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Wann fallen die Sojapreise?

Lesezeit: 5 Minuten

Zwei weltweite Rekordernten in Folge und trotzdem bleiben die Sojapreise fest. Müssen Tierhalter dauerhaft mit Schrotkursen von 400 €/t und mehr rechnen? Heribert Breker, Landwirtschaftskammer NRW, gibt Entwarnung.


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Seit Anfang 2012 sind die Schrotkurse massiv gestiegen. Schwache Sojaernten in Nord- und Südamerika und eine explodierende Nachfrage aus China haben die Preise zeitweise auf Rekordhöhen von bis zu 530 € pro t im Großhandel getrieben. Mittlerweile hat sich die Versorgungslage zwar verbessert, Sojaschrotpreise wie früher von rund 300 € pro t liegen aber in weiter Ferne. Warum eigentlich?


Ernte 2013/14 auf Rekordniveau.

Die Schrotkurse werden in erster Linie durch den Marktverlauf bei der Sojabohne bestimmt. Die noch laufende Kampagne September 2013/August 2014 dürfte nach guten bis rekordverdächtigen Ernten in Nord- und Südamerika mit einem Rekordergebnis von rund 285 Mio. t Sojabohnen abschließen. Das sind 25 Mio. bzw. fast 10 % mehr als im Vorjahr. Die Zunahme steht einer globalen Verbrauchssteigerung von nur 10 Mio. t gegenüber, sodass sich Vorräte um etwa 15 Mio. t erhöhen. Das müsste für Preisdruck reichen, sollte man meinen. Zumal sich ein wichtiger Indikator „das Verhältnis Endbestand zum Verbrauch“ dadurch deutlich auf fast 25 % erhöht hat (siehe Übersicht). Das bedeutet, ein Viertel des globalen Jahresverbrauchs liegt am Ende dieser Saison noch auf Lager.


Trotzdem fallen die Kurse nicht. Der Grund: Am Ende ist der tatsächliche Warenfluss zwischen Ex- und Importländern ausschlaggebend und nicht die Bilanz aus Ernte und Verbrauch. Was nützen hohe Vorräte, wenn sie am falschen Ort liegen? In der Übergangszeit von alter zur neuen Ernte Mitte letzten Jahres begrenzten beispielsweise wochenlang anhaltende Verladeschwierigkeiten vor allem in Brasilien die Ausfuhr. Kaum war dieses Problem gelöst, sorgte die Verkaufszurückhaltung der argentinischen Farmer für knappe Sojaversorgung am Weltmarkt. In Argentinien sitzen viele Farmer auf ihren Sojabeständen, weil sie wegen der galoppierenden Inflation von 25 bis 30 % lieber auf Sachwerte setzen. Aktuell sollen sich die Überhangbestände auf 28 bis 31 Mio. t aufgestaut haben. Das heißt, rund die Hälfte der argentinischen Sojaernte wird überlagert.


Ausverkauf in den USA.

Ein weiteres Problem sind die fehlenden Reserven in den USA. Bereits Mitte 2013 fuhren die Amerikaner ihre Bohnenvorräte fast auf Null zurück. Dass die US-Farmer im Herbst 2013 eine unerwartet gute Ernte einbrachten, verpuffte am Sojamarkt, weil die Amerikaner erst ihre Bestände auffüllen mussten.


Für den Ausverkauf der USA ist vor allem China verantwortlich. Allein 2013/14 stiegen die Einfuhren um rund 10 Mio. auf 69 Mio. t. Die übliche Steigerungsrate von 3 bis 5 Mio. t pro Jahr wurde deutlich übertroffen. Normalerweise stornieren die Chinesen im Frühjahr US-Kaufoptionen, sobald mehr südamerikanische Ware verfügbar ist. Doch das blieb 2014 bisher weitgehend aus, sodass in diesem Jahr die US-Reserven voraussichtlich wieder auf ein Minimum zusammenschrumpfen dürften. Die US-Amerikaner müssen in den kommenden Monaten sogar Bohnen in Südamerika ordern, damit die Verarbeitung im eigenen Land nicht bis August „trocken“ läuft.


Zur Entspannung am Weltmarkt tragen die USA derzeit jedenfalls nicht bei. Im Gegenteil, sie treten sogar als Käufer auf. Was wiederum die Logistik in Brasilien und Argentinien an ihre Grenzen bringt. Südamerika „füttert“ bis zur US-Ernte im September 2014 fast die ganze Welt. Sowohl auf dem Landwege als auch in den Häfen darf derzeit eigentlich nichts schiefgehen, sonst käme es zu Lieferverzögerungen und Preiszuschlägen – auch bei uns.


Glücklicherweise nehmen die Chinesen etwas Druck vom Kessel und importieren derzeit etwas weniger. Sie können es, weil sie umfangreiche Mengen horten und gleichzeitig ihre Geflügelerzeugung wegen der Grippe H7N9 um 10 % eingebrochen ist.


Im Gegensatz zu China haben alle anderen größeren Importländer derzeit kaum Reserven. Getreu dem Motto: „Teuer kaufen kann ich auch später!“ leben fast alle Verarbeiter von der Hand in den Mund – mit fatalen Folgen. Jeder verlässt sich drauf, dass der Lieferstrom an prompter Ware nicht abreißt. Das gilt auch für das Schrot. Mehrere Versuche, die Kurse unter die Marke von 400 € pro t zu drücken, scheiterten zuletzt. Die begrenzte Verfügbarkeit bestimmt den Preis.


Ab Herbst Preisdruck?

Bis zur neuen US-Ernte bleibt das Problem wohl bestehen. Mittelfristig könnten sich die Preise dann aber doch deutlicher reduzieren. Das neue Wirtschaftsjahr 2014/15 (ab September) verspricht mehr Soja am Weltmarkt. Die hohen Preise befeuern den Sojaanbau. Zum Teil wird dafür sogar weniger Mais angebaut. Analysten erwarten deshalb hohe Sojabohnen-Ernten:


  • 99 Mio. t in den USA (Vj. 89,7 Mio. t)
  • 91 Mio. t in Brasilien (Vj. 87,5 Mio. t)
  • 54 Mio. t in Argentinien (Vj. 55 Mio. t)


Insgesamt rechnen Beobachter im neuen Wirtschaftsjahr mit einer globalen Sojaernte von knapp 300 Mio. t. Das entspräche nochmal einem Anstieg der Erntemenge um 15 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr. Nach Berücksichtigung des Verbrauchszuwachses würden die weltweiten Endbestände an Bohnen auf die Rekordhöhe von 82 Mio. t anschwellen. Das entspricht 29 % des globalen Jahresverbrauchs.


Die zu erwartende üppige Versorgung 2014/15 lässt kaum Spielraum für Preis­steigerungen bei Bohnen und Schrot. Im Gegenteil, bei uns müssten die Sojaschrotkurse in der nächsten Saison etwa auf 320 bis 370 € je t fallen (Basis Großhandel Hamburg). Das wären immerhin 30 bis 80 € weniger als aktuell. Auch die späteren Termine an den Börsen lassen einen Preisrutsch um die 80 € je t Sojaschrot erwarten.


Jetzt absichern?

Klar ist aber auch: Die Anbaufläche ist nur die halbe Wahrheit. Die Ernte ist längst nicht eingebracht. Wenn während der Ertragsbildung und der Ernte das Wetter nicht mitspielt, sind die Schätzungen schnell Makulatur. Bei hohen Ernte­erwar­tun­gen kann eine Teilabsiche­rungen des Eiweißbedarfs deshalb durchaus sinnvoll sein. Langfristige Sojaschrot-Kontrakte müssten dann aber deutlich unter den aktuellen Tagespreisen liegen, wenn sie attraktiv sein sollen. Fragen kostet nichts!

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