Friedrich Ostendorff, Agrarsprecher der Grünen, befürchtet einen Strukturbruch in der Milcherzeugung. Die Zahl der Betriebe werde bei der aktuellen Marktsituation weiter sinken. Es bestehe dringender Handlungsbedarf. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt lasse die Milchbauern jedoch mit ihrer Existenzangst im Regen stehen.
„Wir sehen uns mit einem Strukturbruch konfrontiert, der die Milcherzeugung in Deutschland verändern wird“, erklärt der Bundestagsabgeordnete in seiner Stellungnahme zu der im Dezember veröfftentlichten Zahl der milchviehhaltenden Betriebe. Die Zahl der Milchviehbetriebe sei im zweiten Halbjahr 2015 von knapp 75 000 um 2 % auf 73 255 gefallen. In den vergangenen zwölf Monaten habe die Zahl der Betriebe um 4,2 % abgenommen. Da Ostendorffs Einschätzung zufolge frühestens zum Sommer mit einer Erholung der Märkte gerechnet werden könne, würden bis dahin zahlreiche weitere Betriebe aufgegeben.
Für Minister Schmidt sei es daher jetzt dringend Zeit zu handeln. Doch der Agrarminister versuche, diese Milchkrise auszusitzen. Schmidt betreibe zusammen mit dem Deutschen Bauernverband eine „Steigbügelpolitik“ für die Molkereien und die Discounter, kritisiert Ostendorff. Solange keine Milch-Mengen vom Markt kommen, werde sich auch an der Lage der Betriebe nichts ändern. Der Landwirtschaftsminister dürfe sich einer Zusammenarbeit mit den Bundesländern und den Bauernorganisationen außerhalb des Bauernverbandes nicht mehr verweigern, dafür sei die Situation zu ernst.
Ostendorff fordert den Minister auf, sich auch gegenüber den Lebensmittelunternehmen vehement für faire Preise einzusetzen und dafür zu sorgen, dass Preiserhöhungen auch an die Erzeuger weitergegeben werden und nicht im Handel stecken bleiben.