Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Maissilage 2013 - Silomais in Dosenform

Lesezeit: 5 Minuten

Maissilage lässt sich auch in Rundballen pressen. top agrar stellt das Verfahren vor.


Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Stellen Sie sich eine Konservendose mit Eintopf vor: Sie können sich jeden Tag eine neue zubereiten und haben immer eine „frische“ Mahlzeit auf dem Teller. Essen Sie stattdessen längere Zeit aus einem großen Topf, schmeckt das Essen irgendwann nicht mehr. „Genau so funktioniert auch das Prinzip mit unseren Maisrundballen“, sagt Rainer Fischer aus Damme.


Er ist Geschäftsführer der Fischer Agrartechnik GmbH und setzt überbetrieblich eine Press-Wickel-Kombina-tion von Göweil ein, mit der er Mais, Lieschkolbenschrot oder auch Pressschnitzel zu Rundballen verarbeiten kann. Vor allem bei Rinderhaltern mit geringem Vorschub im Fahrsilo ist dieses Verfahren sehr gefragt. „Durch das Nacherwärmen geht Futterqualität verloren. Bei Rundballen besteht diese Gefahr nicht“, erklärt er. Anders als im Fahrsilo kann keine Luft eindringen.


Stationäre Presse:

Die Press-Wickel- Kombination stellt Fischer dort auf, wo die Ballen auch gelagert werden sollen. Das verkürzt die Transportwege. Der Mais wird mit Häckselwagen oder einem Teleskoplader in den Bunker gefüllt. Ein Kratzboden führt das Mate­rial automatisch der Presskammer zu.


Ab hier ähnelt das Gerät einer gewöhnlichen Festkammerpresse. Einziger Unterschied: Statt Stäben oder Rollen übernimmt ein über die ganze Ballenbreite von 1,20 m durchgehendes Band das Formen des Ballens. Bröckelverluste werden aufgefangen und der Kammer wieder zugeführt. Wie bei einer normalen Press-Wickel-Kombi für Gras wird der Ballen von der Presskammer auf den Wickeltisch übergeben und von zwei Vorstreckern mit Folie eingestretcht.


Pro Stunde schafft Fischers Presse rund 40 Ballen. Die Stapellogistik muss also entsprechend leistungsfähig sein, damit es nicht zum „Ballenstau“ hinter der Presse kommt. Die Siloballen von Lohnunternehmer Fischer sind fünffach mit Mantelnetz oder -folie und achtfach mit Stretchfolie gewickelt. Bei einem Durchmesser von 1,15 m hat jeder Ballen der Göweil-Presse ein Volumen von 1,3 m3 und wiegt je nach TS-Gehalt des Materials zwischen 850 und 950 kg. Andere Firmen wie Agronic oder Orkel bieten zudem Maispressen an, die kleinere Ballendurchmesser von 0,85 oder 1,0 m produzieren können.


Mit knapp 700 kg/m3 kann die Pressdichte es mit einem gut gewalzten Fahrsilo aufnehmen. Dabei ist die Dichte stets gleichmäßig, während sie im Fahrsilo entscheidend vom Befüllungszustand und vom Geschick des Walzschlepper-Fahrers abhängt. Der Durchsatz von rund 35 t pro Stunde kann allerdings nicht mit einer schlagkräftigen Häckselkette mithalten, daher passt das Verfahren eher auf kleine Schläge.


Druschreifer Mais:

Wer Maissilage in Rundballen pressen möchte, muss sich jedoch auch in anderer Hinsicht umstellen: Die Pflanze sollte mindestens 40 % TS haben. „Dass der Mais dann fast druschreif ist, ist für viele Kunden gewöhnungsbedürftig“, sagt Fischer.


Diese hohen TS-Gehalte sind aber nötig, weil Sickerwasser den Ballen nicht verlassen kann und das Futter weniger schmackhaft werden lässt. Zudem sind die Ballen bei TS-Gehalten unter 30 % nicht mehr formstabil.


Der Siliererfolg ist trotz des trockenen Materials sehr gut. Untersuchungen der Landesanstalt für Landwirtschaft in Bayern (LfL) bescheinigen den Ballen zudem sehr geringe Frischmasseverluste während der Lagerung. Sie lagen bei einem Fütterungsversuch zwischen 0,1 und 1,2 %. „Angesichts dieser Zahlen sind TM-Verluste in der Praxis zwischen 3 und 4 % durchaus möglich“, erklärt Dr. Johannes Ostertag von der LfL in Grub. Zum Vergleich: In Fahrsilos wird mit Trockenmasseverlusten von mindestens 7 bis 10 % kalkuliert.


„Durch das Wickeln sind aerobe Verluste der Silage sehr gering. Vorausgesetzt, die Folie wird nicht beschädigt“, so Ostertag weiter. Das entspricht auch den Beobachtungen von Lohnunternehmer Fischer: „Weil die Verluste geringer sind, benötigen viele Kunden in der Ernte nach dem ersten Presstermin weniger Anbaufläche bei gleicher Tierzahl.“


Hoher Futterwert:

Und Dr. Thomas Jilg vom Landwirtschaftlichen Zentrum Aulendorf ergänzt: „Bei gleichem Hygienestatus ist die Futterakzeptanz trockener Silagen meistens höher, weil sie weniger Säure enthalten.“


Untersuchungen der belgischen Universität von Gembloux ergaben zudem deutlich geringere Ammoniak-Gehalte der Ballensilage im Vergleich zum Fahrsilo, was für einen guten Silierverlauf spricht. Der Zielwert von max. 5 % am Gesamtstickstoff wurde eingehalten. Das bedeutet, dass der Proteinabbau im Futter gering ist und die Schmackhaftigkeit gleichzeitig steigt.


Hohe Kosten:

Die Kosten für die Maisballen sind deutlich höher als bei der konventionellen Silagebereitung im Fahrsilo. Allein das Pressen der 1,3 m3-Ballen kostet rund 20 € pro Stück. Der Wert eines Ballens beträgt samt des enthaltenen Futters rund 80 € plus Mehrwertsteuer.


Nach Untersuchungen des Schweizer Kompetenzzentrums für Landwirtschaft ist die Silierung von Mais im Siloballen damit um 80 % teurer als im Fahrsilosystem – die geringeren Verluste nicht berücksichtigt. Zwar lassen sich noch 2 bis 3 € einsparen, indem die Ballen nur sechsfach mit Folie gewickelt werden. Davon rät Lohnunternehmer Fischer mit Blick auf die Beschädigungsgefahr jedoch ab.


Wo passt das System hin?

Bei größeren Verbräuchen ist das Fahrsilo günstiger. Wenn dagegen kleine Futterportionen in Top-Qualität gefragt sind, werden Ballen interessant. Die Kälbermast ist hier ein klassisches Beispiel. Auch das Pressen von Komponenten wie Lieschkolbenschrot, Pressschnitzel oder CCM für die Milchviehration kann Sinn machen. Denn bei hohen Außentemperaturen steigt der Verlust an Inhaltsstoffen und Trockenmasse an.


„Mais in Ballenform ist außerdem sehr gut handelbar“, sagt Hugo Thesing aus Südlohn-Oeding. Der Landwirt verkauft 400-kg-Maisballen überwiegend an Kälbermäster, aber auch Pferdehalter zählen zu seinen Kunden.


Diese schätzen an den Siloballen, dass sie auch im geöffneten Zustand nicht nacherwärmen. „Eine Woche ist kein Problem“, berichtet Thesing. Das spricht sich offenbar herum, denn die Nachfrage steigt.Tjade Gronau

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.