An der Universität Bonn wurde jetzt ein neues Forschungszentrum gegründet, das Wege zu einer nachhaltigeren Milchwirtschaft aufzeigen und das Wohlbefinden der Kühe steigern soll.
"Das Wohlbefinden der Tiere rückt aus ethischen und ökonomischen Gründen in den Mittelpunkt. Wenn eine artgerechte Haltung zu besseren Produkten führt, liegen auch die wirtschaftlichen Vorteile auf der Hand", erklärt Susanne Plattes, Tierärztin und Koordinatorin des neuen Zentrums für Integrierte Milchwirtschaftliche Forschung (Center of Integrated Dairy Research – CIDRe). Deshalb testen die Forscher auch Quantität und Qualität der Milchprodukte.
In dem neuen Forschungszentrum sollen mehrere agrarwissenschaftliche Fachrichtungen zusammen arbeiten. Im Versuchsstall mit 62 Kühen wird unter anderem erfasst, wieviel Futter eine Kuh frisst und wie viel sie sich bewegt. Wasseraufnahme, Milchfluss und Milchinhaltsstoffe sowie Herzfrequenz sind weitere Parameter, die digital aufgezeichnet werden. Das Verhalten der Tiere wird in Zusammenarbeit mit der Universität Halle-Wittenberg analysiert.
Die Wissenschaftler wollen das System der Milchwirtschaft möglichst vollständig mit Hilfe der Messdaten erfassen und darauf aufbauend Modelle entwickeln. "Damit können wir dann verschiedene wichtige Fragen beantworten", sagt Plattes. "Etwa wie sich Lösungen des Zielkonflikts zwischen größerer Bewegungsfreiheit und der damit verbundenen höheren Ammoniak- und Geruchsemission finden lassen."
Darüber hinaus interessiert die Wissenschaftler, ob Kühe mit hoher Milchleistung ein erhöhtes Gesundheitsrisiko aufweisen. Auch ökonomische Fragestellungen werden bearbeitet, wie etwa die unterschiedliche Entwicklung der Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung auf Acker- und Grünlandstandorten.