„Eine Demokratie lebt durch die friedliche, auch öffentliche Auseinandersetzung mit gesellschaftlich wichtigen Themen. Bei der Diskussion um die vermeintlich richtige Ausrichtung der Landwirtschaft habe ich jedoch zunehmend die Befürchtung, dass es nur noch zwei Wahrheiten und nichts dazwischen gibt und sich die Stimmungslage weiter aufheizt", sagte Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Dr. Till Backhaus am Freitag vor dem Start der beiden gegenläufigen "Satt"-Demos in Berlin.
Er sei davon überzeugt, dass man nur miteinander im sachlichen Dialog auch tatsächlich weiterkommen könne. Dies habe auch der Masterplanprozess in Mecklenburg-Vorpommern bestätigt. Dabei müssten jedoch beide Seiten auch bittere Pillen schlucken, so der SPD-Politiker weiter.
"Ja, wir haben ein Überdüngungsproblem zu Lasten des Grundwassers verursacht durch die Landwirtschaft, aber Dünger und Pflanzenschutzmittel sind deswegen noch kein Teufelszeug. Pflanzen brauchen zum Beispiel eine medizinische Behandlung zur Abwehr von Krankheiten und Schädlingen, damit die Waren überhaupt auf den Markt kommen können. Wenn man keine Pflanzenschutzmittel mehr einsetzen würde, wie es ‚Wir haben es satt!‘ fordert, würde kaum noch ein Betrieb in Deutschland überleben können. Damit würde der Landwirtschaft das Ende erklärt, mit der Folge, dass die Produkte dann nur noch aus dem Ausland bezogen werden könnten", so Backhaus.
Er fragt, wem eine Kartoffel nütze, die schon nach wenigen Tagen verfault oder verschimmelter Weizen, der krank machen würde und nicht verkauft werden dürfte, nur damit man auf Pflanzenschutzmittel verzichtet? Daher forderte er beide Seiten auf, vom Beharren auf nicht durchsetzbare Maximalforderungen Abstand zu nehmen. Der Bund müsse dabei seiner Meinung nach eine viel aktivere Rolle übernehmen, denn nur so könne auch eine nachhaltige, von der Gesellschaft akzeptierte Weiterentwicklung der Landwirtschaft erfolgen, erklärte der Minister.