Die Blauzungenkrankheit im Südosten Europas ist weiter auf dem Vormarsch. Bulgarischen Presseberichten zufolge sind dort bereits zwischen 6 000 und 15 000 Tiere, meistens Schafe, der Krankheit zum Opfer gefallen.
Der Zahlenunterschied erklärt sich damit, dass das Landwirtschaftsministerium in Sofia lediglich verendete Tiere zählt, die amtlich mit einer Ohrmarke registriert sind, weil nur für diese eine staatliche Entschädigung gezahlt wird. Eine mehr als doppelt so hohe Zahl verendeter Tiere hat allerdings der Vorsitzende der Tierärzteunion Bulgariens, Peter Doychinov, kürzlich in einem Interview der Agentur „Focus“ genannt.
Die bulgarische Regierung hat dem Landwirtschaftsministerium zusätzlich rund 970 000 Euro für Bekämpfungs- und Kontrollmaßnahmen der Blauzungenkrankheit zur Verfügung gestellt.
Im Nachbarland Rumänien breitet sich die dort erstmals Mitte August festgestellte Krankheit ebenfalls weiter aus und droht größere Dimensionen anzunehmen, als in Bukarest zunächst vermutet worden war. Nach Angaben der Behörde für Veterinärwesen und Lebensmittelsicherheit (ANSVSA) waren bis zum 9. September insgesamt 350 Schafe, Ziegen und Rinder von der Viruskrankheit betroffen. Ersten Schätzungen zufolge könnten sich bei weiterer Verbreitung des Erregers die kurzfristigen staatlichen Entschädigungszahlungen auf mehr als 650 000 Euro belaufen. Noch größer könnte der Schaden ausfallen, weil die Landwirte nach dem Erlöschen der Krankheit zwei bis drei Jahre lang die Tiere nicht ausführen.
ANSVSA-Präsident Wladimir Mӑnӑstireanŭ zeigte sich überzeugt, dass Brüssel Rumänien und Bulgarien im Falle einer Impfaktion finanzielle Hilfe leisten werde, allerdings nur für die professionellen Landwirtschaftsbetriebe. Ihm zufolge ist die Blauzungenkrankheit bisher nur in den Haus- und Hofwirtschaften der Nebenerwerbslandwirte aufgetreten.
Landwirtschaftsminister Daniel Constantin riet unter Verweis auf Empfehlungen von Tierärzten bislang von einer landesweiten Impfaktion ab. Er plädiert im Bedarfsfall für lokale Impfungen als die bessere Lösung, zumal die Behandlung sehr kostspielig sei. Im Gegensatz dazu hält der wissenschaftliche Rat der ANSVSA eine landesweite Impfung für „nützlich und vorteilhaft“ und schlägt eine solche Aktion für das Frühjahr 2015 vor.