Wenn man lange genug über ein vermeintliches Problem spricht, glaubt irgendwann jeder, es gäbe tatsächlich ein Problem. Anders lässt sich kaum erklären, warum die EU-Kommission nun Biokraftstoffe der ersten Generation wie Biodiesel oder Ethanol auf die Abschussliste gesetzt hat (EU will Biodiesel und Bioethanol nicht mehr fördern).
Jahrelang haben Umweltverbände wie Greenpeace oder der Bund für Umwelt und Naturschutz Biokraftstoffen die Schuld am Abholzen der Regenwälder gegeben. Die Theorie der Aktivisten geht so: Weil wir Europäer Rohstoffe für die Biospritproduktion anbauen, fehlt uns Fläche für den Anbau von Nahrungsmitteln und Futter. Die Lücke schließen wir, indem wir zum Beispiel mehr Soja aus Übersee importieren. Das führt aber dazu, dass die Landwirte dort Regenwald abholzen, um unseren höheren Rohstoffbedarf zu decken.
Bewiesen ist das nicht. Die Studienlage ist widersprüchlich und spricht sogar eher gegen diese Theorie. Was aber zählen Fakten, wenn – wie so oft – Umweltverbände und leider auch der Großteil der Bevölkerung felsenfest vom Gegenteil überzeugt sind?
Noch sind die Pläne zwar nur Vorschläge der Kommission, sollte das EU-Parlament bis Ende dieses Jahres diesen aber zustimmen, muss nicht nur die Biokraftstoffbranche den Schaden ausbaden. Betroffen sich auch Europas Landwirte.
Der Biokraftstoffmarkt hat eine enorme Bedeutung für die Versorgung heimischen Eiweißfutters. Wer diese Eiweißquelle stilllegt, kurbelt nur den Zufluss aus Übersee an. Man fragt sich, was genau die Kommission eigentlich genau damit bezwecken will: Den Eiweißanbau in Südamerika fördern und der heimischen Landwirtschaft angesichts der Preiskrisen weiteren Schaden zufügen?
Immerhin will Brüssel die Verwendung von Biokraftstoffen der zweiten Generation fördern, die aus Algen, landwirtschaftlichen Abfällen oder auch Klärschlamm gewonnen werden. Richtig so! Aber bitte dafür nicht die Biokraftstoffe der ersten Generation opfern. Das wäre ein großer Fehler.