In der Europäischen Union zeichnet sich für 2016/17 erneut eine unterdurchschnittliche Zuckerproduktion ab. So korrigierte die EU-Kommission in ihrem aktuellen Herbstbericht die Erzeugungsprognose für das laufende Wirtschaftsjahr um 0,5 Mio t auf jetzt 16,9 Mio t Zucker nach oben. Damit würde zwar die Vorjahresmenge um 2 Mio t oder 14 % übertroffen, aber der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre verfehlt. Die Kommission begründet ihre nun etwas optimistischere Voraussage mit einem größer als bislang geschätzten EU-Zuckerrübenareal, das sich auf etwa 1,5 Mio ha belaufen soll.
Ihre Rübenertragsprognose beließen die Brüsseler Fachleute bei 73 t/ha, womit das Niveau der vergangenen fünf Jahre erreicht würde. Daraus ergäbe sich für 2016/17 in der Gemeinschaft eine Rübenernte von 110 Mio t; das wären 8 % mehr als im Vorjahr. Allerdings betonen die Experten, dass noch große Unsicherheit über den tatsächlichen Zuckergehalt der Knollen bestehe. So hätten die Rüben in Frankreich, den Niederlanden, Belgien und im Vereinigten Königreich im Frühling zunächst unter Nässe gelitten. Dann hätte das Sommerwetter mit Blick auf die Erträge und den Zuckergehalt ein Aufholen ermöglicht.
Allerdings werde die Ernte zurzeit durch das Wetter erschwert. In anderen Mitgliedstaaten wie Polen deute die Ertragsprojektion auf eine sehr gute Ernte hin, aber Kälte und Regen könnten am Ende der Vegetationszeit noch zu einem Risiko werden, heißt es in dem Herbstbericht. Mit Blick auf die Zuckerpreise erwartet die Kommission nun eine weiterhin feste Entwicklung und begründet dies zum einen mit den ohnehin geringen Lagerendbeständen in der Gemeinschaft, die in der laufenden Vermarktungssaison im Vergleich zu 2015/16 um 22 % auf nur noch glatt 1 Mio t Zucker sinken dürften. Außerdem zeichne sich zum zweiten Mal in Folge ein Produktionsdefizit auf dem Weltmarkt ab, was von umfangreichen Spekulationen der Fonds an den internationalen Terminbörsen für Zucker begleitet werde.
Für weiteren Auftrieb in den kommenden Monaten könnte das möglicherweise recht frühe Ende der Zuckerrohrernte in Brasilien sorgen. Dagegen ist das Abwärtsrisiko nach Einschätzung der Kommission recht gering. So könnten die Fonds kurzfristig umfangreiche „Wetten“ auf steigende Preise an den Terminbörsen für Agrarprodukte auflösen, wenn die US-Zentralbank (Fed) die Leitzinsen im eigenen Land erhöhen würde. AgE