Nach Ansicht des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) müssen umgehend mindestens die 900 Mio. € der Superabgabe der letzten beiden Jahre für wirksame Sofortmaßnahmen für die Milchviehhalter eingesetzt werden. Denn auch für die kommenden Monate zeichne sich für den Milchmarkt keine Besserung ab. Wenn jetzt nicht schnell und effizient Geld auf die Höfe gebracht werde, würden viele Betriebe die nächsten Monate nicht mehr überstehen, schreibt der Verband in einer Mitteilung.
„Angesichts der riesigen Dimension der Krise ist es zwingend erforderlich, dass finanzielle Hilfen so eingesetzt werden, dass man damit eine maximale Hebelwirkung erreicht und so ein vielfacher Effekt der eingesetzten Mittel erzielt werden kann“, erklärt BDM-Vorsitzender Romuald Schaber. „Geldverteilen im Gießkannenprinzip bringt nicht diese erwünschten Effekte. Deshalb ist es notwendig, die finanziellen Hilfen mit der Reduzierung der Milchanlieferung zu verbinden. Um die Wirkung der Sofortmaßnahmen zu verstärken, müsste die EU-Milchproduktion zudem zeitlich befristet gedeckelt werden. So würde sich jeder eingesetzte Euro vervielfachen.“
Bei einer angenommenen Ausgleichsleistung von 30 Cent/kg nicht gelieferter Milch wäre eine Reduzierung der Milchanlieferung um 2,7 Mio. Tonnen möglich, so der BDM. Damit wäre das von Dr. Jens Schaps, Generaldirektion AGRI der EU-Kommission, genannte Übermengenproblem von 2-3 % der EU-Produktion weitgehend beseitigt. Der Markt könnte sich so schnell bereinigen, rechent der Verband vor.
Schaber weiter: „Die maximale Schadensbegrenzung bei den Milchviehhaltern muss jetzt oberste Prämisse allen Handelns sein. Dafür braucht es ganz dringend schnelle finanzielle Hilfe über Sofortmaßnahmen, aber genauso dringend die Installation von strukturellen Kriseninstrumenten, die in der Lage sind, solchen schwerwiegenden Krisen rechtzeitig wirksam zu begegnen.“
„Wir schlagen uns jetzt mit den Folgen einer Krise herum, die niemals dieses Ausmaß angenommen hätte, hätte man frühzeitig und präventiv gehandelt, als die Marktsituation sich schon deutlich abgezeichnet hat“, kritisiert Schaber die Bundesregierung und die Verbände der Molkerei- und Ernährungsindustrie, die viel zu lange die Krise negiert und ausgesessen haben. „Jetzt reicht´s! Es ist fünf nach zwölf für die Milchviehhalter!“