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topplus Landwirtschaft im Dialog

Landwirtschaft und Einzelhandel tragen gemeinsam die Verantwortung für sichere Lieferketten

Voraussetzung für eine sichere Versorgung in Krisenzeiten ist eine nachhaltige Landwirtschaft mit Nutztierhaltung, meint Susanne Schulze Bockeloh. Sie steht am 18. Januar mit auf unserem LiD-Podium.

Lesezeit: 5 Minuten

Im vergangenen Jahr ist durch die Ereignisse in der Ukraine plötzlich die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln zum Thema Nummer 1 geworden. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass zumindest bei uns die leergefegten Regale und Hamsterkäufe die Ausnahme waren. Und trotzdem sind wir gut beraten, unsere Lieferketten auch künftig abzusichern.



Wie das gelingen kann und wie Landwirtschaft und Handel dazu zusammenrücken müssen, diskutieren wir mit Expertinnen und Experten aus der Branche in einer neuen Ausgabe unserer Reihe "Landwirtschaft im Dialog" (LiD) am 18. Januar ab 19 Uhr in der Hessischen Landesvertretung in Berlin.

Wir übertragen die Veranstaltung live und kostenlos auf unserem top agrar-YouTube-Kanal.

Vorab haben wir mit Susanne Schulze Bockeloh, Vizepräsidentin des Deutschen Bauernverbandes, gesprochen. Sie ist am 18. Januar als Expertin Teil unserer Diskussionsrunde zum Thema "Die Welt im Dauerkrisenmodus: Wie wichtig sind anpassungsfähige Lieferketten?".

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top agrar: Die jüngsten Viehzählungsergebnisse zeigen deutlich: Die Zahl der Nutztierhalter und Tiere sinkt in Deutschland dramatisch. Insbesondere die Schweinehaltung schrumpft schnell. Welche Folgen hat das mittelfristig für die Lebensmittelversorgung in Deutschland?

Susanne Schulze Bockeloh: Die Folgen für die landwirtschaftlichen Betriebe und die vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereiche sind immens, ganze Existenzen brechen weg. Mittelfristig werden wir bei weiter zurückgehenden Tierbeständen zunehmend Lebensmittel aus dem Ausland importieren müssen.

Bei Rind- und Geflügelfleisch bewegen wir uns bereits knapp unter einem Selbstversorgungsgrad von 100 %. Schweinefleisch liegt mit 120 bis 130% noch darüber. Allerdings muss man hier berücksichtigen, dass in Deutschland nicht alle Erzeugnisse vom Schwein verzehrt werden. Insofern müssen wir hier bereits jetzt zunehmend die vom deutschen Verbraucher gewünschten Fleischerzeugnisse aus dem Ausland importieren.

Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln, besonders mit Fleischprodukten, kann zwar mittelfristig durch Importe weitestgehend gedeckt werden, doch diese Abhängigkeit birgt Risiken. Grundvoraussetzung für eine sichere Versorgung ist deshalb eine nachhaltige Landwirtschaft mit Nutztierhaltung. Nur dadurch bleiben Einfluss auf die Qualität und Standards der Produkte sowie Sicherheit und Unabhängigkeit der Versorgung erhalten.

Grundvoraussetzung für eine sichere Versorgung ist deshalb eine nachhaltige Landwirtschaft mit Nutztierhaltung." - Schulze Bockeloh

Sehen Sie angesichts des nun schon vier Jahre andauernden Abwärtstrends die Lieferkettensicherheit bei Produkten wie z.B. Schweinefleisch gefährdet?

Schulze Bockeloh: Grundsätzlich haben wir in Deutschland die besten Voraussetzungen für eine sichere Versorgung mit Grundnahrungsmitteln. Gute klimatische Bedingungen und Bodenqualitäten für den Pflanzenbau, eine top Infrastruktur im vor- und nachgelagerten Bereich sowie sehr gut ausgebildete Landwirte und Landwirtinnen. Eine Sicherung der Grundversorgung aus eigener Kraft ist absolut möglich.

Beim Schweinefleisch müssen wir national und vor allem aber regional trotz rückläufigem Schweinefleischverzehr in verstärktem Maße von einer Gefährdung der Versorgung ausgehen. Denn in einigen Regionen unseres Landes wurden die Schweinebestände extrem abgebaut.

Diese Situation wird sich noch weiter verschärfen, denn der Rückgang der Schweinehaltung beschleunigt sich angesichts verschiedener Krisen und der fehlenden Perspektiven für Schweinehalter aus der Politik. Insbesondere die Sauenhalter werden hier im Regen stehen gelassen, so dass wir auf Ferkelimporte angewiesen sind.

Welche Gefahren sehen Sie, wenn Deutschland die Versorgungssicherheit bei Grundnahrungsmitteln noch weiter aus der Hand gibt?

Schulze Bockeloh: Wohin eine Abhängigkeit von Produkten, die wir für die Grundversorgung benötigen, führt, sehen wir derzeit bei Gas und Öl. Daraus sollten wir eine Lehre ziehen und uns bei der Versorgung mit Lebensmitteln möglichst unabhängig von anderen Staaten machen. Dafür ist eine gut aufgestellte Landwirtschaft mit einer breiten Produktpalette unabdingbar.

Eine Sicherung der Grundversorgung aus eigener Kraft ist absolut möglich." - Schulze Bockeloh

Letztendlich verlieren wir bei Importen den Einfluss auf die Standards bei der Haltung der Tiere bzw. Anbau von Pflanzen sowie bei der Verarbeitung der Erzeugnisse. Darüber hinaus geraten wir in eine zunehmende Abhängigkeit von den entsprechenden Importländern. Und schließlich geben wir auch Wertschöpfung aus der Hand, die bisher unsere ländlichen Räume stark gemacht hat.

Wie sollten wir gegensteuern?

Schulze Bockeloh: Die Landwirtschaft in Deutschland stärken! Die politischen Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft so gestalten, dass eine nachhaltige Wirtschaftsweise möglich ist. Von der „Borchert-Kommission“ bis hin zu den Ergebnissen der „Zukunftskommission Landwirtschaft“ sind gute Vorschläge vorhanden, die die Landwirtschaft allgemein und die Nutztierhaltung im Besonderen zukunftsfest machen können. Diese müssen aber auch umgesetzt werden!

Um ausreichende Mengen erzeugen zu können, ist aber Effizienz notwendig, d.h. im Pflanzenbau z.B. eine Ertragssicherung durch eine bedarfsgerechte Düngung und angepasste Pflanzenschutzmaßnahmen. Aktuell zusammenbrechende Bereiche, wie z.B. die Schweinehaltung, müssen aufgefangen werden. Dazu wird es ein ganzes Bündel an Maßnahmen und vor allem Zeit brauchen.

Stattdessen kommen aus Bundes- und Landesministerien derzeit Eckpunktepapiere, die die Auflagen für die Tierhaltung weiter deutlich erhöhen, ohne ausreichenden finanziellen Ausgleich und ohne Planungssicherheit. Wir brauchen eine Herkunftskennzeichnung für nationale Produkte beginnend mit „geboren in Deutschland“, nur so kann der Verbraucher gezielt kaufen. Ganz konsequent sollten regionale Produkte bevorzugt und regionale Verarbeitungs- und Vermarktungswege ausgebaut und unterstützt werden.

Was erwarten Sie vom deutschen Lebensmitteleinzelhandel?

Schulze Bockeloh: Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel muss seinen Bekenntnissen zur heimischen Erzeugung auch Taten folgen lassen. Einige Lebensmitteleinzelhändler sind hier bereits auf gutem Wege, bei anderen gibt es noch Nachholbedarf. Heimische und regionale Erzeugung zu den hiesigen hohen Qualitätsstandard kostet Geld, das muss allen klar sein.

Darüber hinaus erwarten wir vom Lebensmitteleinzelhandel, dass er seinen Einfluss auch in Richtung Verarbeitungsindustrie für nationale und regionale Erzeugnisse geltend macht und dort entsprechend einkauft.

LEH und Landwirtschaft sind in der Verantwortung, gemeinsam Wege zu finden, die Landwirtschaft in unserem Land zu sichern und zu stärken. Dazu gehören Verhandlungen auf Augenhöhe, selbstverständliches Listen deutscher Produkte, Verlässlichkeit auf beiden Seiten, gute Preise für hohe Qualitäten. Als Landwirtschaft freuen wir uns auf weitere Gespräche mit dem LEH, um gemeinsam die Versorgung mit hiesigen Nahrungsmitteln zu sichern.

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