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topplus Maisanbau 2023

Das Potenzial von Mais ist nach wie vor hoch

Agrarreform, Düngeverordnung und Resistenzen – der Maisanbau wird zwangsweise individueller und komplexer, aber deswegen nicht weniger erfolgreich. Nehmen wir die Herausforderungen an!

Lesezeit: 10 Minuten

Hohe Erträge, wenig Aufwand und das auf fast jedem Standort – Mais galt lange als die Sorglospflanze auf dem Acker. Doch das ändert sich immer mehr.

Zwar lässt sich Mais dank der Züchtungserfolge fast überall anbauen und auch Körnermais wandert stetig nordwärts und lockert so manche Getreidefruchtfolge auf, doch die politischen Restriktionen hinsichtlich der Beiz- und Herbizidwirkstoffe verlangen nach immer differenzierteren Pflanzenschutzstrategien.

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Mehr ackerbaulicher Aufwand nötig

"Schema F" funktioniert spätestens seit den TBZ-Beschränkungen nicht mehr. Das heißt aber nicht, dass sich die Bestände nicht sauber halten lassen. Allerdings ist deutlich mehr ackerbaulicher Aufwand nötig. Nicht zuletzt auch, weil die EU den Pflanzenschutzmitteleinsatz bis 2030 halbieren will.

Passende Strategien zu finden, erfordert nun komplexeres Denken. Das führt dazu, dass immer mehr kombinierte chemisch-mechanische Konzepte im konventionellen Ackerbau Einzug finden. Denn auch hierfür bietet Mais reichlich Potenzial. Mais ist und bleibt eben doch ein Alleskönner – nur mit neuen Herausforderungen!

Wir haben alles Wichtige für die diesjährige Maissaison für Sie in einem Spezial zusammengetragen, das wir nach und nach hier auf der Themenseite Mais veröffentlichen. Lesen Sie heute, was den Mais so besonders macht.

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Mais: Das Ass auf dem Acker

An kaum einer Kulturpflanze scheiden sich die Geister so stark wie am Mais. Die Tatsache, dass Mais organische Dünger sehr gut in hohe Erträge umsetzen kann und auch bei hohen N-Frachten standfest bleibt sowie die Eignung zur Selbstfolge, machte aus ihm die ideale Futterpflanze. Doch genau diese Eigenschaften wurden ihm auch zum Verhängnis. Spätestens mit dem Biogasboom wendete sich das Blatt gegen den Mais.

Gesellschaft und Politik sehen in ihm mehr die Gefahr für Monokultur, Erosion und Nitrataustrag als das Potenzial einer hocheffizienten, vielfältig nutzbaren Pflanze. Vergessen wird dabei allzu oft, dass Mais als Sommerung in der Lage ist, den Bodenstickstoff wie kaum eine andere Pflanze zu nutzen und bei bedarfsgerechter Düngung wenig Gefahr für das Grundwasser darstellt. Auch bietet er viel Potenzial für Zwischenfrüchte und Mulchsaat. Hinzu kommt, dass Mais im Kulturartenvergleich mit sehr geringem Pflanzenschutzaufwand zu führen ist.

Doch auch der Maisanbau muss sich mit deutlichen Einschränkungen in der Wirkstoffpalette auseinandersetzen. Beginnend bei den Beizen über die TBA-Beschränkungen bis hin zum möglichen Wegfall von Glyphosat. Auch schränkt die GAP-Reform die Selbstfolge ein. Neue Strategien bei der Anbauplanung, Düngung und beim Pflanzenschutz sind gefragt, um die Vorteile weiter nutzen zu können. Daher lohnt es sich, Mais unter den aktuellen Rahmenbedingungen noch einmal neu zu betrachten.

Mais – eine hoch effiziente Pflanze

Im Zuge des Klimawandels mit häufigeren Frühjahrs- und Sommertrockenheiten gewinnt die Wassernutzungseffizienz von Pflanzen stark an Bedeutung. In diesem Punkt ist Mais ein wahrer Sparmeister.

Als C4-Pflanze ist er optimal an strahlungsreiche und warme Bedingungen angepasst. Bei intensiver Einstrahlung ist, anders als bei C3-Pflanzen, laut Berater Josef Parzefall (ehemals N.U. Agrar GmbH), eine Lichtsättigung unter unseren Bedingungen nicht messbar. Bei Hitze schließen die Pflanzen ihre Spaltöffnungen, um Wasserverluste durch Transpiration zu vermeiden. Dies würde bei C3-Pflanzen wie Getreide, Kartoffeln oder Rüben zu einer sinkenden Photosyntheseleistung und schließlich geringeren Erträgen führen. Bei Mais ist das anders: Mithilfe des effizienteren Photosyntheseapparats ist die Kultur in der Lage, sogar bei fast geschlossenen Spaltöffnungen noch CO2 zu binden und weiter Ertrag zu bilden.

Betrachtet man den sogenannten Transpirationskoeffizienten (TK) – also die Wassermenge, die pro Kilogramm pflanzlicher Trockenmasse verbraucht wird – dann ergibt sich für Mais ein Wert von 100 bis 300 l/kg. Bei Weizen liegt der TK zwischen 156 und 410 l/kg. Das zeigen Ergebnisse von Prof. Wilfried Ehlers, vormals Department für Nutzpflanzenwissenschaften der Uni Göttingen.

Das bedeutet: Aus einem bestimmten Wasservorrat kann Mais einen höheren Ertrag realisieren als z. B. Weizen. Jedoch hat Mais nicht die Chance, die Winterfeuchtigkeit zu nutzen. Und weil die Trockenperioden immer länger werden, kommt auch Mais zunehmend an seine Grenzen.

Die Züchtung macht`s

Ein Zuchtziel ist daher, die Trockentoleranz von Sorten weiter zu verbessern. Ohnehin ist der Zuchtfortschritt bei Mais hoch. Laut Deutschem Maiskomitee liegt dieser z. B. bei Körnermais im Mittel über alle Reifegruppen bei 1,8 % pro Jahr (Weizen: 0,7 % pro Jahr). Je nach Standort und Jahreswitterung sind dadurch in der Praxis durchaus Erträge von ca. 150 dt/ha Körnermais bzw. knapp 600 dt/ha Silomais (bei 33 % TS) möglich.

Als Futterpflanze für Kühe, Bullen und Biogas ist Mais damit nahezu alternativlos. Wichtig ist jedoch, auf Sorten zu setzen, die zum Standort passen. Detaillierte Informationen bieten hier die Landessortenversuche.

Generell – so Berater Norbert Erhardt von der LWK NRW– könnte der Zuchtfortschritt bei vielen Merkmalen wie z. B. Trockentoleranz noch höher ausfallen, wenn die Züchter neue Züchtungstechnologien wie CRISPR/Cas nutzen dürften. Momentan fällt dieses Verfahren unter das Gentechnikrecht, was die Anwendung aufgrund der hohen Auflagen uninteressant macht.

Voraussichtlich im April diesen Jahres will der Europäische Gerichtshof (EuGH) aber Genome Editing-Verfahren, wozu auch die Genschere CRISPR/Cas zählt, neu bewerten. Mehr Einblicke in das Thema Züchtung gibt das nachfolgende Interview mit einem Züchtungsexperten.

Optimale Rahmenbedingungen schaffen

Wichtig ist es auch, die Anbautechnik so zu optimieren, dass die Sorten ihr Ertragspotenzial voll ausschöpfen können. Dazu zählt, diese bei zunehmender Trockenheit wassersparend zu gestalten. Ein Schlüssel dazu ist die konservierende Bodenbearbeitung. Sie ist auch mit Blick auf die Erosionsgefahr aus dem Maisanbau kaum wegzudenken.

Da vor Mais in der Regel Zwischenfrüchte stehen, ließ sich dieses System jahrelang problemlos durchführen. Nun droht ab 2024 ein totales Glyphosatverbot. Damit würde ein wichtiger Baustein wegfallen und die Umsetzung deutlich erschweren. Zwar gibt es eine Arbeitsgruppe verschiedener Interessensvertreter, die sich intensiv für den Erhalt von Glyphosat einsetzt, um die konservierende Bodenbearbeitung mit all ihren ökologischen Vorteilen zu bewahren. Nichtsdestotrotz müssen auch Alternativstrategien gefunden werden.

An der Spitze der Nährstoffeffizienz

Eine gesunde Bodenstruktur mit hoher Wasserhaltekapazität ist auch wichtig, damit Mais seine Vorzüge in puncto Nährstoffeffizienz ausspielen kann. Denn: „So effizient wie Mais nutzt kaum eine andere Kultur den im Boden verfügbaren Stickstoff“, erklärt Norbert Erhardt.

Laut Deutschem Maiskomitee kann Silomais bis zu 90 % des pflanzenverfügbaren Bodenstickstoffs in Ertrag umwandeln. Das funktioniert aber nur, wenn der Stickstoff auch in die Pflanze gelangt. Dafür braucht es Wasser, da Nitrat nur durch Transpiration und Massenstrom aufgenommen wird. Was die Pflanze nicht direkt in Ertrag umsetzt, verbleibt in Wurzeln und Ernteresten auf dem Acker.

Stickstoff – Fluch und Segen

Die Hauptstickstoffaufnahme des Maises erfolgt im Juni. Das erklärt auch, warum der Mais den Stickstoff aus organischen Düngern so effizient nutzen kann. Der Boden ist dann ausreichend erwärmt und es ist genügend Zeit vergangen, damit die Bakterien die organisch gebundene Form mineralisieren können.

Auch kann der Mais hohe Mineralisationsschübe, z. B. nach Niederschlägen, kompensieren und reagiert nicht mit Lager. Das ist aber auch ein Grund, warum Mais in Verruf geraten ist. Erfolgt die N-Düngung, vor allem mit Wirtschaftsdüngern, über den Bedarf hinaus, führt das zu den klassisch hohen Herbst-Nmin-Werten.

Zwischenfrüchte nach Mais helfen oft nur wenig, das Nitrataustragspotenzial über Winter zu vermindern, da sie in vielen Regionen nicht mehr ausreichend gute Wachstumsbedingungen vorfinden, um sich nach der Maisernte noch gut zu entwickeln. Da kann die Bodenbearbeitung zur Zwischenfrucht im schlimmsten Fall mehr Stickstoff mobilisieren als die Zwischenfrucht am Ende aufnehmen kann.

Das muss aber nicht sein. Ergebnisse aus Wasserschutzgebieten in Schleswig-Holstein und Niedersachsen zeigen, dass bei angepasster Düngung auch geringe Herbst-Nmin-Werte möglich sind.

Attraktiv für Fruchtfolge und Rote Gebiete

Die Tatsache, dass Mais in die Mineralisationsperiode des Bodenstickstoffes hineinwächst, macht ihn auch attraktiv für den Anbau in den Roten Gebieten. Hier bietet er einen größeren Spielraum als die Winterkulturen, um über ackerbauliche Maßnahmen, wie u. a. Zwischenfrüchte, die natürliche Mineralisierung anzukurbeln, um so mit den restriktiven Düngevorgaben klar zu kommen. Diese positiven Aspekte einer Sommerung machen Mais dann auch als Blattfruchtfolgeglied in engen Getreidefruchtfolgen interessant.

Der Zwischenfruchtanbau und die Kontrolle von Problemunkräutern können aber nur erfolgreich funktionieren, wenn auf dem Standort eine passende Folgekultur platziert werden kann. Ein zu spät gesäter Weizen kann schnell die Vorzüge zunichte machen.

Geringe Verluste, hohe Effizienz

Was grundsätzlich gilt, ist in den Roten Gebieten um so wichtiger: Geringste Verluste für höchste N-Effizienz! Ein wichtiger Schlüssel ist daher die Ausbringung der Wirtschaftsdünger. Die Effizienz in Zeiten von Schleppschlauch- und Schleppschuh noch weiter zu erhöhen, ist allerdings herausfordernd und nicht immer kostengünstig.

Eine Möglichkeit bietet das Ansäuern. Gerade bei Gärresten mit den meist hohen pH-Werten und der damit verbundenen Gefahr der Ammoniakverluste kann das Verfahren Verluste deutlich mindern. Gleichzeitig wird den Pflanzen zusätzlicher Schwefel zur Verfügung gestellt. Einige Lohnunternehmen (z. B. Dettmer aus Niedersachsen oder Blunk aus Schleswig-Holstein) bieten dieses Verfahren an.

Bei der Unterfußdüngung setzen zudem immer mehr Landwirte auf Gülle-Strip Till kombiniert mit einem Nitrifikationshemmer. Dass man damit Mineraldünger einsparen und teils sogar die Erträge erhöhen kann, belegen mittlerweile viele Versuche der Land­wirt­schafts­kammern in Nordwestdeutschland. Das ist vor allem für Betriebe interessant, die aufgrund hoher Phos­phat­gehalte im Boden darauf angewiesen sind, ohne mineralische Unterfußdüngung auszukommen. Jedoch eignet es sich nur auf schüttfähigen Böden.

Unkrautkontrolle wird ­herausfordernder

Obwohl Mais hoch produktiv ist, benötigt er nur wenig chemischen Pflanzenschutz. Neben einer fungiziden Beize, z. B. gegen Fusarium- und Pythium­arten, reicht in der Regel ein ein- bis zweimaliger Herbizideinsatz gegen Gräser und Unkräuter aus. Auf einem geringen Anteil der Maisfläche ist bei starkem Maiszünslerdruck noch eine Insektizidanwendung erforderlich. Laut einer Erhebung des Julius Kühn-Instituts liegt der Behandlungsindex von Mais bei 1,9. Zum Vergleich: Im Winterweizen liegt er bei 4,2.

Trotzdem will die Politik z. B. im Rahmen der Farm-to-Fork-Strategie den Einsatz chemischer Mittel auch im Mais weiter senken. Dazu kommt, dass aus Wasserschutzgründen die Wirkstoffe S-Metolachlor und Terbuthylazin (TBZ) Probleme bereiten. Auch dies ein Resultat aus der Selbstverträglichkeit des Maises. Das hat dazu geführt, dass seit dem letzen Jahr Betriebe TBZ-haltige Mittel nur noch einmal innerhalb eines Dreijahreszeitraums auf derselben Fläche anwenden dürfen (mit maximal 850 g/ha TBZ).

Diese Anwendungsbeschränkungen treffen auf zunehmende Resistenzprobleme. So wirken ALS-Hemmer bei entsprechender Resistenz nicht mehr. Neben der bekannten Problematik rund um Ackerfuchsschwanz, gibt es zudem mittlerweile immer mehr Flächen in Deutschland, auf denen weitere Ungräser und Unkräuter wie beispielsweise Amarant resistent gegenüber ALS-Hemmern sind. Das heißt: Die Ungras- und Unkrautkontrolle wird herausfordernder.

Doch noch stehen ausreichend Produkte zur Verfügung. Welche Strategien auch ohne TBZ und S-Metolachlor bei unterschiedlicher Verunkrautung zu empfehlen sind, entnehmen Sie dem Beitrag ab Seite 26. Darin zeigt sich u. a. auch, dass Spritzfolgen vor allem auf Hirsestandorten verträglicher sind – gegenüber Einmalbehandlungen sind laut Günter Klingenhagen von der LWK Nordrhein-Westfalen sogar Mehr­erträge von 5 % möglich.

Schema-F war gestern

Die schwindenden Möglichkeiten im chemischen Bereich führen dazu, dass häufiger alternative Konzepte Einzug finden. Immer mehr konventionelle Landwirte übernehmen Strategien von ihren ökologisch wirtschaftenden Kollegen und kombinieren mechanische mit chemischen Pflanzenschutzverfahren.

Auch beim Thema tierische Schädlinge lohnt sich ein Blick über den Tellerrand. Eine spätere Saat in deutlich wärmere Bedingungen hinein, führt zu schnellerem Feldaufgang und einer zügigeren Jugendentwicklung – weniger Chance für Saatkrähe, Drahtwurm und Co. Diese Strategie erfordert aber eine Anpassung der Reifegruppe. Hier gilt es, betriebsindividuell abzuwägen, welche Bürde die größere ist.

Alles in allem wird deutlich: Mais hat in keiner Weise an seinen Stärken verloren, nur haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Und da dieser Prozess noch nicht beendet ist, werden immer häufiger individuelle Betriebskonzepte erforderlich werden.

Lesen Sie in den nächsten Tagen detaillierte Ratgeber zu den einzelnen Themen auf top agrar online und auf der Themenseite Mais.

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