Die erneute Debatte im EU-Parlament zu einem „Produktionsverzicht“ bei schwerwiegenden Störungen des Milchmarktes kommt nach Einschätzung des Landvolkes Niedersachsen einem Rückfall in die staatliche Lenkung der Märkte gleich.
„Die EU-Kommission hat schon vor Jahren die Weichen eindeutig auf Liberalisierung gestellt. Diese Signale haben die Milcherzeuger umgesetzt und müssen bei ihren weiteren Planungen darauf vertrauen können“, sagt Landvolkvizepräsident Heinz Korte. Er sieht in einer erneuten Regulierung des Marktes kein geeignetes Kriseninstrument. Ein freiwilliger Produktionsverzicht gegen finanzielle Entschädigung erlaube weder Vorkehrungen zur Vermeidung von Marktverwerfungen, noch könne er diese kurzfristig abmildern.
Im Gegenteil: Der Milcherzeuger Korte verweist auf eine Studie des Thünen-Instituts für Marktanalyse. Danach birgt die von dem französischen Europaabgeordneten Michel Dantin vorgestellte Idee vielmehr Züge einer neuen Milchquote.
Der administrative Aufwand zu Korrekturen am Milchmarkt wird als sehr hoch eingestuft, der tatsächliche Effekt auf die Preise dagegen als gering. Die Ökonomen befürchten vielmehr negative Effekte für den Fall, dass sich tatsächlich innerhalb Deutschlands oder der EU die Milchmenge reduzieren ließe. Ein höheres europäisches Preisniveau wird über zwei Hebel den Druck auf die Erzeugerpreise verstärken: Es löst einen Sog auf Importe in den europäischen Markt aus und macht die Exporterfolge der deutschen und europäischen Milchwirtschaft zunichte.
„Gerade die starke Auslandsnachfrage hat in jüngster Vergangenheit unsere Erzeugerpreise nach oben gehoben“, schildert Korte. Die Erlöse auf dem deutschen Markt reichten für die Markterholung nicht aus. Die Vorhersagen der Marktanalysten am Thünen-Institut sehen durch einen freiwilligen Produktionsverzicht sogar die Gefahr eines erhöhten Preisdruckes am Milchmarkt. (ad)