Unter dem provokanten Titel "Tierfabrik Deutschland" berichtet das ZDF am Dienstagabend im Magazin Frontal21 über die deutsche Tierhaltung. Denn "Glücksschweine zu Discount-Preisen" seien nicht zu produzieren.
Seit Jahren streiten die Deutschen, was sich in der industriellen Nutztierhaltung ändern muss. 80 Prozent der Verbraucher wollen angeblich mehr zahlen für tierschutzgerechte Lebensmittel. Doch an Ladentheken ist billig König und das Leiden der Tiere kaum Thema, heißt es in einer Vorschau.
Die Autoren Jörg Göbel und Christian Rohde weisen zu Beginn etwa darauf hin, dass jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr 59 kg Fleisch und 218 Eier isst. Gleichzeitig werden Lebensmittel immer billiger. Es sind gerade zehn Prozent des Pro-Kopf-Einkommens. Dafür fordern sie sehr lautstark mehr Tierschutz. Am besten: Schweine im Stroh, freilaufende Hühner mit Hahn auf dem Mist oder Mutterkühe auf der Weide mit niedlichen Kälbchen. Doch zwischen Verbraucherwunsch und landwirtschaftlicher Produktionsrealität liegen Welten.
Als Beispiel nennt das Magazin die Eierproduktion. Hühner würden entweder auf Legeleistung oder auf Fleischansatz gezüchtet. Folge sei das massenhafte Töten männlicher Küken, seit Jahren ein ungelöstes Problem. Der Chef der weltweit größten Brüterei etwa setzt auf großtechnische Lösungen - die Erkennung des Geschlechts im Ei. Ein anderer Geflügelhof wiederum zieht die männlichen Küken mit groß und vermarktet sie als Bruderhähne, aufwendig und mit mäßigem wirtschaftlichen Erfolg, dafür mit besserem Gewissen. Einige Züchter wollen zurück zu einer Hühnerzucht, wie sie früher üblich war, ohne dass die Hälfte der Tiere einfach in der Abfalltonne landet.
Billiges Schweinefleisch
Auch die Hochleistungszucht bei Sauen hat viele Auswirkungen, so Göbel und Rohde weiter. Die Tiere würden mehr Ferkel bekommen als die Sauen Zitzen haben. Sie sind weitaus größer, breiter und schwerer als noch vor 20 Jahren. Die Folge: Es gehöre auch zum Geschäft, dass überzählige Ferkel einfach an der Stallwand totgeschlagen werden, heißt es in der ZDF-Ankündigung zur Sendung. Sogenannte Kümmerlinge – schwache, kleine Ferkel - könne sich kaum ein Landwirt leisten, zu Zehntausenden landen sie in Kadavertonnen.
Und die immer größeren Sauen müssten ihr halbes Leben in viel zu engen Kastenständen verbringen, eingepfercht hinter Gittern.
Frontal21 begleitet Schweinemäster bei der Arbeit, zeigt, in welchen ökonomischen Zwängen die Landwirte stecken und fragt, ob mehr Tierschutz möglich ist und was das kostet. Derzeit steht einer der größten Schweinezüchter Europas vor Gericht, aber eine Verurteilung fürchtet er nicht. Frontal21 deckt auf, wie die Agrarlobby es bis heute schafft, Tierschutzgesetze aufzuweichen und zu umgehen.
Schlachtung trächtiger Hochleistungsrinder
Ein weiteres Thema ist das Töten trächtiger Rinder. Die Milchpreise sind im freien Fall und Bauern unter Druck. Dazu kommt: Jahrzehntelange Hochleistungszucht habe nicht nur die jährliche Milchleistung auf mehr als 10.000 Liter gesteigert, sie habe die Kühe auch anfälliger gemacht für Krankheiten. Sie landen immer schneller im Schlachthof - darunter häufig auch trächtige Rinder. Die Kälberembryonen sterben einen qualvollen Erstickungstod.
Frontal21 trifft Milchbauern, ist bei der Geburt eines Kälbchens dabei und beim Feilschen um den Wert des Tierlebens, redet mit Tierärzten über die Schlachtung trächtiger Rinder und befragt Politiker, warum Hochleistungszucht mit Todesfolge nicht längst verboten ist.