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Milchpreis bis auf 15 Cent gefallen: Milchviehhaltung vor dem Aus?

Nach Angaben mehrerer Molkerei-Vertreter gegenüber der „FAZ“ sind die Auszahlungspreise für Milch regional auf 18 bis 19 Cent pro Kilo (entspricht fast 1:1 dem Liter) Frischmilch gefallen. DBV-Präsident Rukwied sagt, wenn es dauerhaft unter 20 Cent bleibt, hat die Milchproduktion in Deutschland keine Zukunft mehr!

Lesezeit: 3 Minuten

Dramatische Entwicklung für die verbliebenen gut 70 000 Milchbauernhöfe in Deutschland, deren Zahl sich in den vergangenen 20 Jahren bereits halbiert hat: Nach Angaben mehrerer Molkerei-Vertreter gegenüber der „FAZ“ sind die Auszahlungspreise für Milch regional auf 18 bis 19 Cent pro Kilo (entspricht fast 1:1 dem Liter) Frischmilch gefallen. Im März hatten die großen, deutschen Molkereien noch um die 24 Cent je Kilogramm gezahlt, berichtet die Bildzeitung.


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Eine Molkerei aus Nordrhein-Westfalen soll laut BDM beispielsweise einem Teil ihrer Lieferanten derzeit sogar nur 15 Cent pro Liter Milch zahlen, melden die heute-Nachrichten. Und eine Handelsgesellschaft aus Berlin zahle 18 Cent pro Liter Milch an die Landwirte und eine Molkerei aus Aurich, Ostfriesland, 19,5 Cent pro Liter Milch. Auch im Allgäu seien die Preise gesunken, hier werde laut BDM jedoch im Schnitt noch 23,5 Cent pro Liter Milch an die Landwirte gezahlt.Der Preis sei laut Vertretern der Molkereibranche erstmals unter die Marke von 20 Cent gefallen. Am Dienstag wollen nun in Brüssel die EU-Landwirtschaftsminister über das Thema sprechen.


Damit sind die ohnehin schon niedrigen Einnahmen der Milchbauern innerhalb weniger Wochen um 30 Prozent eingebrochen. Beim Discounter kostet der Liter Milch derzeit 46 Cent – weniger als manches stille Marken-Mineralwasser („Evian“, „Volvic“), so die BILD weiter.


Um kostendeckend wirtschaften zu können, brauchen deutsche Milchbauern im Schnitt aber etwa 40 Cent je Kilogramm. Dieser Stand wurde zuletzt 2014 erreicht. DBV-Präsident Joachim Rukwied zu BILD: „Wenn der Milchpreis dauerhaft unter 20 Cent fällt, hat die Milchproduktion in Deutschland keine Zukunft mehr. Bei solchen Preisen kann kein Milchbauer mehr überleben.“ Er prognostiziert: „Das wäre das Ende für die Milchviehbetriebe in Deutschland.“


Die Bundesregierung will ihnen jetzt mit einem mindestens zweistelligen Millionenbetrag helfen, über den am 30. Mai bei einem Milchgipfel gesprochen werden soll. Aus dem Agrarministerium hieß es zuletzt, dass Hilfszahlungen von 60 bis 100 Millionen Euro möglich seien. Sie sollten als Direkthilfen an die Milchbauern fließen, könnten aber an Kriterien gebunden sein, wie etwa die Modernität der Ställe hinsichtlich des Tierwohls.


Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) schließt unterdessen eine Wiedereinführung der Milchquote kategorisch aus. Ausschlaggebend für die Milchschwemme seien vor allem die schwache Nachfrage aus China, das Russland-Embargo und eine ruinöse Überproduktion in Übersee (USA, Neuseeland), heißt es.


Der Handel weist die Kritik unterdessen entschieden zurück: Die Molkereien hätten die Milch billiger angeboten, das gebe man an die Verbraucher weiter. Der Handel sei nicht für das aktuelle Überangebot an Rohmilch verantwortlich.


Wer verdient am meisten an der Milch?


Das Institut für Ernährungswirtschaft (ife) in Kiel hat im Herbst nachgerechnet, wer bei einem Supermarktpreis von 55 Cent je Liter Milch (mit 3,5 Prozent Fett) wie viel abbekommt. Ergebnis: Dem Landwirt in Deutschland bleiben 42 Prozent (oder gerundet 23 Cent), nachdem vom Auszahlungspreis auch noch die Transportkosten (2,5 Prozent/1,5 Cent) zur Molkerei gedeckt sind.


  • 7 Prozent (4 Cent) bleiben beim Staat (Mehrwertsteuer).
  • 11 Prozent (6 Cent) entfallen auf den Handel, der davon unter anderem die Kühl- und Lagerkosten tragen muss.
  • Die Verpackung ist mit 15,5 Prozent (8,5 Cent) ein enormer Kostenfaktor. Der „Grüne Punkt“ für die Entsorgung der Verpackung schlägt mit zusätzlichen 3 Prozent (1,5 Cent) zu Buche.
  • Die Molkereien, die für die Verarbeitung und Abfüllung sorgen, erhalten 14,5 Prozent (8 Cent) vom Endverbraucherpreis.
  • Auf dem Weg zum Einzelhandel gehen weitere 4 Prozent (2,5 Cent) für Lagerung, Transport, Verwaltung und Marge drauf.


Die Gewinnspannen sind bei einem Kampfpreis von 46 Cent natürlich geschrumpft. Entsprechend steigt der Druck auf die Milchbauern, so die Zeitung abschließend.

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