Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) für seine Werbekampagne zum Tierwohl. Diese suggeriere einen Erfolg des staatlichen Tierwohllabels, das es aber in der Praxis noch nicht gibt.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat dem Bundeslandwirtschaftsministerium eine irreführende Werbekampagne auf Kosten der Steuerzahler vorgeworfen. Das Ministerium habe mit dem Slogan "Geschafft: Mehr Tierwohl" geworben, obwohl es das Label noch gar nicht gebe, kritisierte Foodwatch am Donnerstag. Zum Zeitpunkt der Kampagne zur Grünen Woche im Januar 2017 hätten noch nicht einmal Kriterien für die Vergabe des Siegels existiert, lautet die Kritik weiter.
Unter dem Leitmotto "Geschafft: Mehr Tierwohl - Mit unserer Initiative ‚Eine Frage der Haltung‘ und unserem Tierwohl-Label verbessern wir die Lebensbedingungen von Nutztieren“ schaltete das Ressort von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt Anzeigen in der überregionalen wie regionalen Presse, in Online-Medien sowie bei Twitter und ließ bedruckte Doppeldeckerbusse durch die Straßen fahren. Weitere Motive der Serie, die eine Erfolgsbilanz des BMEL zeigen sollen, befassen sich mit den Themen Verbraucherinformation, ländliche Entwicklung sowie Landwirtschaft und Umwelt. Die Gesamtkosten für die Kampagne gibt das BMEL gegenüber Foodwatch mit 271.000 € an.
"Eigenlob stinkt bekanntlich, und im Bundeslandwirtschaftsministerium riecht es ganz besonders streng", kommentierte Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker die Kampagne. Es seien Steuergelder missbraucht und die Realität zurechtgebogen worden, "um sich selbst in ein besonders strahlendes Licht zu rücken".
Foodwatch gehört von Anfang an zu den Kritikern eines freiwilligen staatlichen Tierwohl-Labels, so wie es das BMEL derzeit vorantreibt. Das geplante Label sei "grundsätzlich verfehlt". Die Kriterien hält Foodwatch für zu lasch, sie böten aus Sicht der Organisation keine Garantie, dass Produkte ausschließlich von gesund gehaltenen Tieren stammten.