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Auch für mäßige Standorte: Darum bleiben die Kartoffelpreise auch 2023 hoch

Mit Speise- und Stärkekartoffeln ließen sich auf schwachen und mittleren Böden bisher überdurchschnittliche Deckungsbeiträge erzielen. Das dürfte auch dieses Jahr so bleiben.

Lesezeit: 6 Minuten

Unser Autor: Dr. Mathias Schindler, LWK Niedersachsen

Die kriegsbedingten Verwerfungen auf den Agrarmärkten haben inzwischen alle Produktbereiche erfasst. Zunächst stiegen die Ölsaatenpreise, dann gingen die Getreidepreise in die Höhe. Die Zuckerrüben- und Stärkepreise zogen später nach, weil sie jeweils erntenah oder im Nachgang verhandelt werden. Bei Ölsaaten und Getreide war zu diesem Zeitpunkt der erste große Hype schon vorbei.

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Die Speisekartoffelpreise folgen eher dem regionalen als dem weltweiten Angebot und so zeigten sie sich von den Kriegseffekten nahezu unbeeindruckt, aber dennoch ebenfalls stabil.

Die ohne Zweifel starken Kostensteigerungen bei den Vorleistungen, besonders bei Diesel, Energie und Dünge­mitteln, konnten so durch die deutlich verbesserten Erntepreise 2022 gut aufgefangen werden.

Bleibt der Preisboom?

Ein Vergleich der Preise der wichtigsten Marktfrüchte in den letzten fünf Jahren weist für die Ernte 2022 zwar nicht mehr die Höchststände der Preisno­tierungen aus, aber immer noch ein vor zwei Jahren für unrealistisch hoch gehaltenes Niveau. Und auch die ak­tuellen Notierungen für Futures bei Weizen, Körnermais, Raps und Kar­toffeln deuten für die Ernte 2023 ein erfreuliches Niveau an. Die Zucker­notierung zeigt sich ebenfalls stabil.

Ein Rückblick auf die vergangene Saison zeigt: Vorkontrakte haben ihre Tücken. Wer Teile der Ernte 2022 vor März 2022 absicherte, war zu früh dran. Wer auf weiter steigende Preise spekuliert hatte, der wurde enttäuscht. Die Preise fielen stattdessen.

Um die Frage zu beantworten, wie sinnvoll aktuell eine Preisabsicherung ist, lohnt sich ein Blick auf die Wirtschaftlichkeit.

Arbeitserledigung ist drin

Für den Vergleich der Wirtschaft­lichkeit reicht die Berechnung der direkt- und arbeitserledigungskostenfrei­en Leis­­tung (dakfL) aus. Dabei wird die Deckungsbeitragsrechnung um die Maschinenfestkosten, den Lohnanspruch und die Nährstoffrücklieferung erweitert.

Bei den Festkosten wurde bei den Kartoffeln noch der Einfluss auf den Pachtpreis berücksichtigt, der bei höheren Anbauanteilen von Kartoffeln und Sonderkulturen auftritt. Denn bei den anderen Kostenpositionen gibt es – bis auf die Notwendigkeit, ein Lager vorzuhalten – kaum noch Unterschiede.

Übersicht 1 zeigt die durchschnitt­liche Wirtschaftlichkeit von Speise- und Stärkekartoffeln im Vergleich zu Zuckerrüben, Raps und Triticale auf Basis der Richtwert-Deckungsbeiträge der Landwirtschaftskammer Niedersachsen über die Jahre 2018 bis 2022.

Schwache und mittlere ­Standorte

Dabei wurden für jede Kultur eine niedrige und eine mittlere Ertragsstufe ausgewählt, um das Spektrum schwächerer und mittlerer Bodenqualitäten abzubilden, denn auf den „guten“ Standorten ist die Kartoffel eher unterrepräsentiert.

Die Ergebnisse der dakfL in Übersicht 1 zeigen, dass bei Zuckerrüben, Getreide und Raps die Preisbildung auf den Märkten gut funktionierte und angleichend auf die Wirtschaftlichkeit der Kulturen in den jeweiligen Ertragsstufen wirkte.

Auf der niedrigen Ertragsstufe ergibt sich bei den dakfL ein Niveau von etwa 350 €/ha, wobei der Raps bei 30 dt/ha mit 404 €/ha dank der schon länger ­attraktiven Preise etwas besser abschnitt als Triticale mit 362 €/ha bei 60 dt/ha. Zuckerrüben erzielten bei 650 dt/ha eine dakfL von 424 €/ha. Trotz Pachtpreisaufschlag und not­wendigem Lager ergab sich bei Kartoffeln aber das 2- bis 2,5-fache Niveau.

Mit zunehmendem Ertrag ändert sich an der Rangfolge wenig: Stärkekar­toffeln werden dank größerer Ertragseffekte mit 1 494 €/ha dakfL zur attraktivsten Kultur, ansonsten verbessert sich die Attraktivität bei allen Kulturen um etwa 300 bis 440 €/ha ohne weitere Rangverschiebungen.

Die letzte Zeile von Übersicht 1 gibt an, mit welcher Änderung bei der dakfL gerechnet werden kann, wenn sich der Ertrag um 1 dt/ha ändert. Diese Interpolation ist hinreichend genau, um Schätzungen für die dakfL bei ähnlichen Erträgen vorzunehmen.

Was ist 2023 zu erwarten?

Sowohl die aktuelle Entwicklung als auch die Prognosen deuten auf eine leichte Entspannung bei den Energiekosten und den Produktpreisen hin. Wer glaubt, dass die Erzeugerpreise sich schnell wieder dem Vorkriegsniveau nähern, sollte schnell noch die aktuellen Terminmarktnotierungen fixieren. Wer anhaltende oder gar eskalierende Knappheiten erwartet, sollte erst einmal abwarten.

Legt man die aktuellen Daten zugrunde, sind die in Übersicht 2 gezeigten Wirtschaftlichkeiten zu erwarten. Danach wäre auf ertragsschwächeren Standorten weiterhin der Speisekartoffelanbau mit 1 040 €/ha dakfL am attraktivsten, gefolgt von Zuckerrüben (893 €/ha), Stärkekartoffeln (699 €/ha). Triticale mit 417 €/ha und Raps mit 416 €/ha fallen deutlich ab.

Bei mittleren Ertragserwartungen wird die Zuckerrübe mit 1.470 €/ha interessant. Sie liegt damit vor den Kartoffeln (1.378 bzw. 1.306 €/ha). Den vierten Platz erreicht der Raps mit 859 €/ha.

Auch hier dient die letzte Zeile in der Übersicht mit Faustzahlen für Zu- und Abschläge als „Interpolations“-Hilfe bei anderen Ertragsniveaus.

Der direkte Vergleich

Übersicht 3 zeigt, unter welchen Preis- konstellationen die verschiedenen Kulturen gleich wirtschaftlich sind. Würden Sie z. B. 800 dt/ha Rüben ernten und für 4,45 €/dt vermarkten, müssten Sie Stärkekartoffeln bei einem Ertrag von 550 dt/ha zu einem Preis von 10,70 €/dt verkaufen, um auf das gleiche wirtschaftliche Ergebnis zu kommen.

Aber was, wenn die Erträge dazwischen liegen? Auch hier können Sie mit Interpolieren die entsprechenden Wer­te ermitteln. Würden Sie z. B. genau 425 dt/ha an Speisekartoffeln ernten und für einen Preis von 15,68 €/dt verkaufen, liegt die geschätzte dakfL bei 1.209 €/ha ([1.040 +1.378] / 2).

Auch für die Ernte 2023 dürften die Aussichten im Marktfruchtbau durchaus attraktiv sein. Aktuelle Börsenfutures für Weizen und für Raps deuten derzeit (Stand: 17. KW 2023) ein stabiles Preisniveau an, bei dem es sicher kein großer Fehler wird, jetzt einen Teil der Ernte an der Börse oder über Terminverkauf bereits abzusichern.

Speisekartoffeln werden zwar nicht direkt kontraktiert, aber die 23,50 €/dt für Veredelungsware im November-Kontrakt an der EEX (Stand: 25.4.2023) lassen auch den Kartoffelmarkt aktuell stabil erscheinen.

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Veredelungskartoffeln

Wichtig im Süden

Die Veredelungskartoffeln, also der Anbau für die Verarbeitung zu Pommes, Chips und Kloßteig, spielen in Bayern ein bedeutende Rolle. Zusammen mit den Stärkekartoffeln nehmen sie etwa 60 % der gesamten Kartoffelanbaufläche im Freistaat ein.

Die Preise liegen etwas unter denen von Speisekartoffeln, sie sind aber ähnlich starken Schwankungen ausgesetzt. Im Durchschnitt der letzten elf Jahre erlösten bayerische Kloßteig- und Pommeskartoffeln im Mittel 13,75 €/dt, wobei der Jahresdurchschnittspreis von 4,06 €/dt (2014/15) bis 22,33 €/dt (2018/19) reichte. Dafür sind die Qualitätsanforderungen und der Sortieraufwand nicht ganz so hoch wie bei Speisekartoffeln.

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