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topplus Rapsanbau in Deutschland

Ist der Raps eine bedrohte Blattfrucht?

In der Fruchtfolge bietet Raps viele Vorteile – politische Ziele erschweren jedoch den Anbau. ­Passen Sie nun Ihre Ackerbaustrategie an, um die Herausforderungen zu meistern.

Lesezeit: 6 Minuten

SCHNELL GELESEN
Raps ist als Blattfrucht vor allem in ­getreidereichen Fruchtfolgen von hohem pflanzenbaulichen Wert.
Der SUR-Entwurf der EU-Kommission, der Wirkstoffwegfall, das anstehende ­Glyphosatverbot und die Düngeverordnung erschweren den Rapsanbau.
Feilen Sie an Ihrer Strategie – dabei geht es u. a. um optimierte Fruchtfolgen, die richtige Sortenwahl, flexible Boden­bearbeitungsstrategien und mehr Düngeeffizienz bei angepasstem Pflanzenschutz.

Hochwertige Speiseöle, technische Öle, aber auch Biodiesel und eiweißreiche Futtermittel – all das lässt sich aus Raps herstellen. Wurde der Bedarf noch vor wenigen Jahren vor allem über Importe gedeckt, sind seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine die Themen Versorgungssicherheit und heimische Erzeugung wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Wie die Marktlage momentan einzuschätzen ist, lesen Sie unter „Marktaussichten“.

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Welche pflanzenbaulichen Vorteile hat der Raps für Landwirte?

Für Rapsanbauer, oder für diejenigen, die mit der Kultur noch liebäugeln, hat die Ölfrucht u.a. folgende pflanzenbauliche Vorteile:

  • Als Winterblattfrucht lockert sie getreidelastige Fruchtfolgen auf.
  • Der Vorfruchtwert ist enorm hoch – folgt z.B. Weizen nach Raps, liegt der Mehrertrag des Folgeweizens oft bei ­5 bis 10 dt/ha im Vergleich zu Stoppelweizen.
  • Der Anbau verbessert die Bodenstruktur und die -biologie, da der Raps neben seiner langen Pfahlwurzel auch viele Seitenwurzeln ausbildet, die den Boden lockern und durchlüften.
  • Weil die Bestände die Reihen zügig nach der Saat schließen und den Boden dann fast elf Monate bedecken, bieten sie Schutz vor Erosion.
  • Raps bindet Nährstof­­fe – vor allem Stickstoff – über Winter und hinterlässt der Folgefrucht höhere N-Mengen. Insgesamt steigt die Nährstoffverfügbarkeit innerhalb der Fruchtfolge.

Welche Vorteile hat der Raps für Imker?

Zudem ist Rapslaut dem Deutschen Bieneninstitut in Celle eine der wichtigsten Frühjahrstrachten für Bienen, Wildbienen, Hummeln und andere Bestäuber. Ein Hektar blühender Raps kann z. B. bis zu vier Bienenvölker ernähren, die dann zusammen rund 170 kg Honig erzeugen können.

Wie sieht die CO2-Bilanz von Raps aus?

Und auch von der CO2-Bilanz kann sich Raps sehen lassen. So wandelt Raps während seines Wachstums so viel ­CO2 zu Sauerstoff um, wie bei der Verbrennung freigesetzt wird – der Rapsanbau ist demnach als CO2-neu­tral zu bewerten.

Vor welchen Herausforderungen steht der Rapsanbau?

Allerdings ist der Rapsanbau kein Selbstläufer mehr. So lassen sich z.B. Rapserdflöhe seit dem Wegfall der ­neo­nikotinoiden Beizen mit den wenigen zur Verfügung stehenden Insektiziden regional kaum noch in Schach halten – von einem Resistenzmanagement ganz zu schweigen. Neue Ansätze, wie die Regulierung von Schädlingen mithilfe von Beisaaten, erwiesen sich bislang als deutlich wirkungsschwächer im Vergleich zur Chemie.

Zudem wird die Ausfallrapsbekämpfung wegen des voraussichtlichen Glyphosatverbots problematischer. Dadurch steigt dann das Risiko für Fruchtfolgekrankheiten. Ob mechanische Alter­nativen funktionieren, hängt von der Bodenart und vom Wetter ab.

Eine weitere Herausforderung beim Rapsanbau ist die Düngeverordnung mit der kürzlichen Neuausweisung der Roten Gebiete. Bestände auf betroffenen Flächen lassen sich dadurch vor allem in Jahren mit extremen Wetterlagen kaum noch angepasst ernähren.

Doch damit nicht genug: Die EU-Kommission drückt bei ihrem Verordnungsvorschlag zur „nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR)“ zurzeit aufs Tempo. Im Kern will sie damit den Einsatz chemischer Mittel bis zum Jahr 2030 halbieren und die Anwendung in sensiblen Gebieten wie z. B. in Naturschutz-, Landschaftsschutz- und Trinkwasserschutzgebieten am liebsten verbieten. Wegen sehr heftiger Proteste hat sie kürzlich aber einen Kompromissvorschlag vorgelegt, der nun zusammen mit den Mitgliedstaaten und dem EU-Parlament verhandelt werden soll.

Warum bleibt der Raps für Landwirte interessant?

Dennoch: Trotz der Herausforderungen bleibt der Anbau von Raps wegen ­seiner vielen unschlagbaren Vorteile in der Fruchtfolge interessant. Wichtig ist ein integriertes, fruchtfolgeübergrei­fendes Pflanzenschutzmanagement, das auf ackerbauliche Verfahren und die Einhaltung von Anbaupausen setzt. Unserer in den kommenden Wochen erscheinenden Beiträge geben Ihnen wertvolle Hinweise, damit der Anbau trotz der Widrigkeiten gelingt.

Darin gehen wir z.B. auch da­rauf ein, an welchen Stellen man den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln senken kann und auch sollte. Zudem geht es darum, mit welchen Maßnahmen sich die Düngeeffizienz ­erhöhen lässt, um trotz der starren Dünge­regeln möglichst keinen Ertrag zu verlieren. Konzepte zu flexiblen Bodenbearbeitungsverfahren – angepasst auch an Wetterextreme – runden den Schwerpunkt ab.

Bleibt zu hoffen, dass sich in der ­politischen Debatte um die SUR-Verordnung die Erkenntnis durchsetzt, dass ein gewisser Anteil an chemischem Pflanzenschutz notwendig und alternativlos ist.

Tipp: Weitere Informationen und Tipps zum Rapsanbau finden Sie in unserem "top Spezial Raps" aus dem Jahr 2020.




Marktaussichten: Bleibt der Raps trotz größerer Ernten gefragt?

Der Rapsmarkt ist derzeit wahrlich nichts für schwache Nerven: Vor gut ­einem Jahr konnten Landwirte für eine Tonne der schwarzen Ölsaat sage und schreibe bis zu 840 € erlösen. Zwölf Monate später waren die Erzeugerpreise um 500 €/t abgesackt, zuletzt hatten sie sich bei rund 420 €/t eingependelt.

Nach dem kühlen und ­nassen Frühjahr sehen die Rapsbestände zurzeit verbreitet gut aus (Stand Juni 2023). Die Frühsommerdürre haben die tief­wurzelnden Rapspflanzen oft gut weggesteckt. Die Folge: Im Jahr 2023 könnten in der EU 20 Mio. t Raps geerntet werden, nach 19,6 Mio. t im Vorjahr. Für Deutschland liegen die Erwartungen bei 4,5 Mio. t, nach 4,3 Mio. t im Vorjahr.

Weltweit könnten 2023/2024 rund 80 Mio. t Raps zusammenkommen, folgende Punkte sprechen dafür:

  • Kanada plant im laufenden Jahr mit einer leicht erhöhten Anbaufläche für Raps von 8,7 Mio. ha.
  • Die Ukraine bleibt lieferfähig. Trotz Kriegszustand sollen diesen Sommer 3,3 bis 3,5 Mio. t Raps geerntet werden.
  • Australien rechnet nach der Rekordernte 2022/23 mit einer ordentlichen Menge in der neuen Saison. 4,9 Mio. t sind zwar weit weg von der Vorjahresernte (- 40 %). Es wäre aber immer noch die drittgrößte Ernte in der Geschichte.

Damit wären aus heutiger Sicht die europäischen Ölmühlen in der Saison 2023/24 gut versorgt: 60 % der in Deutschland verarbeiteten Rapsmenge müssen importiert werden. Laut Destatis wurden von Juli 2022 bis Februar 2023 etwa 3,7 Mio. t Raps eingeführt.

In „normalen“ Jahren würde die Fülle der bärischen Faktoren den Rapspreis vermutlich unter die Marke von 400 €/t drücken, doch das ist für 2023/24 keinesfalls ausgemacht. Schon Anfang Mai zogen die Kurse in Paris wieder an, nachdem Drohnenangriffe auf den Kreml den Agrarmarkt verun­sicherten. Zuletzt befeuerten die vertrocknenden Sojabohnenfelder in den USA die Ölsaatenmärkte: Nur etwa 59 % der Sojabohnen waren in einem mindestens guten Zustand.

Die Rapskurse an den Terminbörsen hielten sich zuletzt denn auch an der Marke von 420 €/t. Damit wird klar: Auch wenn die Rapsernten 2023/24 größer ausfallen als im Vorjahr, bleibt die schwarze Ölsaat gefragt.

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