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Wie oft Deutsches Weidelgras nutzen?

Lesezeit: 6 Minuten

Wie oft nutzt man am besten frühe oder späte bzw. diploide oder tetraploide Deutsch Weidelgras-Sorten, um leistungsfähige, hoch­wertige Bestände zu erzielen? Antwort gibt ein neuer Versuch der Uni Kiel.*


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Auf den ersten Blick tun sich Grünlandbestände schwer, vom Ertrag und der Energiedichte her mit Mais zu konkurrieren – zumal die Kosten für 4 Schnitte pro Jahr ihr Konto stark belasten. Grassilage ist jedoch als Strukturlieferant für Milchkühe sehr wichtig. Auch sind hohe Milchleistungen meist mit einer hohen Grundfutterleistung verbunden.


Hochwertige Grassilage lässt sich aber nur erzeugen, wenn die Bestandeszusammensetzung stimmt. Der Anteil hochwertiger Futtergräser spielt dabei eine wichtige Rolle. Vor allem durch regelmäßige Nachsaat lässt sich eine dichte Narbe mit hochwertigen Gräsern erhalten.


Leistungsträger Weidelgras:

Die Wahl der Saatgutmischung für eine Neuansaat oder Nachsaat orientiert sich vor allem am Standort und an der Bewirtschaftungsform. Für intensiv genutztes Grünland werden Mischungen mit wenigen verschiedenen Arten empfohlen. Die wichtigste Gräserart ist das Deutsche Weidelgras (DW). Es zeichnet sich durch seine hohe Ertragsleistung und Verdaulichkeit aus.


Die Sorten unterscheiden sich stark in der Ausdauer, im Ertragspotenzial, bei der Krankheitsresistenz und der Narbendichte. Das sollten Sie bei der Sortenwahl berücksichtigen. Die Ploidiestufe und der Zeitpunkt des Ährenschiebens sind weitere Merkmale. Tetraploide Sorten (4 n) haben in den letzten Jahren bei der Ertragsleistung und Verdaulichkeit das Niveau der diploiden Sorten (2 n) erreicht. Zum Teil übertreffen sie diese sogar.


Die Unterschiede zwischen diploiden und tetraploiden Sorten sind insgesamt jedoch gering. Das ist aus vorangegangenen Untersuchungen unserer Arbeitsgruppe bekannt. Bei spätreifen Weidelgras-Sorten geht man allgemein davon aus, dass sie nutzungselastischer sind und damit die Zeitspanne für ihre Ernte größer ist.


Späte Sorten, späterer Schnitt?

Deshalb wollten wir untersuchen, ob sich der 1. Schnitt durch die Verwendung spätreifer Sorten soweit verschieben lässt, dass sich die Schnitthäufigkeit von 4 auf 3 Schnitte senken lässt. Dazu haben wir diese 12 verschiedenen DW-Sorten unterschiedlicher Reifegruppe und Ploidiestufe jeweils in einer 3-, 4- und 5-Schnittnutzung an 2 Standorten (Hohenschulen/Hügelland und Schuby/Geest) geprüft:


  • Reifegruppe früh:


– Lipresso (2 n, 41 Tage bis zum Ährenschieben nach dem 1. April),


– Marika (2 n, 44),


– Lacerta (4 n, 44),


– Pionero (4 n, 44)


  • Reifegruppe mittel:


– Fennema (2 n, 52),


– Respect (2 n, 51)


– Trend (4 n, 52),


– Maritim (4 n, 58)


  • Reifegruppe spät:


– Gladio (2 n, 62),


– Sponsor (2 n, 64),


– Gemma (4 n, 63),


– Delphin (4 n, 62).


Ernte variiert:

Die Erntetermine des 1. Aufwuches zum Ährenschieben sahen je nach Nutzungshäufigkeit und Reifegruppe wie folgt aus:


  • 5-Schnitt frühe Sorten: Ca. 15. Mai, der Schnitt der Folgeaufwüchse erfolgte nach jeweils 35 Tagen (± 3 Tage),
  • 4-Schnitt mittelfühen Sorten: Ca. 25. Mai, Ernte Folgeaufwüchse nach jeweils 40 Tagen (± 4 Tage),
  • 3-Schnitt späte Sorten: Ca. 5. Juni, Ernte der Folgeaufwüchse nach jeweils 55 Tagen (± 5 Tage).


Die als Reinsaaten im Jahr 2007 angelegten Parzellen haben wir jährlich mit 360 kg N/ha in Form von Kalkammonsalpeter gedüngt. Die Ergebnisse stammen aus den Jahren 2009 und 2010 (2. und 3. Hauptnutzungsjahr). Hier die Ergebnisse des Versuches:


Der 1. Aufwuchs:

Das größte Leistungspotenzial (Ertrag und Energie­dichte) erreichen Grünlandbestände im 1. Aufwuchs. Beim Schnitt-Termin kommt es auf die Entwicklung des Bestandes, die Witterung (Anwelken auf TM-Gehalt von über 30 %) und die betrieblichen Voraussetzungen (Maschinen, Arbeitskräfte) an. Spätestens mit dem Beginn des Ährenschiebens, bei einem Rohfasergehalt von 22 bis 23 %, ist der optimale Schnittzeitpunkt erreicht. Ziel ist eine Energiedichte von über 6,5 MJ NEL/kg TM im Frischgras, um eine Grassilage mit einer Energiedichte über 6,3 MJ NEL/kg TM produzieren zu können. In den Versuchen zeigte sich im Mittel beider Jahre und Standorte, dass die Energiedichte mit dem Verzögern der Nutzung – wie erwartet – abnahm (siehe Übersicht 1).


Den vermuteten Unterschied zwischen Sorten unterschiedlicher Reifegruppen innerhalb eines späten Schnitttermins konnten wir bei den geprüften Sorten nicht nachweisen – trotz bis zu 3 Wochen Unterschied im Ährenschieben. Die Energiedichten des späten Schnittes liegen außerdem unter den für Hochleistungskühe geforderten Energiedichten.


Ein Verschieben des 1. Aufwuchses ist demnach auch mit spätreifen Sorten nicht zu empfehlen. Positiv sind die hohen Energiedichten, die sich mit den DW-Reinbeständen zu einem frühen bzw. mittelfrühen Schnittzeitpunkt erreichen lassen (siehe Übersicht 1 auf der Seite 81).


Auf den Trockenmasseertrag im 1. Aufwuchs (siehe Übersicht 2) haben Reifegruppe und Ploidiestufe ebenfalls keinen statistisch absicherbaren Einfluss. Selbst bei einem frühen Schnitt haben die von uns geprüften frühen Sorten keinen Ertragsvorteil.


Erträge und Energie:

Auf dem besseren Standort (Hohenschulen) lagen die Jahrestrockenmasse-Erträge erwartungsgemäß höher als auf dem Sandstandort (Schuby). Jedoch haben wir auf dem besseren Standort bei der 3-Schnittnutzung eine deutliche Ertragsreduktion im 3. Hauptnutzungsjahr ermittelt. Diese ist auf eine verschlechterte Narbendichte und Trockenheit zurückzuführen.


Die Jahreserträge auf dem Sandstandort waren über beide Jahre konstant, weil die Grünlandbestände dort oft mit Wasserstress konfrontiert sind. Dies ist Ursache für die geringen Unterschiede dort bei unterschiedlichen Schnitthäufig-keiten.


Die mittleren Energiedichten über alle Aufwüchse weisen im Vergleich zu LUFA-Analysen von Praxisbeständen überraschend hohe Werte auf. Dies ist nur möglich, da auch in allen Folgeaufwüchsen der DW-Reinbestände Energiedichten von über 6,5 MJ NEL/kg TM erreicht wurden. Die 4- und 5-Schnittnutzung weisen nur geringe Unterschiede bei der mittleren Energiedichte auf.


Der errechnete Jahres-Energieertrag liegt auf dem besseren Standort bei einer 5-Schnittnutzung (78,9 GJ/ha) unter dem der 4-Schnittnutzung (81,2 GJ/ha). Das heißt: Ein zusätzlicher 5. Schnitt lohnt sich dort nicht!


Auf dem leichten Standort haben wir einen Jahresenergieertrag für die 4- und 5-Schnittnutzung von etwa 69 GJ/ha ermittelt. Die in Schleswig-Holstein in der Praxis bei Grassilageproduktion üblichen Jahresenergieerträge betragen im Mittel 55 GJ/ha. Je nach Betrieb schwanken diese zwischen 45 und 75 GJ/ha.


Die in diesem Versuch ermittelten Werte sind nicht direkt mit denen in der Praxis vergleichbar. Es zeigt sich aber allein an der hohen Schwankungsbreite in der Praxis und dem Leistungsvermögen von Deutschem Weidelgras, dass bei der Bewirtschaftung von Grünland erhebliche Optimierungspotenziale vorhanden sind.


Folgen für die Praxis:

Legt man die im Rinderreport 2011 veröffentlichten, mittleren Energieerträge von 54 GJ/ha und Gesamtkosten für Grassilage von 1 540 €/ha zu Grunde, lassen sich durch einen Mehrertrag von 10 GJ/ha, der sich durch optimiertes Grünlandmanagement (Pflege, regelmäßige Nachsaat mit DW nach dem 3. Schnitt) und einem DW-Anteil von über 70 % erreichen lässt, die Kosten der Grassilage von 28 auf 24 Cent/10 MJ senken.


Das entspricht einem Mehrerlös von 200 €/ha. Selbst bei Vollkosten der Nachsaat von ca. 60 €/ha lohnt es sich unbedingt, das Grünlandmanagement zu optimieren. Bei weiter steigenden Nutzungskosten für die Futterflächen im Zuge der zunehmenden Flächenkonkurrenz wird dies weiter an Bedeutung gewinnen.

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