Nach der erneuten Trockenheit und den Hitzeperioden in diesem Jahr war zu erwarten, dass die Weizenerträge eher unterdurchschnittlich ausfallen würden. Dass aber auch die Qualitäten enttäuschen, überrascht dann doch: In diesem Jahr finden sich in vielen Weizenpartien kleine Körner mit schlechten Proteinwerten, teilweise auch mit niedrigen Fallzahlen. Und das, obwohl die trockenen Erntebedingungen ohne Auswuchs eine gute Fallzahl erwarten ließen.
Bei kleinen Körnern ist der Rohproteingehalt in der Regel sogar höher als bei größeren Körnern. Der Grund: Kleine Körner haben anteilig mehr Aleuronproteine die in der frühen Milchreife direkt unter der Samenschale eingelagert werden. Bei großen Körnern nimmt der Proteinanteil durch die Einlagerung von mehr Stärke bis Ende der Teigreife ab (Verdünnungseffekt).
Zu viel Hitze zur falschen Zeit
Schuld an der schlechten Qualität sind die Hitzewellen während der Kornbildung in der Milch- und frühen Teigreife. In dieser Phase transportiert die Pflanze kleine Zuckermoleküle in das Korn und setzt sie dort zu langkettiger Stärke zusammen. Das Rohprotein bildet die Pflanze aus einfachen Aminosäuren.
In diesem Jahr haben drei Hitzeperioden durch fehlendes Wasser und hohe Temperaturen die Kornausbildung empfindlich gestört: In der zweiten Junihälfte lagen die Temperaturen jeweils mehrere Tage lang bei 30 °C und mehr. Da diese Werte in 2 m Höhe von einem beschatteten Temperaturfühler gemessen werden, ist die tatsächliche Temperatur im Ährenbereich um bis zu 10 °C höher.
Zu dieser Zeit konnte der Weizen zum einen nicht genug Zuckermoleküle transportieren und zum anderen die im Korn angekommenen nicht vollständig in Speicherstärke umbauen. So entstand aus dem Zucker nicht die für eine gute Fallzahl erforderliche langkettige und somit verkleisterungsfähige Stärke. Auch die Umwandlung von Aminosäuren zu Protein konnte nicht in vollem Umfang stattfinden. Hinzu kommt, dass Protein ab 38 °C denaturiert, also bereits gebildetes Protein wieder zerstört wird.
Da während der Milch- und frühen Teigreife auch der Embryo ausgebildet wird, hat dieser in kleinen Körnern ebenfalls gelitten. Samen mit kleinem Mehlkörper, weniger Eiweißreserven und nicht optimal ausgebildetem Embryo haben eine schlechtere Triebkraft als große. Achten Sie bei der Aussaat kleinkörniger Partien besonders darauf, das Saatbett gut rückzuverfestigen und die Saattiefe von 2 cm einzuhalten.
Dr. Ute Kropf, Fachhochschule Kiel
Hinweis:
Bitte aktivieren Sie Javascipt in Ihrem Browser, um diese Seite optimal nutzen zu können
Zum Lesen dieses Artikels benötigen Sie ein top agrar Abonnement
Nach der erneuten Trockenheit und den Hitzeperioden in diesem Jahr war zu erwarten, dass die Weizenerträge eher unterdurchschnittlich ausfallen würden. Dass aber auch die Qualitäten enttäuschen, überrascht dann doch: In diesem Jahr finden sich in vielen Weizenpartien kleine Körner mit schlechten Proteinwerten, teilweise auch mit niedrigen Fallzahlen. Und das, obwohl die trockenen Erntebedingungen ohne Auswuchs eine gute Fallzahl erwarten ließen.
Bei kleinen Körnern ist der Rohproteingehalt in der Regel sogar höher als bei größeren Körnern. Der Grund: Kleine Körner haben anteilig mehr Aleuronproteine die in der frühen Milchreife direkt unter der Samenschale eingelagert werden. Bei großen Körnern nimmt der Proteinanteil durch die Einlagerung von mehr Stärke bis Ende der Teigreife ab (Verdünnungseffekt).
Zu viel Hitze zur falschen Zeit
Schuld an der schlechten Qualität sind die Hitzewellen während der Kornbildung in der Milch- und frühen Teigreife. In dieser Phase transportiert die Pflanze kleine Zuckermoleküle in das Korn und setzt sie dort zu langkettiger Stärke zusammen. Das Rohprotein bildet die Pflanze aus einfachen Aminosäuren.
In diesem Jahr haben drei Hitzeperioden durch fehlendes Wasser und hohe Temperaturen die Kornausbildung empfindlich gestört: In der zweiten Junihälfte lagen die Temperaturen jeweils mehrere Tage lang bei 30 °C und mehr. Da diese Werte in 2 m Höhe von einem beschatteten Temperaturfühler gemessen werden, ist die tatsächliche Temperatur im Ährenbereich um bis zu 10 °C höher.
Zu dieser Zeit konnte der Weizen zum einen nicht genug Zuckermoleküle transportieren und zum anderen die im Korn angekommenen nicht vollständig in Speicherstärke umbauen. So entstand aus dem Zucker nicht die für eine gute Fallzahl erforderliche langkettige und somit verkleisterungsfähige Stärke. Auch die Umwandlung von Aminosäuren zu Protein konnte nicht in vollem Umfang stattfinden. Hinzu kommt, dass Protein ab 38 °C denaturiert, also bereits gebildetes Protein wieder zerstört wird.
Da während der Milch- und frühen Teigreife auch der Embryo ausgebildet wird, hat dieser in kleinen Körnern ebenfalls gelitten. Samen mit kleinem Mehlkörper, weniger Eiweißreserven und nicht optimal ausgebildetem Embryo haben eine schlechtere Triebkraft als große. Achten Sie bei der Aussaat kleinkörniger Partien besonders darauf, das Saatbett gut rückzuverfestigen und die Saattiefe von 2 cm einzuhalten.