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Nicht nur rund und schwarz

Lesezeit: 6 Minuten

Reifen ist nicht gleich Reifen. Typ, Profil und Dimension müssen auf den Einsatz abgestimmt sein. Wir geben einen Überblick.


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Alte Reifen runter, neue drauf – aber welche? Die günstigen Diagonalen oder doch die teureren Radialen? Welche Dimension und welches Profil sollen es sein? Grundsätzlich ist das Problem das gleiche wie bei Schlepperreifen. Auf dem Acker soll die Aufstandsfläche möglichst groß sein, der Reifen soll gut in den Bo-den greifen und gering verdichten. Auf der Straße darf er nur wenig Rollwiderstand bieten und kaum verschleißen. Da kein Reifen alles kann, bleibt der Kauf ein Kompromiss.


Radial oder Diagonal?

Wie nutzen Sie das Fahrzeug? Einen Anhänger, den Sie zum Beispiel nur zur Getreideernte ein paar Stunden im Jahr bewegen, können Sie problemlos mit den etwa um 25 % günstigeren Diagonal-Reifen ausrüsten. Auch auf Forstanhängern ist dieser Reifentyp dank seiner stabileren Flanke die richtige Wahl.


Für ständige Acker-Einsätze und Straßenfahrten eignet er sich nicht so gut. Durch die steife Flanke macht er sich auch bei geringerem Luftdruck kaum lang, die Aufstandsfläche ist kleiner als bei vergleichbaren Radial-Dimensionen. Der Kraftstoffverbrauch liegt auf Acker und Straße höher, als der von Radial-Reifen (top agrar 8/2005 ab Seite 84, auch als pdf-Download).


Für den professionellen Einsatz haben sich Radial-Reifen mit Niederdruck-Technologie (Flotation) durchgesetzt. Mit angepasstem Luftdruck bringen sie die maximale Aufstandsfläche und schonen so Boden und den Geldbeutel. Denn mehr Aufstandsfläche bedeutet weniger tiefe Spuren und geringeren Rollwiderstand auf dem Feld. Zudem sparen Sie bei der nachfolgenden Bodenbearbeitung durch geringere Bearbeitungstiefe. Die Mehrkosten bei der Anschaffung holen Sie also durch geringere Betriebskosten wieder rein.


Profil:

Beim häufigen Wechsel vom Acker auf die Straße müssen Sie bei der Reifenwahl verschiedene Faktoren abwägen, die sich teils entgegenstehen. Je mehr Positivanteil, also je mehr Stollenfläche, desto besser ist ein Profil für die Straße. Es bietet weniger Rollwiderstand, der Kraftstoffverbrauch auf der Straße ist geringer. Da viel Material direkten Kontakt zur Fahrbahn hat, verschleißen die Stollen weniger stark. Die Selbstreinigungseigenschaften sind durch die schmalen Stollenzwischenräume allerdings schlechter. Boden bleibt länger in den Pneus hängen. Beim Wechsel vom Feld auf die Straße wird ein längerer Straßenabschnitt verschmutzt.


Reifen mit geringerem Stollenanteil greifen auf der Fläche besser und werden den Boden auch schneller wieder los. Verschleiß und Kraftstoffverbrauch auf der Straße sind höher.


Gerade bei Häckseltransportwagen kommt es auch auf die Lautstärke an. Bei häufigen Ortsdurchfahrten wird das wummernde Abrollgeräusch der Reifen von Anwohnern als sehr störend wahrgenommen. Hier gilt: Mehr Positivanteil macht den Reifen leise – auf Kosten der Selbstreinigung.


Auf dem Grünland gibt es diese Zielkonflikte nicht. Ein hoher Positivanteil ist vorteilhaft. Die Profile sind weniger aggressiv und die Narbe wird weniger verletzt. Der Effekt zeigt sich besonders bei Tandem- oder Tridemachsen in Kurven. Grobe Stollen würden hier zu deutlich mehr Narbenschäden führen. Da sich im Grünland seltener Material in die Stollenzwischenräume setzt, kommt es nicht so sehr auf die Selbst­reinigungsfähigkeiten an. Einige Hersteller haben spezielle Grünland­profile mit hohem Positivanteil und abgerundeten Laufflächen im Programm.


Dimensionen:

Die Reifenprofis unterscheiden zwei Montage­situationen: Unter oder neben der Ladung. Bei Ladewagen, Häckseltransportwagen und Kippern müssen die Räder unter die Ladefläche passen. Entsprechend sind sie in der Reifenhöhe eingeschränkt (Durchmesser bis ca. 1,4 m). Diese „kleinen“ Reifen erreichen eine große Aufstandsfläche hauptsächlich über die Breite. Hier setzen die Achsmaße und die maximal zulässige Fahrzeugbreite die Grenzen für die Bereifung.


Gängige Radial-Dimensionen für eine 22,5-Zoll-Felge starten in der Breite etwa bei 500 und enden bei 710 mm. Auf 26,5-Zoll Felgen reicht das Angebot von 600 bis 800 mm, bei 30,5 Zoll geht’s von 600 bis 850 mm. Pro Felgengröße gibt es übrigens mehr Dimensionen als Felgenbreiten. Es kann also sein, dass auf Ihre alte Felge ein breiterer Reifen passt. Ein Beispiel: Auf eine 22,5-ZollFelge mit der Breite 16 Zoll passen Reifenbreiten von 500 mm bis 580 mm. Bei der größeren Felgenbreite 20 Zoll geht es von 600 bis 650 mm.


Bei Gülletransportern oder Überladewagen ist oft nach oben mehr Platz für die Räder. Größere Dimensionen sind möglich. Durch das höhere Volumen können sich die Radial-Reifen mit dem richtigen Luftdruck lang machen, um die Aufstandsfläche zu vergrößern.


Die Außendurchmesser der verschiedenen Breiten unterscheiden sich übrigens durch unterschiedliche Flankenhöhen kaum. Teils bieten die Hersteller auch niedrigere Flanken an, um den Durchmesser zu reduzieren und die breiten Räder unter das Fahrzeug zu bringen. Wenn es passt, sollten Sie allerdings die höhere Flanke wählen, sie bietet mehr Tragfähigkeit und sie können mit dem Druck weiter runter. Ein Tipp: In der Tabelle haben wir die ungefähren Durchmesser für Sie zusammengestellt. So können Sie durch das Messen von Achsmitte zu Ladefläche oder Kotflügel schon abschätzen, welche Reifen passen könnten. Beachten Sie den Federweg!


Ein Beispiel zur Tragfähigkeit: Bei einem 18 t-Tandemkipper beträgt die Radlast bei ausgereiztem zulässigem Gesamtgewicht etwa 4 t (2 t Stützlast, 16 t auf vier Räder verteilt). Einen Reifen in der Dimension 500/60 R 22,5 müssen Sie mit etwa 2,8 bar fahren, um bei 40 km/h auf der Straße 4 t Tragfähigkeit zu gewährleisten. In der Dimension 600/50 R 22,5 reichen dafür bereits 2 bar aus. Bei 710/45 R 22,5 genügen etwa 1,8 bar.


Tipps für den Einsatz:

Wenn Sie teure Reifen kaufen, nutzen Sie das Potenzial und passen Sie den Luftdruck an die Bedingungen an! Bei häufigem Wechsel von Acker und Straße ist eine Reifendruck-Regelanlage das Mittel der Wahl, um das Potenzial moderner Radial-Reifen voll auszunutzen. Allerdings ist die Technik teuer und viele Praktiker schrecken vor der Anschaffung zurück. Über Kostenersparnis bei Verschleiß und Kraftstoffverbrauch kann sich die Technik aber rechnen. Wenig Druck spart Sprit auf dem Acker, viel Reifendruck mindert Verschleiß und Verbrauch auf der Straße.


Jeder Hersteller liefert zu den Reifen Tragkrafttabellen. Hier können Sie die Tragfähigkeit der Reifen bei unterschiedlichen Drücken und Geschwindigkeiten ablesen. Die Anpassung ist einfach. Fahren Sie den voll beladenen Anhänger auf eine Waage. Teilen Sie das Gewicht durch die Anzahl der Räder, Sie erhalten die Radlast. In der Tabelle des Herstellers suchen Sie jetzt den Wert, der zu Ihrer Transportgeschwindigkeit passt und stellen den Luftdruck entsprechend ein.


Fahren Sie voll beladen nur auf dem Acker, zum Beispiel beim Gülleausbringen mit Zubringern, können Sie aus den Tabellen eine geringere Geschwindigkeit wählen. Entsprechend ist ein geringerer Luftdruck möglich. Mit dem leeren Fass auf der Straße ist die Radlast geringer, die Tragfähigkeit passt trotz der höheren Geschwindigkeit. Frank Berning

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