In den vergangenen sechs Jahren hat sich die Anzahl der Biogasanlagen in Baden-Württemberg verdoppelt: Mittlerweile erzeugen rund 700 Anlagen Strom und Wärme. Die installierte elektrische Leistung ist sogar um das Siebenfache auf mittlerweile fast 200 Megawatt angestiegen. Darauf machte der baden-württembergische Landwirtschaftsminister, Rudolf Köberle, anlässlich der Frühjahrstagung des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) am Mittwoch (16. Februar 2011) in Karlsruhe aufmerksam.
Die Bioenergieerzeugung der Zukunft müsse aber nachhaltiger und effizienter gestaltet werden. "Deshalb müssen wir bei den Vergütungsanreizen des Erneuerbare Energie Gesetzes nachsteuern und die Forschung intensivieren. Bioenergie spielt eine Schlüsselrolle auf dem Weg ins regenerative Zeitalter", so Köberle.
Das Biomassepotenzial sei nicht unbegrenzt. Durch Fehlanreize in der Vergütungsstruktur des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sei es verstärkt zu Wettbewerbsverzerrungen und in der Folge zu regionalen Nutzungskonkurrenzen zwischen Nahrungsmittel- und Energiepflanzenerzeugung gekommen. So habe vor allem der bei der letzten Novellierung des EEG eingeführte Güllebonus in Regionen mit intensiver Viehhaltung zu einem Biogasboom und einem damit verbundenen Anstieg von Maisanbauflächen geführt.
Derzeit werde auf rund sechs Prozent der Ackerfläche des Landes Energiemais angebaut. Insgesamt habe die Silomaisanbaufläche mit rund 108.000 Hektar im vergangenen Jahr erstmals wieder das Niveau von Mitte der 1980er Jahre erreicht. Dennoch lasse sich regional eine Verdichtung der Maisanbauflächen beobachten, die zu Nutzungskonkurrenzen führe. In Baden-Württemberg sei dies vor allem im Südosten des Landes festzustellen, was sich unter anderem in höheren Pachtpreisen und einem veränderten Landschaftsbild zeige. Neben den Belangen von Natur und Umwelt gehe es daher auch um Akzeptanzfragen, die beim weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien einbezogen werden müssten.
"Unser Leitbild bei der Weiterentwicklung der Bioenergie in Baden-Württemberg ist die Biogaserzeugung, die überwiegend in bäuerlicher Hand erfolgt. Sie ist am besten an die kleinteilige Agrarstruktur unseres Landes angepasst und kann Potenziale vor Ort besser nutzen", sagte der Minister. Hier setze man auf vielfältige Kooperationsprojekte der Akteure vor Ort. Durch entsprechende Konzepte einer Kraft-Wärme-Kopplung gebe es in Baden-Württemberg beispielsweise immer mehr Bioenergiedörfer, die weitgehend energieautark agieren und sich selbst mit Strom und Wärme versorgen könnten. Dezentrale Energieversorgungsstrukturen seien daher ein wichtiger Entwicklungspfad.
"Wir fordern neben der Entkopplung des Güllebonus vom Bonus für nachwachsende Rohstoffe einen Ausbau der Wärmenutzung sowie einen wirksamen Landschaftspflegebonus. Wir wollen aber weiterhin eine nach Anlagengröße gestaffelte Vergütung, denn aus baden-württembergischer Sicht hat die bäuerliche Biogaserzeugung Vorrang", forderte der Minister. Kleine Biogasanlagen sollten daher stärker gefördert werden als große.