nitrat im Grundwasser und Defiziten beim Tierwohl – nicht auf Arbeitsplätzen und Wertschöpfung im ländlichen Raum. Die Branche wird für ihre guten Ergebnisse nicht gefeiert. Sie muss sich öffentlich rechtfertigen.



Dass es den Tieren in den größeren und moderneren Ställen besser geht als im Anbindestall aus der guten alten Zeit, geht dabei genauso unter wie die großen Fortschritte bei der Lebensmittelsicherheit. Dass hierzulande jeder achte Arbeitsplatz an der Landwirtschaft hängt, fällt genauso unter den Tisch wie der Verweis auf die schon hohen Standards in der deutschen Tierhaltung.



Stattdessen werden Forderungen nach der „Agrarwende“ zusehends zum Wahlkampfschlager. Die Verbraucher verzichten zwar nur selten an der Ladentheke auf den Fleischeinkauf. Sie stimmen an der Wahlurne aber zunehmend für eine immer landwirtschaftskritischere Politik, oft geprägt von Schwarz-Weiß-Bildern und Agrarromantik. Folgt man den öffentlichen Bekundungen, dann wünschen sich die Bürger eine Tierhaltung wie im Streichelzoo. Schaut man auf ihr Einkaufsverhalten, dann wollen sie diese aber zu einem Preis, der sich selbst mit weltmarktfähigen Strukturen nur schwerlich darstellen lässt.



Diesen Spagat werden die Betriebe nicht leisten können. Sie dürfen deshalb nicht müde werden, die gesellschaftlichen Debatten aktiv zu gestalten und den Verbrauchern vor Augen zu führen, was geht und was nicht. Die aktuellen Rekordzahlen sollten niemanden blenden: Die Frage lautet nicht mehr, ob die deutschen Bauern in der Lage sind, die heimischen und zunehmend auch die ausländischen Märkte erfolgreich zu bedienen. Die Frage lautet, ob man sie auch in Zukunft noch lässt.

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