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Hallenbau: Alles gut bedacht?

Lesezeit: 10 Minuten

Die Maschinen stehen immer draußen, im Sommer läuft das Getreidelager über und die alte Werkstatt ist auch zu klein: Eine neue Halle muss her. Sofort tauchen viele Fragen auf: Sattel- oder Pultdach? Holz oder Stahl? Trapezblech oder Isopaneele? Maße? Tore?... Wir stellen Lösungen vor.


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Welcher Hallentyp?


Egal ob Holz oder Stahl, das Baukastengrundprinzip beim Hallenbau ist gleich: Die Binder tragen das Dach und bestimmen durch ihre meist freitragende Spannweite die Breite der Halle. Der Abstand der Binder zueinander und deren Anzahl bestimmt über die Hallenlänge. Untereinander sind die Binder mit Holz- oder Stahlpfetten verbunden. Mit diesem Prinzip lassen sich unterschiedliche Hallenformen realisieren.


Der Klassiker mit universellen Nutzungsmöglichkeiten ist die Satteldachhalle mit beidseitig gleichmäßigen Dachneigungen und Dachflächen. Die Spannweiten starten bei etwa 8 m und können ohne Probleme bis zu 40 m und mehr betragen. Aktuell liegen in der Landwirtschaft Hallen mit 15 bis 25 m Spannweite im Trend. Vordächer, Dachüberstände und Erweiterungen in Länge und Breite sind möglich.


Bei der Pultdachhalle ist die Dachfläche nur zu einer Seite geneigt. Diese Bauform hat in letzter Zeit vor allem durch den Photovoltaik-Boom wieder an Bedeutung gewonnen. Richtung Süden ausgerichtet steht die gesamte Dachfläche für PV-Module zur Verfügung. Einige Hersteller bieten auch spezielle Solarhallen an, bei denen zum Beispiel die Dachneigung optimiert ist oder das Dach bis zum Boden reicht. Die Spannweiten von Pultdachhallen reichen von 8 bis etwa 15 m.


Bei Typ- oder Systemhallen (z.B. Tepe, Coverall) werden die Fachwerkbinder meist aus Stahl gefertigt. Sie sind auf Serienproduktion ausgelegt. Das macht sie günstig in der Anschaffung. Gleichzeitig sind aber die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten stark eingeschränkt. Sonderlösungen sind wegen der hohen Standardisierung nicht vorgesehen. Die Systemhallen gibt es in Pult-, Sattel- oder Rundbogenausführung. Die Spannweiten von Sattel- und Pultdachsystemhallen entsprechen denen von Holz- oder Stahlträgerkonstruktionen. Mit Fachwerkbindern lassen sich aber auch große Breiten von 60 m und mehr realisieren. Rundbogenbinder mit Folienbespannung erreichen bis zu 30 m Spannweite.


Die richtigen Maße


Bei den Abmessungen entscheidet nicht nur der Platz vor Ort über Länge und Breite. Einige grundsätzliche Überlegungen sollten Sie anstellen, besonders wenn Sie die Halle befahren wollen. Es ist zum Beispiel sehr praktisch, wenn man ein Gespann aus Schlepper und Anhänger bei Regen schnell unters Dach fahren kann. Dazu eignet sich entweder ein Vordach oder eine Durchfahrt in der Halle. Vor Toren sollte außerdem ein ausreichender Rangierraum bleiben. Mindestens 12 m sind für eine komfortable Ein- und Ausfahrt mit Schlepper und Anhänger nötig.


Achten Sie bei der Planung auch unbedingt auf die Durchfahrtshöhe. Hier gibt es einige Fallen: Bauen Sie zum Beispiel eine Halle mit knapp über 4 m seitlicher Durchfahrtshöhe und entscheiden sich nachträglich für ein Vordach, vermindert sich die Durchfahrtshöhe je nach Länge des Vordachs auf deutlich unter 4 m. Deshalb: Lieber etwas höher planen.


Beim Binderabstand sind heute 6 m üblich, erste Anbieter führen auch 7-m-Abstände im Standardprogramm. Ob Sie den breiten Abstand brauchen, hängt vor allem von der gewünschten Torbreite ab. Bleibt eine gesamte Front offen, stehen durch einen größeren Binderabstand weniger Stützen im Weg. Systemhallen können hier einen Nachteil haben, die Binderabstände liegen normalerweise enger als bei den Standardhallen.


Holz oder Stahl?


Bei Sattel- und Pultdachhallen haben Sie die Wahl zwischen Holz- und Stahlbindern oder Kombinationen aus beiden Materialien. Mit Stahl (zum Beispiel von ELF, Hörmann, Wolf System) ist eine sehr steife und trotzdem schlanke Konstruktion möglich. Holzbinder (Hersteller u.a. Binz, Hörmann, Wolf System) fallen dagegen besonders bei großen Spannweiten sehr mächtig aus und kosten Höhe.


Beim Preis für die Konstruktion gibt es Unterschiede. Bei Stahlhallen ist er abhängig vom aktuellen Stahlpreis, und der schwankt stark. Die Preisbindung eines Angebots ist deshalb kurz. Die Hersteller lösen das Problem unterschiedlich: Die Firma ELF arbeitet zum Beispiel mit einem Preisindex, der auf der Internetseite des Unternehmens veröffentlicht wird. Hat man ein Angebot erhalten, kann man sich damit den Tagespreis errechnen. Festgeschrieben wird die Summe bei Abruf der Halle. Sinkt der Stahlpreis, profitiert der Kunde, steigt er, zahlt der Kunde mehr.


Da der Holzpreis dagegen sehr stabil ist, fallen hier die Schwankungen weg. Der Bauherr kann sich sehr sicher sein, dass der Preis sich vom Angebot bis zum Abruf der Halle nicht mehr ändert. Ein Vorteil, denn je nach Bearbeitungszeit der Baugenehmigung können einige Monate vergehen, bis die Halle gebaut wird.


Je nach Lage des Betriebes kann auch der Transport von Holzhallen ein Problem sein: Die Stahlkonstruktionen werden in Einzelteilen vorgefertigt und lackiert oder verzinkt. Auf der Baustelle bauen die Monteure die Binder zusammen und setzen sie auf. So lassen sich auch große Spannweiten problemlos zur Baustelle transportieren. Bei Holzhallen mit verleimten Bindern kommen die Binderoberteile als Ganzes auf die Baustelle. Bei 25 m Spannweite und engen Wirtschaftswegen kann das zur Herausforderung werden. Statisch haben dagegen die Holzbinder wieder einen Vorteil. Da sie durchgängig sind und die Halle wie eine Bogenbrücke überspannen, drücken sie die Stützen nicht nach außen. Stahlbinder bieten diesen Bogeneffekt nicht. Bei Stahlhallen müssen die Stützen deshalb auch die Biegemomente aufnehmen und ins Fundament ableiten. Je nach System und Statik kann es dabei zu ganz unterschiedlichen Fundamentgrößen kommen.


Alle Hallentypen lassen sich übrigens problemlos verlängern. Dazu werden einfach weitere Binder nachträglich montiert. Wichtig: Die Halle muss zu dem Giebel, zu dem sie vielleicht verlängert werden soll, mit einem vollwertigen Binder abschließen. Ist eine Verlängerung definitiv nicht geplant oder nicht möglich, kann man auch mit einem günstigeren Fachwerkgerüst abschließen.


Dach und Wand


Bei Stahlhallen muss man sich beim Kauf zwischen Holz und verzinkten Stahlpfetten entscheiden. Der Trend geht zur etwas teureren Stahlpfette, sie neigt auch bei großen Binderabständen nicht zum Durchhängen.


Für die Dacheindeckung haben sich drei Varianten bewährt: Faserzementplatten, Trapezbleche oder Isolierpaneele. Trapezbleche sind die günstigste Lösung. Sie kosten unter 10 € pro m2 (ohne Montage). Die Bleche werden auf das Maß des Daches geschnitten. Es gibt keine quer verlaufenden Stöße. Sie haben aber einen Nachteil: Bei warmer Luft in der Halle und kalter Luft außen kondensiert Wasser an den Blechen. Um dem entgegenzuwirken gibt es auch Trapezbleche mit einem Vlies auf der Unterseite. Es soll die Feuchtigkeit aufnehmen.


Faserzementplatten sind dagegen ohne zusätzliche Maßnahmen in der Lage, bis zu einem Liter Wasser pro m2 aufzunehmen. Kondensiert es zum Beispiel über Nacht, geben die Platten die Feuchtigkeit am Tag wieder ab. Faserzementplatten sind nicht durchgängig vom First bis zur Dachrinne, sondern werden in Rastermaßen bis maximal 3,10 m Länge angeboten.


Wer auf Nummer sicher gehen will, setzt auf Sandwich-Isopaneele. Schon 30 mm Isolierung beugen der Kondensatbildung sicher vor. Auch das Hallenklima wird damit sehr viel konstanter, da der Dachaufbau darauf deutlich mehr Einfluss hat als die Wand.


Die Möglichkeiten für die Wandgestaltung sind vielfältig. Wichtig im Vorfeld: Wollen Sie in der Halle Schüttgüter lagern und wie hoch sollen diese an die Wand angeschüttet werden? Bei Getreidelagerhallen geht man mittlerweile dazu über, die Wände der Halle komplett aus Stahlbeton zu fertigen und die Hallenkonstruktion oben aufzusetzen. Die kurzen Stützen der Binder stehen dann direkt auf der Wand. Vorteil: Eine glatte Innenwandfläche ohne Ecken, die sich leicht sauber halten lässt.


Eine andere Möglichkeit: Schüttwände aus Holz, Beton oder Stein zwischen den Bindern können auch an den Stahlträgern befestigt werden. Wichtig: Die Konstruktion muss dafür ausgelegt sein, die zusätzlichen Kräfte, die auf die Wand wirken, aufnehmen können.


Soll nicht angeschüttet werden, reicht auch eine Trapezblech- oder Holzverkleidung. Holz bietet den Vorteil der gefälligeren Optik, muss aber je nach Witterungseinfluss gepflegt werden. Trapezbleche sind empfindlich gegen mechanische Beschädigungen. Schon kleine Stöße können zu hässlichen Dellen führen. Mit Isopaneelen an der Wand wird die Halle zur Warmhalle und eignet sich zum Beispiel auch zur Kartoffellagerung.


Tageslicht bringen Sie entweder durchs Dach oder die Wand in die Halle. Bei Trapezblechen und Sandwichpaneelen ist der Lichtfirst die beste Wahl. Die Halle wird Hell und die Platten können trotzdem noch in einem Stück verlegt werden. In einem Faserzementdach kann man dagegen auch einzelne Platten gegen transparente Varianten austauschen.


Wer die Dachhaut unangetastet lassen will, um sie zum Beispiel für eine PV-Anlage zu nutzen, kann das Licht auch durch die Seitenwände hereinlassen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten von der Doppelstegplatte bis zur Verglasung.


Für die Öffnungen muss es nicht immer ein Roll- oder Sektionaltor sein. Auch Flügel- oder Schiebetore leisten gute Dienste und kosten nur ungefähr die Hälfte. Muss ein Tor oft geöffnet und geschlossen werden, bietet sich aber ein elektrisches, funkgesteuertes Roll- oder Sektionaltor an.


Wand, Dach und Tore müssen besonders bei Lagerhallen dicht sein, um Vögel, Ratten und Mäuse draußen zu halten. Die Hersteller bieten hier unterschiedliche Lösungen an. Ein Gitter unter der Traufe sorgt zum Beispiel für einen dichten Anschluss zwischen Dach und Wand. Auch Schiebetore lassen sich dicht ausführen, wenn Sie einbahnig laufen. Wird dagegen eine ganze Hallenseite mit Schiebetoren in zwei Bahnen verkleidet, wird es mit dem Abdichten schwierig.


Selbst bauen, Kosten sparen?


Je individueller die Halle, desto teurer wird es. Einfache Stahlhallenkonstruktionen mit Dach und Wänden aus Trapezblech gibt es ab etwa 80 € pro m2 plus Montage. Dazu kommen die Kosten für Fundament, Bauantrag, Tore und Installationen. Beim Hallenbau kann man nahezu alles selbst machen – wenn genügend freie Arbeitszeit zur Verfügung steht. Viele Hersteller bieten mittlerweile aber auch einen Rundum-Service vom Bauantrag bis zur Komplettmontage an. Immer mehr Landwirte entscheiden sich für diese Lösung.


Aus dem Komplettangebot können Sie aber auch einzelne Leistungen ausklammern und selbst übernehmen oder an andere Unternehmen vergeben. Ein Vergleich, zum Beispiel für die Erstellung des Fundaments und der Bodenplatte, lohnt auf jeden Fall. Wichtig: Beziehen Sie das Fundament unbedingt in den Angebotsvergleich mit ein. Eine etwas teurere Hallenkonstruktion kommt vielleicht mit einem kleineren Fundament aus und macht damit den Mehrpreis wieder gut.


Für Selbstbauer kann auch Ebay eine Lösung sein: Allein zum Suchbegriff „Stahlhalle“ gibt es über 50 Ergebnisse. Egal ob neu oder gebraucht, groß oder klein, alles ist dabei. Unterschätzen Sie aber den Aufwand nicht. Die Hallen müssen oft selbst abgeholt werden. Bei Gebrauchthallen kommt meist noch der Abbau dazu. Wichtig: Kaufen Sie keine Halle ohne Statik! Ohne einen statischen Nachweis gibt es keine Baugenehmigung. Die Statik muss dabei zu den Wind- und Schneelasten Ihrer Region passen.


Für Windlasten gibt es in Deutschland vier Zonen (1 = niedrig, 4 = hoch). Die Schneelast ist in 5 Zonen (1, 1a, 2, 2a, 3) eingeteilt. Im Allgäu liegen Sie zum Beispiel in Zone 3, im Norddeutschen Tiefland in 1 oder 2. Die Wind- und Schneelastzonen für Ihren Standort erfahren Sie entweder beim Architekten oder bei Ihrem zuständigen Bauamt. Frank Berning

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