Bei der Haltung von Milchkühen gibt es keine spezifischen Detailvorschriften, wie Landwirte die Tiere halten müssen. Selbst der Bau von modernen Laufställen sei freiwillig, kritisiert Leif Koch von der Welttierschutzgesellschaft. Zusammen mit der Organisation Pro Vieh hat er sich vorgenommen, verbindliche Standards für die Haltung von Milchkühen durchzusetzen. Keine Ökostandards, sondern Mindestanforderungen für die konventionelle Landwirtschaft.
Eine entsprechende Online-Petition für mehr Tierschutz im Kuhstall haben schon fast 170.000 Unterstützer unterzeichnet, berichtet die Zeitung DIE WELT. Die Tierschützer würden sich damit gegen die Ausnutzung er Tiere als „Milchmaschinen", die Hochleistungszucht und den Kraftfuttereinsatz wehren. Bei bis zu 10.000 Liter Milch pro Jahr sei eine Kuh nach fünf Jahren "ausgepowert".
Möglichst bald will Koch die gesammelten Unterschriften nun an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) übergeben, zusammen mit seinem gerade erarbeiteten Entwurf für eine neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Gänge im Stall sollten so breit sein, dass zwei Tiere ungehindert aneinander vorbeigehen können. Stallböden müssten rutschfest und trittsicher sein, damit sich die Tiere nicht verletzen. Neubauten sollten eine "Fressplatzbreite" von mindestens 75 Zentimetern bieten. Und: Alle Tiere müssten sich jederzeit gleichzeitig hinlegen können, fordert Koch.
Die Tierschützer fordern darüber hinaus, dass jeder Milchkuh an mindestens 120 Tagen im Jahr mindestens sechs Stunden Weidegang ermöglicht werden. Jeden Tag soll jedes Tier vom Milchviehhalter "unmittelbar in Augenschein" genommen werden, um den Gesamtzustand zu überprüfen; dazu gehören unter anderem Kontrollen der Klauen und des Euters. Dass einige Betriebe dann aufgeben müssen, nehmen sie in Kauf. "Für uns steht die Kuh im Mittelpunkt", sagt Koch. Dass einige, meist kleinere Milchbetriebe nicht zukunftsfähig seien, gehöre eben auch zur Wahrheit.
Sachkundenachweis
Weil die Tierschützer den Bauern offenbar nicht zutrauen, die Tiere richtig zu versorgen, fordern sie zudem einen Sachkundenachweis. "Oft hapert es am Management", sagt Koch. Zu den Lehrinhalten sollten seiner Meinung nach unter anderem "Tiergerechtes Melken", "Geburt des Kalbes und alternative Aufzuchtformen", "Hochleistung und Tiergesundheit" sowie "Tierschutzrechtliche Vorschriften" gehören. Milchviehhalter sollen auch dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter über entsprechende Kenntnisse verfügen und sich mindestens zwölf Stunden im Jahr fortbilden.