Immer häufiger werden Landwirten Stallbauten mit vorgeschobenen Argumenten verweigert. Was bislang nur ein gefühlter Trend war, hat nun die Bezirksstelle für Agrarstruktur Ostwestfalen-Lippe amtlich festgestellt. Obwohl alle vorgelegten Unterlagen nach Prüfung zu einer Genehmigung führen müssten, würde diese verweigert, so das Gremium, das sich unter anderem aus Experten der Kammer und Landwirten zusammensetzt. In der Neuen Westfälischen berichtet der Herforder Kreislandwirt Werner Seeger, es würden dann plötzlich neue Aspekte, gesetzlich nicht geregelte Dinge angeführt, wie Staubbelastungen, Bioaerosole oder ähnliches. Seeger nannte das Beispiel eines Stallprojekts im Norden Ostwestfalens: Dort habe ein Landwirt einen Maststall für knapp 500 Tiere bauen wollen, um die auf seinem Hof geborenen Ferkel auch zu mästen. Der Bau sei ihm zunächst mit der Begründung versagt worden, der Selbstversorgungsgrad mit Schweinefleisch liege bundesweit bei 100 %. Neue Ställe seien deshalb nicht nötig und deshalb könne der Landwirt die sonst für Scheunen- oder Stallneubauten festgelegten Rechte auch nicht in Anspruch nehmen. "Der Selbstversorgungsgrad mit Autos liegt in Deutschland bei mehr als 100 Prozent. Auf die Idee, nun alle Zukunftsinvestitionen von Opel oder Mercedes zu verbieten, ist aber noch niemand gekommen", stellt Seeger fest.
Betriebe geraten in Existenznot; Behörden fürchten Zorn der Bürger
Die Folgen seien für die Höfe existenzbedrohend: "Kleinere Ställe und Stallprojekte können gar nicht mehr an den Stand der Technik angepasst werden, weil die Auflagen zu teuer sind. Das hat gravierende Folgen." Nur noch größere Mastställe, die den Strukturwandel verstärken, könnten in einem solchen Umfeld bestehen. Zwischen 2009 und 2010 seien bisher 39.000 neue Mastplätze auf 49 Höfen beantragt worden, zurzeit planten vor allem Geflügelhalter Erweiterungen mit rund 400.000 Plätzen für Hähnchen. Im Schnitt liegt der Wert pro Stall bei rund 40.000 Hähnchen. Dazu kämen Biogasanlagen. Seeger: "Das gesamte Investitionsvolumen liegt bei etwa 40 Mio. Euro, von denen heimische Unternehmen mit ihrem Mitarbeitern profitieren könnten." Die Ursachen in dem Vorgehen der Verwaltung sieht er in der Angst vieler Bürger vor den Ställen: "Eine Studie der Universität Göttingen hat gezeigt, dass vor allem die Angst vor fallenden Immobilienpreisen rund um einen Stall-Standort den Widerstand antreibt."