Seit dem Frühjahr sind Getreide- und Sojakurse deutlich gefallen. Die Mischfutterpreise könnten deshalb noch etwas nachgeben, meint Hayo Wessel, LWK Niedersachsen.
Daran haben die Tierhalter schon fast nicht mehr geglaubt: Seit den Höchstständen Anfang des Jahres sind die Mischfutterkosten tatsächlich um rund 10 % gefallen. Das ist aber immer noch viel zu wenig, um alle Produktionskosten zu decken. Dies gilt insbesondere für Schweine- und Geflügelhalter. Viele fragen sich deshalb: Jetzt Kontrakte abschließen oder noch warten. Das ist selbst für Marktexperten nicht leicht zu beantworten. Viele Anzeichen sprechen aber dafür, dass die Preise zumindest vorerst nicht steigen.
Soja etwas günstiger, Raps fest.
Bei den Eiweißträgern gab es zuletzt etwas Entlastung. Höhere Ernteschätzungen in den USA und rückläufige Einkäufe Chinas hatten deutliche Kursverluste an den Börsen für Sojaprodukte zur Folge. Die zeitgleich einsetzende Schwäche des Euro bremste den Abschwung bei uns zwar.Dennoch nutzten viele Futtermischer die Gelegenheit, um sich im Loko- aber auch im Terminbereich einzudecken.
Wie geht es weiter? Einerseits kaufen auch die Chinesen zu ermäßigten Kursen mehr Ware. Allein in diesem Jahr soll China seinen Sojabohnenimport um 7 % auf 56 Mio. t ausweiten. Das dürfte jeden Preisabschwung schnell wieder einfangen. Andererseits stellen Meldungen aus Südamerika erneut eine rekordverdächtige Sojaernte in Aussicht. Im Vergleich zum Vorjahr soll die Anbaufläche nochmals um 2 % ausgeweitet werden. Das lässt auch nach oben derzeit wenig Spielraum.
Über allen Märkten schwebt allerdings nach wie vor die Finanz- und Bankenkrise, deren Ausgang niemand kennt. Eine tiefgreifende Euroschwäche würde Soja teurer machen, eine Wirtschaftsrezession, wie sie viele mittlerweile erwarten, würde eher für fallende Sojakurse sorgen. Beides ist möglich. Sicher ist deshalb nur: Die Sojaschrotkurse werden weiterhin kräftig schwanken.
Die enttäuschende Rapsernte sorgt für ein knappes Angebot auch bei Rapsschrot. Die derzeit geringen Schlaglöhne der Mühlen (Presskosten) stellen keine Produktionsanreize dar, glauben Marktkenner. Bei einsetzender Nachfrage könnten sich die Preise für Rapsschrot deshalb unabhängig vom Soja entwickeln und durchaus fester tendieren.
Futtergetreide schwächer?
Futtergetreide wird an der Londoner Börse Liffe seit Wochen mit rund 175 € pro Tonne nur knapp über dem diesjährigen Tiefststand notiert. Allerdings ist die Unsicherheit am Markt groß. Die Analysten tun sich mit der aktuellen Lagebeurteilung sehr schwer, weil es kaum verlässliche Zahlen zu den hiesigen Lagerbeständen gibt. Während Getreideerzeuger auf die alten Höchststände warten, verweisen Händler auf die Börse. Bislang lässt sich so preiswerte Ware, wie es die Börsenkurse suggerieren, aber kaum beschaffen. Das Ergebnis: Der Handel kommt fast zum Erliegen und die Kassapreise verharren auf vergleichsweise hohem Niveau (siehe Übersicht).Futtermischer halten sich deshalb mit weiteren Preissenkungen bisher zurück. Wenn überhaupt stellen sie nur moderate Preisermäßigungen im Bereich des Geflügelmischfutters in Aussicht. Dort verschafft die gute Maisernte etwas Spielraum für Preisrücknahmen, heißt es.
Insgesamt erwarten Marktteilnehmer unter normalen Voraussetzungen bis Februar/März 2012 keine größeren Preisverschiebungen beim Getreide. Erst dann liegen genauere Zahlen zu den Ernteschätzungen auf der Südhalbkugel vor.