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Bauernhof mit Kindergarten: So wurde eine Zahnarzthelferin zur Landwirtin

Zahnarzthelferin Heidi Geßner hat mit Anfang 30 die Ausbildung zur Landwirtin nachgeholt. Dann hat sie den elterlichen Betrieb übernommen und dort einen Kindergarten eingerichtet.

Lesezeit: 4 Minuten

Eigentlich wollte ich schon als Kind Landwirtin werden“, erinnert sich Heidi Geßner (35) aus Großbardorf im Landkreis Rhön-Grabfeld. Aber den Milchviehbetrieb mit Anbindehaltung weiterzuführen war wegen der enormen Arbeitsbelastung keine Option für die Landwirtstochter. So lernte sie zunächst Zahnarzthelferin. Sie arbeitete 15 Jahre in diesem Beruf und stieg bis zur Teamleiterin auf.

Die Bindung zur Landwirtschaft verlor Geßner aber nie. Wie ihr Mann Sebastian, ein gelernter Bankkaufmann, der selbst den Hof seiner Eltern im Nebenerwerb weiterführt, wollte auch sie den elterlichen Betrieb erhalten. Um sich dafür fit zu machen, absolvierten beide Ehepartner nacheinander das Bildungsprogramm Landwirt und schlossen es mit der Gehilfenprüfung ab.

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Die Ausbildung hat den Blick von Heidi Geßner auf den Betrieb verändert. „Der Unterrichtsstoff hat mich in den Bann gezogen und ich habe erkannt, welches Potenzial in unserem Hof steckt“, so die Quereinsteigerin.

Meisterin und Vollerwerb

Zunächst wollte sie auf dem Betrieb mit 60 ha Acker- und 40 ha Grünland nur Ackerbau betreiben. Doch dann beschloss sie, auch die Pensionsviehhaltung von Rindern, die Heidis Vater seit Aufgabe der Milchviehhaltung betrieb, weiterzuführen.

Nachdem sie ihre Stunden als Zahnarzthelferin reduziert hatte, entschied sie sich, den Hof im Vollerwerb zu bewirtschaften. Deshalb erweiterte sie ihre landwirtschaftliche Ausbildung um die Fachschule und Meisterprüfung. Ihr Mann Sebastian, der jetzt als Verwaltungsbeamter tätig ist, unterstützt sie bei den landwirtschaftlichen Arbeiten.

Über einen Kurs zur Betriebszweigentwicklung „Soziale Landwirtschaft“ wurde Heidi Geßner auf Bauernhofkindergärten aufmerksam. „Die Geschäftsidee faszinierte mich sofort, weil sie gut zu mir und unserem Hof passt“, sagt Geßner. Bei Gesprächen mit der Kindergartenleitung und Gemeinde stellte sich heraus, dass Kindergartenplätze fehlten und Bereitschaft bestand, eine Gruppe auf Geßners Hof auszulagern.

In ihrer Meisterarbeit kalkulierte die Landwirtin die Wirtschaftlichkeit des Projektes und richtete dann mit Containern und einem Bauwagen die notwendigen Räumlichkeiten ein. Das Areal mit den Gebäuden vermietete sie für fünf Jahre an die Gemeinde.

Im Dezember 2022 zog die Vorschulgruppe mit 15 Kindern auf dem Hof ein. Fünf bis zehn Stunden pro Woche bietet die Landwirtin ein Programm für die Kleinen an. Die Kinder füttern Hühner und Hasen, versorgen die Ponys, reiten auf ihnen und ernten Früchte. Ihre Stunden stellt sie dem Kindergarten in Rechnung. „Ich mache die Arbeit gern, will mich aber nicht unter Wert verkaufen“, sagt die Landwirtschaftsmeisterin, die aktuell noch eine Fortbildung zur Erlebnisbäuerin absolviert.

Ihr nächstes Projekt ist die Investition in einen Laufstall für 60 Pensionsrinder. Dazu will sie den Anbindestall zur Fresshalle umnutzen und eine Liegehalle mit Stroheinstreu anbauen.

„Die Arbeit erfüllt mich“

Heidi Geßner ist überzeugt, dass die Entscheidung, den Betrieb zu übernehmen, richtig war. „Die Arbeit auf dem Hof und mit der Natur ist sinnstiftend und erfüllt mich“, erklärt sie. Zudem hat ihr Vater weiterhin eine Aufgabe, weil der Hof weiterläuft. Die Landwirtin hat aber nicht nur sich und ihre Familie im Blick: „Ich möchte mit unserem Hof auch die Landwirtschaft der Gesellschaft näherbringen.“

Die Landwirtschaft und der Beruf Landwirt haben offenbar nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man das riesige Interesse am Bildungsprogramm Landwirt (BiLa) verfolgt. Über dieses Angebot der Landwirtschaftsämter in Bayern können sich Personen mit außerlandwirtschaftlicher Berufsausbildung und Erwerbstätigkeit landwirtschaftliches Fachwissen aneignen. Die Zahl der Anmeldungen war zuletzt so groß, dass bei einigen Ämtern in Nordbayern der Platz nicht mehr für alle Bewerber reichte. Der Unterricht ist modulartig aufgebaut und findet an Abenden und Wochenenden statt. Wer bestimmte Pflichtmodule absolviert und mindestens vier Jahre in seinem erlernten Beruf gearbeitet hat, kann die Gehilfenprüfung zum Landwirt absolvieren. Die BiLa-Absolventen wollen meist den Hof ihrer Eltern oder Schwiegereltern übernehmen und dafür das fachliche Know-how erwerben. Die Quereinsteiger haben großes Interesse an der Landwirtschaft und den Wunsch, den Betrieb professionell zu führen. Einige geben ihren Erstberuf auf, um den Hof im Vollerwerb zu bewirtschaften.

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