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ARD-Bericht: Haben rbb-Redakteure Landwirte bewusst getäuscht?

Das ARD-Magazin Kontraste erhebt in seinem Beitrag „Amtlich verordnete Tierquälerei?“ vom 25.8.2016 um 21.45 Uhr schwere Vorwürfe gegen Sauenhalter. top agrar sprach mit Ferkelerzeuger Dr. Rudolf Lüdemann, der dem Filmteam im Vorfeld des Berichtes Rede und Antwort stand.

Lesezeit: 6 Minuten

Das ARD-Magazin Kontraste erhebt in seinem Beitrag „Amtlich verordnete Tierquälerei?“ vom 25.8.2016 um 21.45 Uhr schwere Vorwürfe gegen Sauenhalter. top agrar sprach mit Ferkelerzeuger Dr. Rudolf Lüdemann, der dem Filmteam im Vorfeld des Berichtes Rede und Antwort stand, sowie seinem Berater Dr. Dirk Hesse und Michiel Taken, Betreiber des Schweinehochhauses in Sachsen-Anhalt, über ihre Erfahrungen.


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Dr. Lüdemann, Sie sind vor dem ARD-Bericht „Amtlich verordnete Tierquälerei?“ von einem Kamerateam des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) zum Thema Kastenstände befragt worden. Worum sollte es in dem Bericht gehen und was hat Ihnen das Filmteam zum geplanten Inhalt vorab erklärt?


In den Vorgesprächen wurde meinem Berater Dr. Dirk Hesse von der rbb-Mitautorin Frau Kulozik signalisiert, dass im Beitrag die verschiedenen Standpunkte zum Einsatz von Kastenständen in der Sauenhaltung dargestellt werden sollen. Wir haben uns deshalb dazu entschlossen, unsere Stalltüren zu öffnen und dem Filmteam fachliche Informationen zu geben. Der verantwortliche Redakteur Herr Svehla hat uns die Ausrichtung des Beitrages kurz vor dem Betreten des Stalles noch einmal bestätigt. Daher haben wir das rbb-Team bereitwillig filmen lassen.



Welche Fragen wurden gestellt? Welche fachlichen Antworten konnten Sie geben?


Mir wurden etwa zehn fachliche Fragen gestellt, die ich teilweise relativ ausführlich beantworten konnte. U.a. ging es um das Thema Tiergesundheit. Man wollte z.B. von mir wissen, ob es in größeren Kastenständen zu vermehrten Tierverletzungen kommt, was ich für die Tage der Rausche eindeutig bejahte. Als gelernter Tierarzt konnte ich viele Fachinformationen geben, die für eine objektive Berichterstattung sehr gut gepasst hätten. Zudem sollte ich Stellung zu einem Gutachten nehmen, in dem ein Verbot von Kastenständen gefordert wird, weil Sauen darin angeblich Verhaltensstörungen zeigen. Ich habe geantwortet, dass die dieser Aussage zugrunde liegenden wissenschaftlichen Untersuchungen teilweise über 20 Jahre alt sind und wir die Sauen mittlerweile ganz anders füttern. Bei ad libitum-Fütterung z.B. sind die Tiere viel ruhiger, da sie gesättigt sind.

 

Wie viel Minuten von den Drehaufnahmen sind letztendlich im ARD-Bericht erschienen?


Insgesamt dauerten die Filmaufnahmen in unserem Betrieb über fünf Stunden. Aus unserem Stall wurden dann aber nur zwei Filmsequenzen von wenigen Sekunden ausgestrahlt. Einmal sind die frisch abgesetzten Ferkel im Verbindungsgang zu sehen. In einer zweiten Szene sieht man die Warteställe mit Abruffütterung.

 

Sie selbst sind im Bericht gar nicht zu Wort gekommen. Wie hat der rbb das Ihnen gegenüber begründet?


Dass meine Antworten nicht gesendet wurden, begründete der rbb damit, dass man kurz vor der Sendung aus aktuellem Anlass den Schwerpunkt der Sendung ändern musste. Als Landwirt, der sich viel Zeit und Mühe gegeben hat, um fachlich fundierte Informationen zu liefern, finde ich diese lapidare Antwort des rbb enttäuschend. Das hört sich für mich eher nach einer billigen Ausrede an. Ich fühle mich vom Rundfunk Berlin-Brandenburg getäuscht!

 

Würden Sie trotz der negativen Erfahrungen bei der nächsten Anfrage nochmals für ein Interview zur Verfügung stehen? Wenn ja, was treibt Sie an?


In jedem Fall. Wir Landwirte müssen uns immer wieder der Öffentlichkeit stellen, auch wenn es schwerfällt. Wir sollten allerdings auch noch viel stärker selbst aktiv werden, damit solche Berichte in Zukunft objektiv bleiben und sachlich richtig werden.

 

Dr. Hesse, der ARD-Bericht strotzt nur so vor reißerischen Aussagen, Vorwürfen gegen Tierhalter usw. Wollen Sie gegen den rbb vorgehen? Was planen Sie?


Der ARD-Bericht strotzt nicht nur vor reißerischen Aussagen, sondern auch vor Fehlern. Ich kenne keine Sau, die in vier Jahren 180 Ferkel bekommt. Ich habe zudem den Eindruck, dass Schweinehalter und Veterinäre bewusst diffamiert werden sollten. Mittlerweile haben wir den Rundfunkrat des rbb eingeschaltet und dem zuständigen Redakteur Herrn Svehla 32 Fragen zum Inhalt des Berichtes zugeschickt. Wir wollten zum Beispiel wissen, warum die Körperhöhe der Sauen mit einer falschen Methode gemessen wurde und warum man die Filmaufnahmen aus dem Betrieb von Herrn Dr. Lüdemann nicht ausgestrahlt hat. Die Antworten des Redakteurs waren leider völlig unbefriedigend. Die Fragen und Antworten, die an Herrn Svehla geschickt wurden, finden Sie

.

 

Herr Taken, Ihnen wird vorgeworfen, dass Sie Ihre Sauen in zu kleinen Kastenständen halten. Stimmen die Vorwürfe? Welche Kastenstandbreiten stehen in Ihrem Deckzentrum?


Im Jahr 2015 wurden wir im Rahmen einer Kontrolle darauf hingewiesen, dass man unsere Kastenstände teilweise für zu schmal hält. Wir haben daraufhin fast den gesamten Besamungsbereich umgebaut. Seit Anfang 2016 haben wir etwa 21 Stände mit ca. 70 cm Breite, 41 mit ca. 75 cm, 13 Stück mit ca. 80 cm, 55 mit ca. 85 cm und 18 mit ca. 90 cm Breite im Deckzentrum stehen. Die Sauen sind heute entsprechend ihrer Körpergröße in den Kastenständen aufgestallt. Außerdem werden noch etwa 20 Sauen nach dem Absetzen in Gruppen gehalten. Das hätte Herrn Peifer bei seinem letzten nächtlichen „Besuch“ eigentlich auffallen müssen. Die Umbaumaßnahmen haben die zuständigen Veterinäre übrigens gesehen, kontrolliert und dokumentiert. Mängel wurden nicht gefunden.


Dr. Hesse, wie sollten sich Landwirte vorbereiten, wenn sie um ein Interview gebeten werden? Welche Tipps haben Sie?


Wichtig ist, dass man sich entsprechenden Anfragen stellt. Erfahrungsgemäß läuft die Berichterstattung in 10 bis 30 % der Fälle zwar nicht so wie gedacht. Aber was ist die Alternative? Wenn wir uns nicht den kritischen Fragen der Medien stellen, geht die Berichterstattung in 100 % aller Fälle schief.


Wichtig ist auch, Ruhe zu bewahren und sich durch keine auch noch so tendenziös empfundene Frage aus der Fassung bringen zu lassen. In jedem Fall sollte man „unabhängige“ Zeugen hinzubitten, oder alle Fragen und Antworten selbst per Video mitschneiden. Das haben wir z.B. getan.


Überlegen Sie sich vorher auch gründlich, welche Informationen Sie als Fachmann geben wollen. Und teilen Sie Ihre Informationen in jedem Fall dem Gegenüber mit, egal an welcher Stelle. Politiker machen es genauso.

Und wer Fragen hat, kann sich gern an mich oder an www.frag-den-landwirt.com wenden. Dort haben bereits mehrere Landwirte ihre Erfahrungen mit solchen und ähnlichen Interviews geschildert.

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