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Baden-Württemberg ist das Zentrum der Gülle-Anlagen

In Deutschland sind seit 2012 etwa 200 Kleinbiogasanlagen zur Vergärung von Gülle entstanden, die meisten davon in Baden-Württemberg. Auf einer Tagung in Ulm gestern in Ulm stellten Berater und Praktiker erste Erfahrungen mit dem neuen Anlagentyp vor.

Lesezeit: 4 Minuten

In Deutschland gibt es rund 200 Biogasanlagen auf Güllebasis mit einer Leistung von maximal 75 kW, die nach Einführung der speziellen Vergütung für die Güllevergärung seit dem Jahr 2012 entstanden sind. Das zeigt eine Auswertung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR). Rund 60 Anlagen und damit die bundesweit größte Konzentration des neuen Anlagentyps stehen in Baden-Württemberg, wie Jörg Messner von dem Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) gestern auf einer gemeinsamen Tagung von FNR und LAZBW in Ulm vor rund 100 Teilnehmern präsentierte. Genau wie bei den restlichen rund 900 Biogasanlagen sind auch die neuen Anlagen überwiegend im Süden und Osten des Landes entstanden, wo es eine hohe Konzentration der Viehhaltung gibt.


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„Hierzulande werden nur ca. 15 bis 18 % des Gülle- und Mist-Anfalls in Biogasanlagen genutzt, es gäbe ein theoretisches Potenzial für 1700 weitere Anlagen mit einer Leistung von 75 kW“, rechnet Messner vor. Allerdings reichen viele Tierbestände nicht aus für eine reine Gülleanlage. Der Durchschnittsbetrieb in Baden-Württemberg hält 60 bis 70 Großvieheinhaten, was gerade einmal für eine Leistung von 10 kW ausreichen würde.

Also müssten die Betriebe Gülle von mehreren Betrieben annehmen, aber lange Transporte der energiearmen Gülle machen das Substrat teuer. Oder sie müssten Energiepflanzen einsetzen, was gerade in den veredelungsstarken Regionen die Flächenkonkurrenz anheizen würde. „Etwas anders sieht es aus, wenn der Betrieb den Gülleanteil durch Festmist decken kann“, macht der Berater deutlich. Denn nach dem neuen Erneuerbare-Energien-Gesetz aus dem Jahr 2014 gilt auch Mist rückwirkend auch für bestehende Anlagen als „Gülle“.


Welche Erfahrungen die 60 Anlagen in den vergangenen 2 Jahren gemacht haben, stellte Dr. Manfred Dederer vom Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg vor. Über 90 % der Landwirte haben Anlagen mit klassischen Rührkesselanlagen gebaut. 57 % haben dafür einen Generalunternehmer gewählt, der auch größere Anlagen baut, wie z.B. Firmen wie Novatech, Seiler, Agrikomp, NQ-Anlagentechnik. Mit 35 % hat aber auch ein gutes Drittel der Betreiber das so genannte „Bauherrenmodell“ gewählt, bei dem Landwirte zusammen mit einem Planungsbüro die Anlage planen und nach eigenen Vorstellungen bauen lassen. Damit lassen sich zwar ein Teil der Investitionskosten einsparen, dafür ist aber ein hoher Anteil an Eigenleistung nötig. Und nur 8 % der Landwirte haben einen der neuen Anbieter gewählt, die spezielle Kleinanlagen für einen hohen Gülleanteil bauen.


Als Substrat wurde überwiegend Rindergülle gewählt. Selbst Schweinebetriebe haben zur Schweine- auch Rindergülle ergänzt, um die Gasausbeute zu erhöhen. Die Gasausbeute lag häufig rund 10 bis 30 % über den KTBL-Werten „Die KTBL-Werte eignen sich aber sehr gut zum Kalkulieren. Denn jede Gülle ist anders, was unter anderem am Haltungssystem liegt“, berichtet Dederer. Nicht in allen Fällen war das Ergebnis positiv, es gibt auch Gülle, die 10 bis 15 % weniger als die Kalkulationswerte lieferte.


Überraschend ist, dass der Eigenstromverbrauch auch bei Gülleanlagen bei 6 bis 7 % einschließlich dem Strombedarf des Blockheizkraftwerkes relativ hoch ist. Anlagen mit Festmist und Nawaro- Einsatz kommen sogar auf 8,5 bis 10 %. „In der Kalkulation sollten Betriebe daher mit 9 % rechnen“, rät Dederer

Die Kosten für die Anlagen schwankten zwischen 350.000 und 900.000 Euro, der Schnitt lag bei 570.000 Euro. Laut Betriebszweitergebnis zeigten die Anlagen einen Gewinn von 0 bis 10 Cent pro Kilowattstunde. „Das Ergebnis hängt stark von den Investitions- und Substratkosten ab“, lautet Dederers Erfahrung.


Betreiber, die demnächst bauen wollen, sollten sich auf diese Zahlen nicht verlassen. Denn beim jetzt geltenden EEG 2014 liegt die Stromvergütung schon 1,5 Cent/kWh niedriger als noch im Jahr 2012. Dazu kommt, dass die Vergütung noch stärker sinken kann, wenn mehr als 100 MW Biogasanlagenleistung in Deutschland in einem Jahr dazu gebaut werden. „Daher müssen die zukünftigen Betreiber noch mehr Wert auf niedrige Investitionskosten legen“, so Dederer. Im Moment ist die Nachfrage allerdings relativ hoch, sodass die Generalunternehmer auch die Preise erhöht haben. Mit Blick auf das sich wahrscheinlich schon im Jahr 2016 ändernde EEG wollen viele Betreiber bis dahin noch ans Netz. Danach könnte sich auch im Kleinanlagensegment die Nachfrage deutlich abkühlen. 

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