„Für Könner ist die Vermehrung weiterhin ein gutes Geschäft“, sagen Cord Amelung und sein Mitarbeiter Phillip Stubbe vom Betriebswirtschaftlichen Büro in Göttingen. „Wir betreuen Kunden, die kommen mit Zuschlägen von 2 €/dt Rohware und 6 €/dt Saatware gut klar.“ Erfolgreiche Vermehrer
erzielen überdurchschnittliche Erträge, indem sie die Vermehrung in der Fruchtfolge möglichst nach guten Vorfrüchten (z. B. Raps) stellen,
haben bei der Feld- und Beschaffenheitsprüfung eine Aberkennungsrate von höchstens 2,0 %,
erreichen einen Saatwarenanteil von ca. 90 % bezogen auf die Rohware,
vermarkten 60 bis 80 % als Saatware,
reduzieren das Vermarktungsrisiko, indem sie je Getreideart jeweils drei Sorten vermehren:
– eine gängige Sorte, die bereits langjährig am Markt ist,
– eine relative neue, aber bereits etablierte Sorte und
– eine neue Sorte mit großem Potenzial,
haben maximal 2,50 €/dt an Aufbereitungskosten,
vermeiden unnötige Reinigungskosten, indem sie für die Anerkennungsprüfung zunächst nur ein Muster aufbereiten und die gesamte Partie erst nach erfolgter Anerkennung aufarbeiten,
mischen den Siebabgang der Vermehrung grundsätzlich dem Konsumgetreide bei und vermeiden so Abzüge.
Das sind ehrgeizige Ziele, die nicht im Vorbeigehen zu realisieren sind. Wer in der Vermehrung erfolgreich sein will, braucht daher viel Erfahrung und das notwendige Herzblut. „Das ist etwas für Spezialisten“, macht Berater Amelung deutlich. „Wer hier und da mal 2 bis 4 ha vermehren will, sollte die Finger davon lassen“, so seine klare Botschaft.
Aber auch für die Vermehrungs-Profis wird die Luft dünner. In 2009 ist die Vermarktungsquote bei den von den Göttinger Beratern betreuten Spitzenbetrieben auf deutlich unter 50 % gesunken.
Für die fallende Abnahmequote ist der niedrigere Saatgutwechsel verantwortlich. Ärgerlich ist, dass die nicht absetzbare Saatware obendrein noch lange im Lager liegt. So darf Wintergerste nicht vor dem 30. Oktober und Winterweizen sogar nicht vor dem 15. Dezember als Konsumgetreide verkauft werden.
„Bei diesen Quoten müssen selbst Spitzenbetriebe passen. „Wenn sich daran in Zukunft nichts ändert, werden auch diese Betriebe aus der Vermehrung aussteigen, zumindest aus der Saatwarenproduktion“, ist Stubbe überzeugt. -SP-