Die Europäische Union hat ein Einfuhrverbot für Milchprodukte aus der Ukraine verhängt. Begründet wurde dieser Schritt mit dem Fund von Antibiotika-Rückstanden in gelieferten Partien. Darauf hat der Generaldirektor des ukrainischen Verbandes der Lieferanten von Einzelhandelsketten, Alexey Doroschenko hingewiesen.
Doroschenko zeigte sich selbstkritisch und beklagte „die unehrliche Einstellung der ukrainischen Milcherzeuger“. Aus Kostengründen sei es nicht möglich, alle Milchanlieferungen auf verbotene Inhaltsstoffe zu prüfen. Im Rahmen des EU-Assoziierungsabkommens waren der Ukraine am 1. Januar 2016 Quoten für die zollfreie Lieferung von Milchprodukten in die EU zugesprochen worden. Genehmigt wurden 8.000 t Milch, Joghurt und fermentierte Milchprodukte sowie jeweils 1.500 t Milchpulver und Butter. Allerdings konnten die Ukrainer die Qualitätsstandards ihrer Milchprodukte seitdem nicht einhalten.
Dass die Qualität der ukrainischen Milchprodukte unzureichend ist, hatte Mitte Juli bereits die Generaldirektorin des staatlichen Laborzentrums Kievoblstandartmetrologiya, Irina Kravchenko, bestätigt. Nach ihren Angaben werden zwischen 20 % und 100 % des Milchfetts in der einheimischen Butter durch andere kostengünstigere Fette ersetzt. Die schlechte Qualität der Milch ist unter anderem eine Folge der niedrigen Rentabilität in der Milchbranche und des Versuchs der Erzeuger, Kosten zu sparen.
Nach Angaben des Staatlichen Statistikamtes hat sich die ukrainische Milchproduktion in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,3 % auf 5,1 Mio. t verringert. Nach den Berechnungen des Agrarökonomen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), Andrey Yarmak, könnte es 2016 auf dem ukrainischen Markt allerdings einen Milchüberschuss von 800.000 t geben; diese Menge sei bisher auf dem russischen Markt abgesetzt worden.