Ein härteres Vorgehen der Europäischen Union gegenüber Brasilien wegen einer sträflichen Umwelt- und Naturschutzpolitik hat der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Europaparlament, Martin Häusling, angemahnt.
Nach Ansicht des Europaabgeordneten muss Brüssel die fortschreitende Zerstörung der Artenvielfalt in Brasilien durch die Umwandlung von bislang weitgehend extensiv genutzten Gebieten in intensiv bewirtschaftete Agrarflächen in die Schranken weisen.
Wie Häusling am Dienstag vergangener Woche im Anschluss an seine Reise in das sogenannte Cerrado-Gebiet in Brasilien beklagte, entstehen dort - von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkt - eintönige Soja- und Maisareale sowie Eukalyptus- und Zuckerrohrplantagen. Dadurch werde das Treibhausgas Kohlendioxid „in katastrophalem Ausmaß freigesetzt“.
Bedroht sei zudem die landesweite Wasserversorgung. Auch der Trockenwald im Norden Brasiliens werde rigoros geopfert, um Tierfutter, Sprit und Heizpellets nach Europa zu liefern, monierte der Grünen-Politiker. Außerdem würden die in der Region lebenden Menschen vertrieben und damit die Menschenrechte grob verletzt. Dieses Vorgehen führe zu einer Agraroligarchie der Großgrundbesitzer und Großinvestoren, so Häusling.
„Mit Regierungen, die eine Politik gegen Kleinbauern und gegen die Artenvielfalt forcieren, dürfen wir kein Mercosur-Freihandelsabkommen abschließen“, forderte der Europaabgeordnete. Nach seinen Angaben sollen in Brasilien bis zum Jahr 2022 rund 70 Mio ha des Cerrado-Landes in Ackerland umgewandelt werden. Der Cerrado sei jedoch einer der weltweit größten CO2-Speicher und gelte als eines der artenreichsten Ökosysteme.
Den Zahlen des amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) zufolge wurde der Sojabohnenanbau in Brasilien in den vergangen zehn Jahren um 13,4 Mio ha oder 63 % auf 34,7 Mio ha ausgeweitet. Gleichzeitig wurde das Maisareal um 3 Mio ha oder 20 % auf 17,7 Mio ha ausgedehnt.