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topplus Die sechs wichtigsten Fragen

So nutzen Landwirte Social Media erfolgreich

Täglich verbringen Menschen rund 2,5 Stunden in sozialen Netzwerken. Darin liegt Potential für Landwirte: Denn der Hof-Account kann neben Kunden auch neue Mitarbeiter und Ideen bringen.

Lesezeit: 9 Minuten

Bundesweit verbringen Menschen rund 2,5 Stunden in sozialen Netzwerken – jeden Tag. Damit nimmt die Bedeutung von Social Media auch für Landwirte zu. Was früher die Anzeige in der Zeitung war, ersetzt heute immer öfter eine Story auf Insta­gram. Und wer auf der Suche nach neuen Mitarbeitern ist, wird im Netz schnell fündig. Doch wie gelingt der Einstieg in die Social Media-Welt? Wie kann man das bestehende Profil optimieren?

Wir beantworten gemeinsam mit Kristin Becker die wichtigsten Fragen. Die Social Media-Expertin berät landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen bei ihrem digitalen Auftritt und moderiert seit einem Jahr gemeinsam mit zum Beispiel Agrar-Influencerin Marie Hoffmann das WDR-Format Land.Schafft. Gemeinsam mit ihrem Partner und seiner Familie bewirtschaftet sie den Seilerhof im Sauerland (NRW) und pflegt das Instagram Profil des Betriebes @seilerhof.

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1. Für wen lohnt sich ein Profil in den sozialen Medien?

Jeder Landwirt, der seine Sichtbarkeit erhöhen möchte, kann profitieren. Vor allem für direkt vermarktende Betriebe auf der Suche nach Neukunden lohnen sich die sozialen Medien. Selbst, wenn Sie bereits feste Abnehmer haben, kann Ihnen ein Account weiterhelfen. Laut Kristin Becker sollte man sich nicht darauf ausruhen. Denn Verbraucher treffen Kaufentscheidungen immer kurzfristiger.

Sie sagt: „Ein Video bei Insta­gram, mit glücklichen Schweinen im Matsch oder das Bild einer Fleischmarmorierung, bei der einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Volltreffer! Eventuell hat gerade ein jahrelanger Stammkunde die Seiten gewechselt.“ Sie fügt hinzu: „Ich glaube, Social Media ist kein Trend, sondern Realität.“

2. Welche Vorteile können für den Betrieb entstehen?

Neben dem Markenaufbau und der Kundenbindung spielt das Netz bei der Personalsuche eine Rolle. Die Plattform Instagram punktet besonders bei Menschen zwischen 14 und 29 Jahren. 74 % der Nutzer liegen in dieser Altersgruppe, so die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Warum also nicht die jungen, berufssuchenden Leute dort abholen, wo sie sich am meisten aufhalten? So erklärt auch Junglandwirtin Elise Köhler, dass ihr Familienbetrieb über das Onlineprofil die neuen Auszubildenden und Praktikanten gewinnen konnte.

Ein weiterer Vorteil ist der Ideen­austausch: Landwirte können über die Netzwerke mit Gleichgesinnten diskutieren. Wenn Kollegen z. B. ihre Erfahrungen mit neu­en Sor­ten, alternativen Vermark­tungswegen oder neuer Landtechnik posten, kann das inspirieren. Neben den Vorteilen für den eigenen Betrieb leisten Erklärtexte und öffent­liche Alltagseinblicke einen wichtigen Beitrag für das Image der Branche. Besonders das landwirtschaftsferne Pub­likum können Sie leicht erreichen und so Missverständnisse in den Bereichen Tierhaltung, Pflanzen- oder Umweltschutz aus dem Weg räumen.

3. Welche Plattform ist die ­richtige?

Jede Plattform bietet verschiedene Formate, darunter Fotos, Videos, Live-Übertragungen, Blogbeiträge und Umfragen. Besonders nahe Einblicke bieten Stories: Das sind Inhalte, die sich nach 24 h selbst löschen. Laut Kristin Becker ist es sinnvoll, sich da aufzuhalten, wo die eigene Zielgruppe aktiv ist. Da die Kanäle verschiedene Nutzer ansprechen, kann eine Kombination sinnvoll sein.

  • Instagram (27,45 Mio. deutsche Nutzer) eignet sich gut für Einsteiger, so die Expertin. Besonders die visuellen Darstellungen von Produkten oder dem Leben auf dem Bauernhof punkten hier. Das auf Videos fokussierte Netzwerk ist beliebt bei der Ansprache jüngerer User. Die Hashtags, wie z. B. #farming, #ackerbau, bieten eine Möglichkeit, um Inhalte zu kategorisieren und zu suchen. Für tiefergehende Diskussionen oder sehr fachliche Themen ist die Plattform jedoch eher ungeeignet, da Stories auf wenige Minuten begrenzt sind. Außerdem sind Aufnahmen in guter Qualität nötig – nicht immer leicht während dem landwirtschaftlichen Alltag, im Stall oder bei Regen. Mit dem „Broadcast Channel“ rollt Instagram eine weitere Funktion aus: Hier können Nutzer Nachrichten mit einem kleineren, ausgewählten Followerkreis teilen. Das Konzept ähnelt dem WhatsApp-Gruppenchat. Durch den privateren Raum kann eine engere Gemeinschaft ent­stehen.
  • Facebook (24,5 Mio. deutsche Nutzer) kann für Veranstaltungsankündigungen, News und längere Beiträge genutzt werden. Hier sind bereits viele Landwirte, vor allem in Gruppen, unterwegs, wodurch es eine große Community gibt. Laut einer Studie des ARD/ZDF aus 2022 ist ­Facebook bei Befragten über 50 Jahren mit 69 % das beliebteste Netzwerk.
  • WhatsApp (58 Mio. deutsche Nutzer täglich) ist ein Messenger und kein soziales Netzwerk. Die breite Öffentlichkeit ist ausgeschlossen. Dennoch können Landwirte profitieren: Beispielsweise, wenn Sie einen Betriebsaccount einrichten und Kundennachrichten direkt und schnell beantworten. Über den Status erreichen Sie gezielter Ihre Kontakte als mit anderen öffentlichen Netzwerken. Das hat auch Landwirt Julius Jacobi herausgefunden: Über den Status vermarktet er sein Saatgut an Berufskollegen.





    Der Messenger hat kürzlich die Kanalfunktion eingeführt: Das sind öffentliche Kanäle von Prominenten, Unternehmen oder Sportvereinen, die Nutzer abonnieren können. Eine Reaktion auf die geteilten Inhalte ist nur in Form von Emojis möglich. Auch wir von top agrar versorgen Sie auf unserem WhatsApp-Kanal täglich mit den neuesten Meldungen.
  • YouTube (70,9 Mio. deutsche Nutzer) ist für technik- und zeitaufwendigere Videoinhalte und weniger für den Austausch geeignet. Dort können Landwirte mit visuellen Inhalten punkten und auch fachlich in die Tiefe gehen - genau das Richtige für „Geschichtenerzähler“.
  • Die Plattform X, bis zu diesem Sommer als Twitter bekannt, (14,1 Mio. deutsche Nutzer) ist ideal für kurze Nachrichten und Updates. Jedoch kann die Sichtbarkeit für Landwirte eine Herausforderung sein. Seit Elon Musk Twitter für rund 44 Mrd. Dollar übernommen hat, steht es aufgrund von Falschinformationen in der Kritik. Trotz Kritik sind dort Politiker, Aktivisten, Journalisten und Wissenschaftler aus dem landwirtschaftsnahen Bereich aktiv – deshalb kann X eine Nachrichtenquelle sein.
  • TikTok (26,7 Mio. deutsche Nutzer) ist eine schnell wachsende Plattform und besonders beliebt bei der jungen Generation. Landwirte können hier kurze, kreative Videos posten. Die Möglichkeit, Trends schnell zu entdecken und aufzugreifen, macht TikTok zu einer interessanten Option. Allerdings ist das Erstellen qualitativ hochwertiger Videos zeit­aufwendig und es besteht das Risiko, dass der Inhalt in der Flut anderer ­Videos untergeht.
  • LinkedIn (11 Mio. deutsche Nutzer) ist ein Netzwerk für berufliche Kontakte. Für Landwirte kann es nützlich sein, um Geschäftskontakte zu knüpfen, über Branchentrends informiert zu bleiben oder sich mit Kollegen auszutauschen. Es ist weniger geeignet für den direkten Verkauf von Produkten, kann jedoch bei der Vernetzung innerhalb der Branche, beispielsweise zwischen Start-ups, Verbänden und Landwirten, hilfreich sein.

4. Was sollte man posten und was besser nicht?

Jeder Mensch und jeder Betrieb ist anders. Daher rät Kristin Becker erst einmal das Ziel der Inhalte zu definieren. Worin liegt die eigene Stärke und die des Hofes? Authentizität ist hier sehr wichtig. Soziale Medien können ein Fenster in den landwirtschaftlichen Alltag bilden und die Herausforderungen und Erfolge des landwirtschaftlichen Betriebs zeigen. Ernteberichte, politische Hürden, Mitarbeitervorstellung oder Tierpflege: All das sind mögliche Themen.

Am besten wenden Landwirte sich direkt an ihre Follower. Deren Feedback kann dabei helfen, auf neue Ideen zu kommen. Da es sich meistens um Verbraucher handelt, sollte man landwirtschaftliche Fachbegriffe erklären. Das aktive Nachfragen („Wie macht Ihr das? Was interessiert Euch daran?“) kann die Gemeinschaft stärken.

„Ich empfehle, nur mit den Inhalten an die Öffentlichkeit zu gehen, in denen Sie auch wirklich Experte sind“, sagt die Beraterin. Das dürfen auch kritische Themen sein, wie die Kuh-Kalb-­Trennung oder ein Ackerbauer, der Pflanzenschutzmittel ausbringt.

Die Angst vor der Kritik sei oft größer, als die tatsächliche Gefahr, so Becker. Wenn Diskussionen und Anfeindungen hochkochen, sollten Sie als Post-Er­steller dringend sachlich bleiben und Hass-Kommentare melden. Sehr private Inhalte, die eine persönliche Angriffsfläche für Kritiker bieten, sollten Nutzer besser nicht in die Öffentlichkeit tragen.

5. Wie sieht ein gutes ­Zeitmanagement aus?

Kristin Becker rät zu einer klaren Struktur, um Zeit zu sparen. Habe man keine Zeit, sei das eine Frage der Prioritäten. Damit die Inhalte auch wirklich sichtbar sind, sollten Sie regelmäßig etwas teilen. Sie empfiehlt: „Wenn wir vom optimalen Endziel sprechen, wäre es ein Post pro Tag. Ein Minimum, wenn wirklich etwas mit dem Kanal erreicht werden möchte, wäre ein Post pro Woche mit kontinuierlicher Steigerung.“

Das Zeitinvestment ist abhängig von der Beitragsart. Anfangs sollten Sie mehr Zeit einplanen, bis sich eine Routine einstellt. Effizient sind z. B. kurze Videos mit bis 200 Zeichen Text darunter. Doch nicht jeder möchte Marketing oder Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Auch die stillen Mitleser können vom Austausch profitieren. Der beste Zeitpunkt für Veröffentlichungen ist laut ­einer Fallstudie der Social Media-­Management Plattform Hootsuite, der frühe Morgen an Wochentagen, besonders montags.

6. Welche Maßnahmen schützen die Privatsphäre?

Sensible Informationen, wie das Autokennzeichen oder die Privatadresse, sollten Sie nicht teilen. Schlussendlich wählt jeder selbst, wie viel Privatleben er in der Öffentlichkeit preisgeben möchte. Bei der Entscheidung, was Sie posten, ist laut Kristin Becker eines besonders wichtig: Sie sollten sich Ihrer eigenen Reichweite stets bewusst sein.

Einige Plattformen bieten in den Datenschutzeinstellungen die Möglichkeit, das Profil für einen bestimmten Personenkreis zu schließen. Bei z. B. Insta­gram können Nutzer zwischen dem privaten Account, der nur für die Follower zugänglich ist, oder dem öffentlichen Business Account unterscheiden.

Glossar

Plattform: Websites oder Apps, auf denen Benutzer Inhalte erstellen, teilen und mit anderen interagieren können. Beispiele sind Facebook, ­Instagram oder TikTok.

Story: Ein Bild oder Video von max. 60 Sekunden Länge, das für 24 Stunden sichtbar ist und dann automatisch verschwindet, besonders beliebt auf Plattformen wie Instagram und Snapchat. Bei WhatsApp auch „Status“ genannt.

Follower: Personen, die einem ­Benutzerprofil folgen, um dessen Beiträge regelmäßig zu sehen.

Hashtag: Ein Schlagwort, das mit einem „#“ beginnt. Beiträge zu einem bestimmten Thema können so kategorisiert werden.

Emoji: Digitale Nutzer verwenden die kleinen, farbigen Symbole, um Emotionen auszudrücken.

Post: Eine Nachricht, ein Bild oder ein Video, das ein Benutzer auf einer Social Media-Plattform veröffentlicht.

Reel: Ein Video von max. 90 Sekunden Länge auf Instagram, das Musik, Effekte und weitere kreative Tools nutzt.

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