Viele Naturland-Schweinehalter haben jetzt die Ferkelkastration eingestellt und impfen die Mastschweine dafür mit Improvac.
Naturland empfiehlt Schweinehaltern, statt der betäubungslosen Kastration die Immunokastration mit Improvac anzuwenden. Warum?
Hohenester: Als einer unserer wichtigsten Fleischkunden will Rewe ab Januar 2017 nur noch Fleisch von Tieren abnehmen, die nicht betäubungslos kastriert sind. Nachdem etliche Verarbeiter diese Schiene beliefern, empfehlen wir allen Landwirten, die dorthin vermarkten, darauf zu reagieren. Dabei erscheint uns die Improvac-Impfung von allen Alternativen die geschickteste Lösung. Die Isofluran-Betäubung wird wohl von Seiten des Tierschutzes stärker in die Kritik kommen, weil die Schmerzausschüttung trotz Betäubung im Wesentlichen erhalten bleibt. Auch die Verabreichung von Ketamin erscheint uns ein weniger gangbarer Weg, zumal diese Methode auch unter das Betäubungsmittelgesetz fällt.
Wieviel Prozent Ihrer Schweinehalter folgen dieser Empfehlung?
Hoehenester: Ich schätze, dass etwa 70 % unserer Betriebe auf diese Methode setzen werden.
Werden die im Bio-Segment besonders sensiblen Verarbeiter, Händler und Verbraucher die Impfung akzeptieren? Immerhin greift Improvac in den Hormonhaushalt des Tieres ein.
Hohenester: Bisher akzeptieren alle Abnehmer, die wir kontaktiert haben, diese Methode. Sie erwarten aber von Naturland, dass wir Öffentlichkeitsarbeit machen, um die Verbraucherakzeptanz zu erhöhen. Wir werden mit der Impfung offen umgehen und spätestens zur Euro-Tier stärker an die Öffentlichkeit gehen. Aber natürlich werden wir vor der Kritik Einzelner nicht gefeit sein.
Was wissen Sie über die Fleischqualität mit Improvac geimpfter Tiere?
Hohenester: Bei einem früheren Versuch musste keines der mit Improvac behandelten Tiere verworfen werden. Auch der Faserigkeit des Fleisches wirkt Improvac entgegen, weil es die Eber wieder zum Kastraten macht. Allerdings verlangt die Methode den Mästern ein präzises Management ab, was den richtigen Zeitpunkt der Impfung anbelangt. Ansonsten könnten vereinzelt Schweine verworfen werden. Vermutlich werden die meisten unserer Betriebe dreimal impfen, um sicherzugehen, dass sie nicht Tiere liefern, die vergrößerte Hoden und damit Geruchsauffälligkeiten haben.
Wann sollte die letzte Impfung sein?
Hohenester: Zehn Wochen vor dem Verkauf der letzten Tiere. Sechs Wochen nach der Impfung kann man die ersten Schweine verkaufen. Dann bleiben vier Wochen Zeit für den Verkauf der übrigen Tiere der Gruppe.
Wie groß ist die Gefahr, dass sich Mäster selbst „impfen“?
Hohenester: Durch den neuen Aufsatz auf die Spritze hat sich die Gefahr verringert. Zudem wurden alle unsere Landwirte geschult, das Risi-ko beim Impfen zu minimieren. Wenn es doch passiert, hat eine Impfung allein zum Glück keine Folgen.
Lassen sich die Kosten für die Impfung auf die Erzeugerpreise umwälzen?
Hohenester: Wir haben die Abnehmer informiert, dass wir 5 €/Schwein Mehrkosten haben und dafür 5 ct/kg SG Zuschlag brauchen. Ausverhandelt ist dieser Zuschlag bisher aber noch nicht. -do-