Martin hat eine romantische Ader. Als er begann, sich um mich zu bemühen, habe ich gemeinsame Bekannte nach ihm ausgefragt. Die Tatsache, dass er in 20 km Entfernung einen Hof hatte, gefiel mir. Auch ich bin sehr ländlich, in der Nähe des Betriebs meines Onkels, aufgewachsen. In der Stadt zu leben, könnte ich mir nicht vorstellen. Meine Liebe zur Natur zeigt sich auch in meinem erlernten Beruf: Ich bin Floristin. Nachdem wir uns sechs Jahre kannten, haben wir geheiratet und ich bin zu Martin auf den Hof gezogen. Bis unser Ältester, Christian, geboren wurde, ging ich weiterhin meinem Beruf nach und konnte mich langsam an das Zusammenleben mit vier Generationen gewöhnen. Mit der Geburt war klar, dass ich meinen Job aufgebe. Ich wollte gerne für die Familie da sein und im Betrieb nichts verpassen.
Meine Hauptaufgaben, der Umgang mit den Kühen, die Stallarbeit und die Handarbeit im Weinberg, machen mir großen Spaß. Zwar besprechen wir uns bei vielen Entscheidungen zu viert, doch meistens wissen Martin und mein Schwiegervater Walter einfach besser Bescheid. Unsere Aufgabenteilung ist klassisch. Neben der Hofarbeit kümmere ich mich um die Kinder und den Haushalt. Beim Kochen wechseln meine Schwiegermutter und ich uns ab. Anfangs war das für mich komisch, denn sie ist eine leidenschaftliche Köchin. Aber ich konnte mich langsam herantasten und die Familie spart nicht mit Lob. Martin und ich haben oft erst abends Zeit füreinander. Obwohl wir die turbulenten Mahlzeiten in der großen Runde schätzen, tut es gut, eine eigene Wohnung zu haben.
Martin und ich sind uns ähnlich. Wir streiten selten und haben oft gleiche Ansichten. Wir sind ruhig und bodenständig. Große Extravaganzen brauchen wir nicht. Einmal im Jahr fahren wir ein Wochenende weg. Aber am liebsten sind wir zu Hause.