Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht. Der Herbst ist da, das Jahr wird spät...
Zur Einstimmung auf die stürmischen Herbsttage, lange Spaziergänge in rauher Natur oder gemütliche Stunden zuhaus haben wir einige beliebte Herbst-Gedichte für Sie zusammengestellt.
Doch lesen und träumen Sie selbst. Wir finden: Der Herbst lädt zum Schwelgen ein...
HERBST (Rainer Maria Rilke)
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten.
Sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh’ dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
SPÄTHERBST (Theodor Fontane)
Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern im Verblühn.
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.
Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht –
Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh Stille, Schnee und Winter kommt.
SEPTEMBERMORGEN (Eduard Mörike)
Im Nebel ruhet noch die Welt,
noch träumen Wald und Wiesen.
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
den blauen Himmel unverstellt,
herbstkräftig die gedämpfte Welt
im warmen Golde fließen.
HERBST (Joachim Ringelnatz)
Der Herbst schert hurtig Berg und Tal,
mit kalter Schere ratzekahl.
Der Vogel reist nach warmer Ferne;
Wir alle folgtem ihm so gerne.
Das Laub ist gelb und welk geworden,
grün blieb nur Fichte noch und Tann'.
Huhu! Schon meldet sich im Norden
der Winter mit dem Weihnachtsmann.
DER HERBST STEHT AUF DER LEITER(Peter Hacks)
Der Herbst steht auf der Leiter
und malt die Blätter an,
ein lustiger Waldarbeiter,
ein froher Malersmann.
Er kleckst und pinselt fleißig
auf jedes Blattgewächs,
und kommt ein frecher Zeisig,
schwupp, kriegt er auch nen Klecks.