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Streit um die Milch im Drei-Länder-Eck

Lesezeit: 5 Minuten

Arla baut durch die Fusion mit der belgischen Molkerei Walhorn seine Position in Europa aus – und verschärft den Wettbewerb.


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Der skandinavische Molkereikonzern Arla steht kurz vor dem nächsten Coup: Stimmen das deutsche und belgische Kartellamt zu, tritt Ende Juli die Fusion mit der Eupener Genossenschaftsmolkerei (EGM) aus dem belgischen Walhorn in Kraft. Die Vertreter beider Unternehmen haben bereits mit einer Zustimmung von 93,5 bzw. 94,6 % grünes Licht gegeben.


Arla würde rund 800 Mitglieder aus Belgien, Deutschland und den Niederlanden sowie ca. 550 Mio. kg Milch hinzugewinnen. Der Molkerei-Riese kommt dann auf rund 13 500 Mitglieder aus sieben europäischen Ländern mit 13,2 Mrd. kg Milch. Der Umsatz erhöht sich auf ca. 10,1 Mrd. €. Arla festigt damit die Position unter den weltweit größten Molkereien (Übersicht).


Strategische Ziele:

Die Skandinavier verfolgen mit der Fusion klare strategische Ziele, vor allem in den Niederlanden. Dort investiert der Konzern gerade 9,6 Mio. € in den Ausbau und die Modernisierung des Werkes in Nijkerk. Am ehemaligen FrieslandCampina-Standort hat Arla zuletzt rund 215 Mio. kg verarbeitet, die Kapazität liegt bei rund 400 Mio. kg. Die Milch stammt größtenteils von FrieslandCampina, die aufgrund einer Fusionsauflage anderen Molkereien Milch zur Verfügung stellen müssen (Dutch Milk Foundation).


Mit der Walhorn-Fusion bekommt Arla erstmalig knapp 50 niederländische Mitglieder mit rund 50 Mio. kg. „Wir wollen in den Niederlanden wachsen, unser Geschäft ausbauen und unsere Position stärken“, sagt Arla-Sprecher Wolfgang Rommel. Auf der Hand liegt, dass ein Teil der Walhorn-Milch künftig nach Nijkerk fließt. Nach der neuseeländischen Fonterra fasst nun der zweite international tätige Molkereikonzern Fuß in den Niederlanden.


In Belgien etabliert sich Arla durch die Fusion mit Walhorn. Die jetzt knapp 1 000 belgischen Mitglieder erzeugen gut 460 Mio. kg Milch, das sind etwa 15 % der nationalen Menge. Bisher verkauft Arla in Belgien nur kleine Mengen an Käse und Trinkmilch, will sich künftig aber stärker aufstellen.


In Deutschland macht sich die Fusion vor allem im Westen bemerkbar: Das Milcheinzugsgebiet von Arla umschließt jetzt große Teile der Region Hunsrück. Dort sitzt die Nachbarmolkerei Hochwald. Diese expandiert gerade, unter anderem im hessischen Hünfeld, mit einer Anlage zum Entmineralisieren von Molke. Arla schafft am Standort in Pronsfeld mit dem neuen Trockenturm ebenfalls größere Verarbeitungskapazitäten. Beide wollen die Werke auslasten. Der Kampf um die Milch spitzt sich somit zu.


Den Milcherzeugern ist zu wünschen, dass sich das in höheren Milchpreisen widerspiegelt. Denn die letzten Jahre haben beide Molkereien nur durchschnittlich ausgezahlt. Im Milchpreis-Vergleich 2013 von top agrar hat Hochwald mit 38,2 Cent/kg (inkl. 1,0 Cent angekündigter Nachzahlung) etwa 0,4 Cent besser abgeschnitten als Arla.


Als ob es Hochwald gerochen hätte, ist die Molkerei bereits 2012 und 2013 Kooperationen mit Solarec in Belgien und Doc Kaas in den Niederlanden eingegangen. Damit machen sie sich Luft in der hart umkämpften Benelux-Region.


Ärger mit Lactalis:

Aber warum fusioniert die EGM mit Arla? Im Gegensatz zu anderen Molkereien, die angeschlagen waren und fusionieren „mussten“, ist sie angeblich „kerngesund“.


Die Milch der EGM fließt in die Walhorn AG, an der die EGM zu 49 % und der französische Konzern Lactalis zu 51 % beteiligt ist. Die Walhorn AG übernimmt die Verarbeitung und Vermarktung der Produkte, vornehmlich Milchpulver, Sahne und H-Milch. „Allerdings hat sich Lactalis nicht gerade auf Belgien fokussiert“, moniert Walhorn-Geschäftsführer Joseph Locht. Er schätzt den Investitionsstau in der maroden Molkerei auf 9 Mio. €.


Hinzu kommen Engpässe in der Verarbeitung: Die Mitglieder der EGM haben die Milchmenge letztes Jahr um 20 Mio. kg ausgedehnt. Die EGM musste diese Menge auf dem freien Markt verkaufen, weil die Walhorn AG sie nicht mehr aufnehmen konnte oder wollte. Die Vorschläge von Lactalis, eine Mengenbegrenzung einzuführen, für die Mehrmengen einen geringeren Preis zu zahlen oder in eine neue Milchpulvertrocknung zu investieren, die die EGM-Mitglieder über drei Jahre mit 1,1 ct/kg Milch bezahlen sollten, brachte das Fass dann zum Überlaufen: Die EGM suchte sich einen neuen Partner.


Der Vertrag von der EGM und Lactalis läuft noch bis Juni 2016. Arla nimmt nun den Platz der EGM ein. Spannend wird sein, ob Arla und Lactalis miteinander zurechtkommen. Im Vorfeld der Fusion hatten sich die Franzosen klar gegen eine Fusion von Arla und Walhorn ausgesprochen und rechtliche Konsequenzen angedroht.


Arla betont, einen Kompromiss mit Lactalis finden zu wollen und die Molkerei in Walhorn zu erhalten. Branchenvertreter halten es aber für möglich, dass Arla im Zuge von späteren Restrukturierungsmaßnahmen das Werk in Walhorn schließt und die Milch nach Nijkerk und Pronsfeld umleitet.


Konsolidieren nicht vergessen!

Nach der Übernahme der angeschlagenen Milch-Union-Hocheifel Ende 2012 ist Arla zur Nummer drei in Deutschland aufgestiegen. Doch das muss noch nicht das Ende sein, betont Arla-Sprecher Rommel: „Wenn ein Unternehmen mit uns sprechen möchte, stehen wir zur Verfügung.“ Der offensive Wachstumskurs dürfte sich somit fortsetzen. Hoffentlich vergessen die Skandinavier dabei nicht, Synergieeffekte zu nutzen und Kosten zu senken – sonst haben die Milcherzeuger wenig davon.P. Liste

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