Die Talfahrt des Milchpreises könnte vorerst gestoppt sein. Der durchschnittliche EU-Erzeugerpreis für Milch im Juli liegt bei 30,03 Cent/l. Das geht aus aktuellen Zahlen der EU-Preisbeobachtungsstelle für den Milchmarkt hervor.
Nach monatelangen Tiefwerten bedeutet dies eine hauchdünne Stabilisierung, im Juni betrug das Mittel noch 29,99 Cent/l. Zuletzt gab es im Februar ein ähnliches Plus, das jedoch nicht den Umschwung einläutete. Wie die Experten der Beobachtungsstelle ebenfalls festhalten, sanken in der Woche zum 1. August die Futterkosten um 1,3 % und die Energiekosten um 5,9 %, jeweils verglichen mit der Lage vier Wochen zuvor.
Unterdessen zeigen sich Branchenvertreter weiterhin besorgt. Der Präsident des Landesbauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Rainer Tietböhl, nutzte vergangene Woche einen Termin mit Ministerpräsident Erwin Sellering, um die angespannte Situation zu diskutieren.
Verantwortlich machte er neben der hohen Milchanlieferung in Deutschland auch das russische Einfuhrverbot für Milchprodukte, das für zusätzlichen Druck auf die Preise sorge. Gleichzeitig kritisierte er den Lebensmitteleinzelhandel, allen voran den Discounter Aldi, für deren Preispolitik. Dieser habe den Preis für das 250-Gramm-Stück Butter dauerhaft auf 79 Cent gesenkt, auch andere Molkereiprodukte würden in Folge des Verfalls der Erzeugerpreise billiger.
„Den Kunden freut es, wenn er wieder weniger pro Packung zahlt, aber die Verantwortung eines Lebensmittelhändlers für eine nachhaltige Milchproduktion in Deutschland sieht anders aus“, so Tietböhl. Zu einem funktionierenden Markt gehöre nicht nur Preismacht, sondern auch Verantwortung für die gesamte Wertschöpfungskette. (AgE)